© iStock ./ piskunov |
||||
Yetnebersh Nigussie , Inklusionsaktivistin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises 2017
Zusammen wachsen
Die größte Gefahr für unsere Wirtschaft und Gesellschaft ist die Exklusion von Menschen . Wir haben früher in klassenlosen und inklusiven Gesellschaften gelebt , aber als die Weltbevölkerung anwuchs , wurde leider Exklusion zur Norm . Am schwierigsten ist es , Denkweisen zu verändern , und das ist genau das , was ich erreichen will . Die Menschen müssen eine inklusive Denkweise entwickeln , um die gesellschaftliche Vielfalt als positiv zu sehen . Hier müssen wir bereits bei Kindern im frühen Alter beginnen . 32 Millionen Kinder mit Behinderungen gehen in Entwicklungsländern
|
nicht in die Schule . Inklusive Bildung – also gemeinsame Bildung für Kinder mit und ohne Behinderungen in denselben Klassenzimmern – ist die effektivste Methode , weil sie meiner Meinung nach der beste Weg in zweierlei Hinsicht ist : Wir schaffen damit die Trennung von Menschen mit und ohne Behinderungen ab . Und Millionen Kinder mit Behinderungen weltweit können endlich zur Schule gehen – weil sie Schulen in ihrer Umgebung besuchen können . Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich , dass Bildung ein Wendepunkt in meinem Leben war , der meine Blindheit in eine Chance verwandelte . Millionen von jungen Menschen mit Behinderungen wollen und können lernen und arbeiten . Doch indem man sie davon abhält , können sie weder für sich sorgen , noch tragen sie zu einer erfolgreichen Wirtschaft bei – was einen Milliardenverlust gerade für einkommensschwache Länder bedeutet . |
Wolf Allihn , Leser
Wir alle sind gefragt
Materielles , Äußeres möchte ich nicht verändern , sondern eher das kritische Denken der Menschen dahingehend stärken , dass sie nicht alles , was ihnen an Fake News und Parolen vorgeblasen wird , für bare Münze nehmen , sondern nach gründlicher Sachinformation Vorurteile durchschauen und Kritik und Klarstellung auch zur Geltung bringen . Ich möchte , dass der Mensch als Bürger , wenn er ein Problem hat , zuerst fragt , was er selber tun kann , um sich zu helfen . Und dass er tätig wird und das verändert , was er anders haben möchte . Der soziale Impuls ist missverstanden , wenn immer
|
gleich eine übergeordnete anonyme Organisation für die eigene Schlaffheit einstehen soll . Wünschenswert wäre auch , wenn die Menschen ihre geistigen Ansprüche nicht auf dem niedrigsten Niveau einparken und sich mit dem trivialsten , oberflächlichsten und lautesten Angebot zufriedengeben würden , sondern sich dem scheinbar Schwierigen und Anspruchsvollen zuwenden . Eine Entwicklung zur sprichwörtlichen „ Life-long-learning “ -Bereitschaft wäre dabei sehr hilfreich . Wie ich das erreichen kann ? Indem ich durch Sprechen und Schreiben – zum Beispiel durch Leserbriefe wie diesem – Aufklärung leiste , kritisch Stellung nehme und zur sachlichen Stellungnahme anrege . Dabei versuche ich , mich nicht durch gleichmacherische und falschen Frieden fordernde Einwände einschüchtern zu lassen . Freilich braucht es dazu Mut und Standhaftigkeit , über die ich nicht immer verfüge . |