+3 Magazin März 2017 | Page 6

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Michael Weyrich , Direktor Institut für Automatisierungstechnik und Softwaresysteme , Universität Stuttgart
Effizienz im Cyberspace
Die Vernetzung der Welt über das Internet erfordert viel Energie . Rechenzentren , Pads , Smartphones und zukünftig jede Menge Chips in
Geräten sind hierzu vonnöten . Allerdings verändert sich durch die Omnipräsenz des Cyberspace die Art und Weise , wie wir leben und arbeiten , dramatisch . Durch das Zusammenführen von Informationen aus dem Internet und der mobilen Kommunikation einerseits und durch die Verbindung zur physischen Welt andererseits entsteht eine Doppelrealität . In der Forschung geht man heute davon aus , dass im kommenden Internet-der-Dinge eine Art „ digitaler
Zwilling “ von allen physischen Entitäten entsteht . Es geht dann um cyber-physische Systeme , bei denen die vernetzten Informationen mit den physischen Gegenständen verschmelzen . Viele Tätigkeiten , die wir heute verrichten , werden wir zukünftig in einer digitalen Welt durchführen . Wenn man die industrielle Produktion betrachtet , so kann man davon ausgehen , dass die Prozessund Lieferketten digital optimiert werden . Die Logistik etwa kann noch
effizienter organisiert werden , Routenplanung und Just-in-time-Lieferung sind besser möglich als heute . Man kann erwarten , dass dadurch die Ressourcen effizienter genutzt werden . So gesehen erlaubt das Internet eine verbesserte Organisation in Industrie und Alltagsleben . Vielleicht können wir in Zukunft sogar unseren digitalen Avatar losschicken , der im Cyberspace die Dinge für uns regelt – energieeffizient natürlich .
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT , ALSO EINE ANZEIGE
Sieglinde Gründamm , Leserin
Die meisten Navigationssysteme nutzen das Internet . Damit können sie nicht nur Umleitungen , sondern auch alle aktuellen Staus miteinbeziehen , Alternativrouten berechnen und dazu beitragen , dass wir auf den Straßen weniger Emissionen ausstoßen und grüner vorankommen .
Franz Josef Radermacher , Professor für Datenbanken und Künstliche Intelligenz , Universität Ulm
Immer mehr Aktivität
Das Internet hat in relativ kurzer Zeit die Welt verändert wie keine Technologie zuvor . Fragt man nach der ökologischen , der grünen Seite dieser Revolution , ist die Antwort schwierig . Sieht man die Umweltbelastungen der modernen IT-Welt , etwa Energiebedarf und die Klimaeffekte , so sind die Belastungen relativ gering , wenn man sie im Verhältnis zu dem sieht , was ökonomisch oder lebenspraktisch ermöglicht wird . Es wird also mit hoher Effizienz gearbeitet , wenn man das mit früheren Ansätzen zur Erreichung derselben Ziele vergleicht . Allerdings schlägt hier wie immer ein Bumerang-Effekt zu , denn ein entsprechendes Leistungsspektrum wäre ohne die moderne IT gar nicht realisierbar . Und damit würden auch sehr viele Reisen , Planungen , Aktivitäten von immer mehr Menschen und die damit verbundenen Transportvorgänge und Materialverbräuche gar nicht erst stattfinden . IT und das Internet stehen im Zentrum eines Wachstumsprozesses , der insbesondere die Explosion der Weltbevölkerung und immer mehr Aktivitäten von immer mehr Menschen hervorbringt . Wenn die IT-Revolution zu einer „ grünen “ Zukunft beitragen soll , bedürfen die globalen Effekte der IT und des Internets einer globalen Regulierung und einer Global Governance , die konsequent die Umwelt schützt , auch in internationalen Konkurrenzprozessen in Märkten . Dazu müssen unter anderem die Umweltkosten konsequent in das ( welt- ) ökonomische System inkorporiert werden . Das fehlt heute .
Dr . Daniel Holz , Managing Director SAP Deutschland SE & Co . KG
Die Zukunft der Cloud ist grün
Da immer mehr Unternehmen ihre Geschäftsprozesse in die Cloud verlagern , werden Rechenzentren zum zentralen Bestandteil der IT-Infrastruktur . Durch die Nutzung grüner Cloud-Dienste können Unternehmen ihre Treibhausgasemissionen erheblich reduzieren .
STEIGENDER ENERGIEBEDARF
2015
2020
2025
Ein beachtlicher Teil der Treibhausgasemissionen fällt inzwischen in Rechenzentren an , da immer mehr Unternehmen Cloud-Dienste in Anspruch nehmen und dadurch der Energieverbrauch in diesen Zentren steigt . So sind auch bei SAP die Rechenzentren , die für unsere Cloud- Services genutzt werden , für einen Großteil des Energieverbrauchs im Unternehmen verantwortlich . Und ihre Nutzung wächst rasant . Ein guter Grund also , weshalb sie einen Schwerpunkt unserer Aktivitäten zur Emissionsverringerung bilden . SAP hat sich zum Ziel gesetzt , die Treibhausgasemissionen , die im operativen Geschäft direkt und indirekt anfallen , bis 2020 auf das Niveau des
Das
Jahres 2000 zu reduzieren . Für unsere Gebäude , den Betrieb unserer Rechenzentren und unsere Infrastruktur haben wir daher Maßnahmen eingeführt , um die Energieeffizienz weiter zu verbessern . So hatte beispielsweise 2016 eines unserer Hauptrechenzentren in St . Leon- Rot einen sehr effizienten Power- Usage-Effectiveness-Faktor ( PUE ) von 1,35 . Außerdem haben wir unsere Unternehmensstrategie eng mit unserer Umweltstrategie verzahnt . Seit 2014 beziehen die von SAP betriebenen Rechenzentren 100 Prozent ihrer Energie aus erneuerbaren Energiequellen . Emissionen werden durch den Zukauf von Zertifikaten für erneuerbare Energien ausgeglichen . Das Resultat : Seit 2015 liegen die Netto-Emissionen unserer
Rechenzentren
Fest- und Mobilfunknetz
Computerendgeräte
Smartphones und Tablets
0 200 400 600 800 1000 in Milliarden kWh pro Jahr v e r braucht die Cloud weltweit
Quelle : Borderstep
Rechenzentren in Europa und weltweit komplett ausgeglichen bei null . Auf diese Weise haben wir die „ Green Cloud “ geschaffen – eine klimaneutrale , „ grüne “ Wolke .
Software unterstützt bei nachhaltigeren Abläufen
Doch für SAP ist es nicht nur damit getan . Ebenso wichtig ist es uns , unseren über 345.000 Kunden in 190 Ländern dieser Welt zu nachhaltigeren Abläufen zu verhelfen . Der weitaus größere Teil der gesamten Emissionen entsteht im laufenden Geschäftsbetrieb , der durch
Software unterstützt und ermöglicht wird . Tatsächlich beträgt der CO 2 - Ausstoß dort rund das 20-fache unseres eigenen Netto-CO 2 -Fußabdrucks . Wenn das Konzept der grünen Cloud konsequent zu Ende gedacht werden soll , müssen ihre Nutzer also stets mit eingebunden werden . Deshalb haben wir eine Strategie für nachgelagerte Emissionen erarbeitet , die unsere Kunden , Hardwareanbieter und andere Partner bei der Emissionsminderung unterstützen soll . Der direkteste Weg , wie wir ihnen bei der Verringerung ihres Energieverbrauchs und ihrer Emissionen helfen können , ist naheliegender Weise die Verwaltung ihrer SAP-Systeme mithilfe von Cloud-Diensten , die wir über unsere grüne Cloud bereitstellen . Darüber hinaus können Unternehmen mit Hilfe moderner Softwarelösungen ihre Ressourcen , wie zum Beispiel den Stromverbrauch , effizient managen . So kann beispielsweise die In-Memory-Echtzeitplattform SAP HANA einen entscheidenden Beitrag zur Verringerung von Treibhausgasemissionen liefern . SAP HANA kombiniert Analysen und Transaktionen und ermöglicht es so , dass Abläufe verschlankt , Systemlandschaften vereinfacht und der Energieverbrauch gesenkt werden können . Wir arbeiten zudem mit unseren Kunden an der weiteren Optimierung ihrer IT- Landschaften im eigenen Unternehmen , um den Energieverbrauch ihrer vorhandenen Systeme zu drosseln . Mögliche Maßnahmen sind hierbei die Abschaltung von Altsystemen , die Archivierung ungenutzter Daten , die Konsolidierung von Unternehmensanwendungen sowie die Virtualisierung von Systemlandschaften . Bei alledem kann die grüne Cloud nur ein wichtiger Bestandteil eines Gesamtkonzepts sein , das die ökologische Leistung eines Unternehmens betrachtet . Es gilt , den Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen über die gesamte Wertschöpfungskette zu analysieren und anhand verschiedener Kennzahlen kontinuierlich zu messen und zu verfolgen . Auch wenn Unternehmenssoftware zunächst zu einem höheren Stromverbrauch im Rechenzentrum führen mag , so ist sie doch ein unentbehrliches Hilfsmittel , um den Schritt zu einem nicht nur ökonomisch , sondern auch ökologisch leistungsfähigen Unternehmen zu verwirklichen .