+3 Magazin Mai 2019 | Page 6

+1 › Philipp Sattler, Geschäftsführer Stiftung Die Grüne Stadt Grüne Infrastruktur In Zeiten des Klimawandels wird Stadtgrün zum überlebenswichtigen Faktor für unsere Zukunft. Ange- sichts von Verstädterung und Nach- verdichtung ist die Erhaltung und Erweiterung von urbaner Natur der Garant für Artenvielfalt, die Basis für Sport, Erholung und Entspan- nung und das Gegengewicht zu Hit- ze und Trockenheit. Attraktive und gut gepflegte Grünflächen sind dazu soziale Begegnungsorte, an denen sich kulturelles Leben ohne Konsum- zwang und echte gesellschaftliche Teilhabe entwickeln kann. Ein städ- tisches grünes Wohn- und Arbeits- umfeld steigert die Lebensqualität und schafft konkret messbare Werte: Investitionen in Grün erzeugen di- rekte Einsparungen bei Gesundheit und Sicherheit. Ein grünes Arbeits- umfeld führt zu weniger Krankmel- dungen und größerer Kreativität und Effizienz. Wohnen im Grünen steigert die Zufriedenheit und den verantwortlichen Umgang mit dem eigenen Quartier und mindert Van- dalismus. Dazu animiert Stadtgrün nachweislich zu sportlicher Betäti- gung und aktiver Freizeitgestaltung. Konkret: Natur muss als „grüne In- frastruktur“ tragender Bestandteil zukünftiger Stadtentwicklung sein: als Dach-, Fassaden- und Innenhof- grün, das beim Neubau von Anfang an mitgebaut und im Bestand intel- ligent nachgerüstet wird. Als grüne Wiederbesiedlung von grauen Fir- mengeländen und Verkehrsräumen. Als grüner Rahmen von Schnelltras- sen für Rad- und Fußwege. Als grü- ne Perlenkette von Straßenbäumen. Kurz: als mehr grüne Stadt. TEURES WOHNEN Der Druck auf den Wohnungsmarkt steigt 6 Markus Kern, Leser Harmonische Vielfalt Räumt mal auf Alt und Jung, Laut und Leise, Arm und Reich leben auf engstem Raum nebeneinander. Die Vielfalt macht das Stadtleben erst lebenswert und herausfordernd zugleich. Die Stadt gehört uns allen, die wir in ihr wohnen. Jeder Bewohner sollte aus Respekt den anderen und sich selbst gegenüber darauf achten, die Stadt sauber zu halten und seinen 59% 82% 67% 89% 79% Aus meinem Umfeld bekomme ich mit, wie schwer bezahlbarer Wohnraum zu finden ist Ich nehme starke Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt wahr 41% 27% 46% 45% 60% Meine Ausgaben für Wohnraum belasten mich deutlich stärker als vor fünf Jahren Gesamt Amelie Richter, Leserin 77% Ich bin in den letzten fünf Jahren aktiv auf Wohnungssuche gewesen Nur Personen, die in den letzten fünf Jahren auf Wohnungssuche waren Nur Mieter Quelle: infratest dimap Müll ordnungsgemäß entsorgen. Die Stadtsauberkeit ist nämlich der wich- tigste Gradmesser für Lebensquali- tät. Die Vermüllung des öffentlichen Raumes sollte meiner Auffassung nach verschärft geahndet werden. Die Stadt gehört mir genauso wie Ih- nen. Es kommt auf jeden Einzelnen von uns an, damit wir es alle gut ha- ben. Schon Goethe wusste: „Ein jeder kehre vor seiner Tür, und rein ist je- des Stadtquartier.“ DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE KLIMANEUTRAL UND LEBENSWERT: WAS DEUTSCHE STÄDTE VON KOPENHAGEN LERNEN KÖNNEN Immer mehr Menschen wollen in der Stadt leben. Der Bedarf an Wohnraum, Infrastruktur und Energie steigt. Die Vision von mehr Lebensqualität in den Zentren und klimafreundlichen Lösungen scheint in weite Ferne zu rücken. Doch nachhaltiger Wandel ist möglich, wenn vernetzt geplant wird. Deutschlands nordischer Nachbar macht es vor. Kopenhagen gehört zu den beliebtesten Städten weltweit. Doch vor nicht allzu langer Zeit sah das anders aus: „Noch in den Achtzigerjahren war Kopenhagen eine unattraktive Industriestadt. Menschen zogen nach außerhalb, um der Luftverschmutzung im Zentrum zu entgehen“, berichtet Dieter Grau, Experte für lebenswerte Städte bei Ramboll. Ein wesentlicher Faktor für die Erfolgsgeschichte der Stadt war die Umstellung des Verkehrs. Wo früher Parkplätze waren, prägen heute modernste Radwege und Parks das Stadtbild. Klimaanpassung & Wohnqualität VERNETZTE PLANUNG Ramboll hat diesen Wandel mitbegleitet. Das Beratungsunternehmen hat rund die Hälfte der Radwege in der dänischen Hauptstadt geplant und bei der Umsetzung der Metro eine entscheidende Rolle gespielt. Durch kurze und vernetzte Wege kommen Bürger unkompliziert und schnell von A nach B – egal, ob auf dem Rad oder im ÖPNV. Die CO2-Einsparungen sind enorm. „Die Investition in Radwege und den öffentlichen Nahverkehr ist immer auch eine in das Klima und die Lebensqualität einer Stadt“, sagt Grau. Doch die Vision der dänischen Planer geht weiter: Sie denken klimabewusste Landschaftsarchitektur, die Beteiligung von Bürgern und intelligente Energiesysteme mit. BLAU-GRÜNE INFRASTRUKTUR Durch den Klimawandel nehmen extreme Wetterereignisse zu. Die städtische Kanalisation stößt an ihre Grenzen und es kommt es zu Überflutungen. „Deshalb konzeptionieren wir Parks und Plätze Smarte Mobilität mit Rückhalteflächen. Kommt es zu Starkregen, kann Wasser dort gestaut und Hochwasser verhindert werden“, erklärt Grau das Prinzip. Diese Orte dienen auch als Gemeinschaftsraum. Wasserflächen, Bäume und Pflanzen tragen zur Luftreinheit bei und verhindern Hitzeinseln. profitieren und die Erfolgskonzepte nach Deutschland holen“, so Grau. Bürger sparen sich zum Beispiel Wartezeiten und die Anfahrt zur Behörde, wenn Standardanträge digitalisiert sind. Ämter profitieren, weil die Arbeitsbelastung sinkt und mehr Zeit für Bürgernähe bleibt. BÜRGER BETEILIGEN – VERWALTUNGEN BEGLEITEN Bürger bei der Planung solcher Projekte einzubinden ist eine große Chance: So können kommunale Entscheider sicher sein, dass die Bürgerschaft die Veränderungen mitträgt. Die Ramboll-Experten haben schon viele Beteiligungsprozesse erfolgreich durchgeführt und beraten Städte. Denn durch Klimawandel, demografische Veränderungen und Digitalisierung steigen die Anforderungen an die Verwaltungen. Ramboll begleitet sie bei dem Prozess und erarbeitet mit ihnen lokale Lösungen. Im Bereich der Digitalisierung ist Dänemark Vorreiter: „Wir können von den Erfahrungen INTELLIGENTE ENERGIESYSTEME Auch zum Thema Energiewende gibt es viel zu tun: Die Wärmeversorgung macht über die Hälfte des Endenergieverbrauchs aus, es wird aber fast nur in den Stromsektor investiert. Gerade auf kommunaler Ebene gibt es Potenziale: Ein Überschuss an Windenergie könnte mittels Wärmepumpen leicht in das Wärmenetz eingespeist werden. Auch hier dient Kopenhagen als Vorbild. Energie- und Wärmeversorgung werden konsequent im Kontext der Verkehrs- und Stadtentwicklung mitgedacht. Damit arbeitet die Stadt auf das Ziel hin, bereits im Jahr 2025 eine neutrale Klimabilanz auszuweisen. Ramboll begleitet diesen Prozess seit vielen Jahren. Digitale Verwaltung Intelligente Energiesysteme