+3 Magazin Juli 2019 | Page 19

+3 Ingo Fietze, Leiter Schlafmedizinisches Zentrum, Charité Berlin Lebe und schlafe Schlaf gehört nicht zur Lebensqualität, er bestimmt sie. Wir streben nach op- timaler Fitness und gesunder Ernäh- rung, vernachlässigen dabei aber den Schlaf. Wenn man gesund schlafen will, dann braucht man dafür 7,5 bis 8 Stunden pro Nacht. Schaffe ich nicht, werden viel sagen. Aber hier ist es wie mit der Fitness. Ich muss nicht jeden Tag Sport treiben, 2,5 bis 5 Stunden die Woche reichen aus. Beim Schlaf sind es 52,5 bis 56 Stunden. Die schafft man, wenn man an freien Tagen Schlaf nachholt. Man kann nachschlafen, zu- mindest im Wochenverlauf. Mit einem Ihr Name, Leserin gesunden, ausreichenden Schlaf geht man erfrischt und gut gelaunt in und durch den Tag, ist leistungsfähig und sieht gut aus. Ein Schlafdefizit – da reicht schon eine kurze Nacht von weni- ger als sechs Stunden aus – macht müde, schlechte Laune, mindert Konzentrati- on, Gedächtnisleistung und Reaktions- schnelligkeit und man sieht müde aus. Ein chronisches Schlafdefizit ist auch noch ungesund, für Herz und Kreis- lauf, Gehirn, Immunsystem, Knochen und Muskeln sowie den Stoffwechsel. Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Depression, Diabetes oder Krebs haben mit Lebensqualität erst recht nichts zu tun. Daher sollten die gesunden Schlä- fer zumindest sechs Stunden schlafen. Die vielen sensiblen Schläfer haben zu- sätzlich auf Schlafkomfort, eine ruhige, dunkle und wohltemperierte Umge- bung zu achten und die vielen Schlafge- störten sollten rechtzeitig Hilfe suchen. Schlafqualität geht uns alle an. Susanne Meister, Leserin Urlaub für die Seele Was ist Ihre Meinung? Schreiben Sie uns Ihre Antwort und viel- leicht erscheinen Sie im nächsten Heft. Mia Marie Dünkel, Leserin Ich engagiere mich Jeden Freitag mit vielen anderen Schülerinnen und Schülern an den Fridays-for-Future-Demonstrationen teilzunehmen, steigert meine Lebens- qualität im Moment. Ich habe Spaß daran, mit anderen gemeinsam für eine bessere, lebenswerte Zukunft zu streiten, und die Hoffnung, dass wir wirklich etwas erreichen können. Für mich bedeutet schon das alleini- ge Nachdenken über Lebensqualität ein Stück Lebensqualität. Das ziel- lose Kreisenlassen der Gedanken in einer entspannten Mußestunde trägt meiner Meinung nach nicht nur zum Erhalt der geistigen Gesundheit bei, sondern wirkt zudem ungemein be- lebend, wenn man ungestört nichts anderes vernimmt als das Echo der eigenen Ideenwelt. In unserer be- triebsamen und hektischen Zeit ist die Gelegenheit selten geworden, sich al- lein der ungezügelten Kontemplation hinzugeben. Die wenigsten schaffen es noch, nur mit sich selbst beschäftigt zu sein. Viele sind einem ständigen Reiz ausgesetzt. Einen Tag lang nichts schaffen zu müssen und dem Drang zu widerstehen, sich durch externe Un- terhaltungsquellen berieseln zu las- sen, das ist für mich Lebensqualität. 19 Felix Nimmich, Leser Mach’s dir schön Die Frage nach der Lebensqualität ist wie bei vielen anderen Sachen sehr in- dividuell. Für einen fängt sie abends nach dem Arbeitstag an, wenn er im Sitzen essen darf und ein weiches Bett hat. Für den anderen ist die Lebens- qualität schon massiv eingeschränkt, wenn im Fünf-Sterne-Hotel am Gar- dasee die Handtücher nicht weich und weiß genug sind. Für die Men- schen mit begrenzten Möglichkei- ten kann die Lebensqualität bereits durch Barrierefreiheit im öffentlichen Monika Kellerer, Präsidentin Deutsche Diabetes- Gesellschaft (DDG) Wissen, was man isst Lebensqualität bedeutet für Menschen mit Diabetes mellitus, ein möglichst normales Leben mit der Erkrankung zu führen und möglichst keine Fol- geerkrankungen zu erleiden. Um die Erkrankung diszipliniert zu managen, müssen die Betroffenen täglich viele Hürden nehmen. Insbesondere Men- schen mit einem drohenden oder be- reits diagnostizierten Diabetes Typ 2 können selbst sehr viel beitragen und mit einem ausgewogenen Lebensstil – also gesunder Ernährung, Bewe- gung und bei Bedarf Gewichtsreduk- tion – ihre erhöhten Zuckerwerte im Blut reduzieren. Diese Maßnahmen können auch helfen, eine Medikamen- tengabe anfangs zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Doch nicht immer liegt es nur an den Betroffenen selbst, einem Diabetes Typ 2 optimal vorzubeugen. Auch die Unterstützung durch gesellschaftliche und politische Maßnahmen ist notwendig, um eine Raum bedeutend steigen. Ich persön- lich versuche, die schönen Momente zu schätzen und kreiere mir damit meine Lebensqualität selbst. Ein frei- er Tag mit der Familie, ein Plausch mit den Nachbarn, ein Abendessen mit Freunden liefert einen Grund für Zufriedenheit. Sogar eine lange Auto- fahrt in den Urlaub mindert die Le- bensqualität nicht, wenn ich Freude an der Gesellschaft habe und dankbar für die Möglichkeit des Verreisens bin. Lebensqualität ist immer eine re- lative Sache, der kleinste gemeinsame Nenner ist aber die Gesundheit, die zu jedem Geburtstag und nach jedem Niesen gewünscht wird. gesündere Umgebung zu schaffen. Ein Schritt in diese Richtung könn- te eine Lebensmittelkennzeichnung mit dem wissenschaftlich geprüften Nutri-Score sein: Für jedes verpack- te Lebensmittel werden aus eher günstigen Inhaltsstoffen wie Obst, Gemüse und Ballaststoffen und eher ungünstigen Inhaltsstoffen wie Zu- cker, Salz und gesättigten Fettsäuren ein Gesamtpunktwert ermittelt, der sogenannte Score. Dies schafft Über- sichtlichkeit für den Verbraucher und kann schließlich zu einer gesünderen und besseren Lebensqualität für alle beitragen. Wir hoffen, dass die Politik bald eine effektive Lösung findet. Sven Grand, Leser Fest im Sattel Meinen täglichen Arbeitsweg – acht Kilometer hin und zurück – mit dem Fahrrad zurückzulegen, steigert mei- ne Lebensqualität. Und das auch bei schlechtem Wetter und auf schlechten Radwegen. Um es mit Henry Miller zu sagen: „Wenn ich radfuhr, wurde ich er- quickt, belehrt und gesalbt. Vive le vélo!“ Anzeige ›