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WAS IST DIE ZUKUNFT
DER LANDWIRTSCHAFT?
WIR FRAGEN:
... und was ist
Ihre Meinung?
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Nur neun Prozent der rund 280.000 deutschen
Landwirtschaftsbetriebe werden von Frauen geführt.
Quelle: Deutscher Bauernverband
Joachim Rukwied,
Präsident Deutscher
Bauernverband (DBV)
Wandel mit Verlass
Ohne Veränderung geht es nicht – das
wissen auch wir Landwirte. In einer
Gesellschaft, die immer mehr Umwelt-
und Klimaschutz einfordert, muss
auch die Landwirtschaft ihre Verant-
wortung übernehmen. Deshalb hat der
Deutsche Bauernverband eine eigene
Klimastrategie entwickelt, in der wir
uns selbst Emissionsreduktionsziele
setzen, und mit unserer Ackerbaustra-
tegie wollen wir den Einsatz von
Dünger und Pflanzenschutzmitteln
noch weiter reduzieren. Denn auch
wir brauchen sauberes Grundwasser
und Artenvielfalt. Wir übernehmen
unseren Teil der Verantwortung: Im
© iStock./pixdeluxe
vergangenen Jahr haben die deutschen
Bauern etwa über 230.000 Kilometer
Blühstreifen als Nahrung und Le-
bensraum für Insekten angelegt – ein
Band, das fast sechs Mal um die Erde
reicht. Schon jetzt werden von Bauern
etwa 1,4 Millionen Hektar ökologische
Vorrangflächen geschaffen, was in
etwa der Fläche Schleswig-Holsteins
entspricht. Trotzdem kann die Land-
wirtschaft noch mehr machen. Doch
bei allem Wunsch nach Veränderung
ist es entscheidend, dass die Balance
zwischen Ökologie und Ökonomie er-
halten bleibt. Veränderungen hängen
immer unmittelbar an den Investiti-
onen der Bauern und diese müssen
auch in den Bilanzen darstellbar sein.
Deshalb sagen wir: Wandel braucht
Verlässlichkeit – sowohl bei den poli-
tischen Rahmenbedingungen als auch
an der Ladentheke. Wir Bauern sind
bereit, die Zukunft der Landwirtschaft
umwelt- und klimafreundlich zu ge-
stalten.
Philipp Duelli,
Junglandwirt und
Hofnachfolger
Bauer sein verbindet
Einerseits sollen wir ökologischer ar-
beiten: weniger düngen, Wiesen we-
niger mähen und die Felder mit Bi-
bern und Wölfen teilen, auch wenn
Nutztiere darunter leiden. Anderer-
seits wächst die Bevölkerung und ihr
Bedarf an Lebensmitteln. Und nicht
jeder kann und will sich das Fleisch
meiner Mutterkuhherde leisten, des-
sen Preis einiges über dem Discoun-
ter-Durchschnitt liegt. Kaum anders
sieht es mit unserer Biogasanlage aus.
Atomkraft und Kohle sollen einge-
stellt werden. Zugleich muss ich un-
sere ökologische Wärme- und Strom-
produktion bald drosseln, weil sich
mit geringerer Förderung nicht wirt-
schaftlich arbeiten lässt. Solche Ge-
gensätze frustrieren. Landwirte geben
auf. Wer weitermacht, wird größer. Es
passiert genau das, was die Bevölke-
rung nicht möchte. Produzieren wir in
Zukunft nur noch halb so viele deut-
sche Lebensmittel – diese allerdings
biologisch – und kaufen anderswo
günstige zu, die nach geringeren Stan-
dards produziert wurden? Nein, sicher
wird mehr als bisher ökologisch er-
zeugt, doch der Großteil wird konven-
tionell erwirtschaftet: so ertragreich
und ökologisch wie möglich. Das geht
mit verbessertem Technikeinsatz und
Forschung im Pflanzenbau. Ich wer-
de meine Mutterkühe weiter extensiv
auf Weiden aufziehen und das Fleisch
direkt vermarkten. Zugleich wird auf
unseren Feldern mit intelligent einge-
setztem Dünger und Pflanzenschutz-
mitteln die beste Ernte wachsen. Kon-
ventionell und ökologisch sind keine
Gegensätze, sie ergänzen sich.