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WIE VIEL TIER BRAUCHT
DER MENSCH?
WIR FRAGEN:
... und was ist
Ihre Meinung?
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In Schleswig-Holstein dürfen zwischen 1. April und 31. Oktober keine
Hunde mit an den Strand gebracht werden – die Ausnahme bilden
eigens deklarierte Hundestrände. Quelle: Landesnaturschutzgesetz Schleswig-Holstein
© iStock./StudioThreeDots
Kurt Kotrschal,
Verhaltensbiologe
und Gründer
Wolf Science Center,
Veterinärmedizinische
Universität Wien
Gewachsene Bindung
Menschen sind biophil, also nahezu
instinktiv an Tieren und Natur inter-
essiert. Das zeigen klar die Säuglinge
aller Kulturen, deren Aufmerksam-
keitsspannen am höchsten gegenüber
Tieren sind. Damit definieren sie eine
wichtige Bedingung für ihr gelingen-
des Aufwachsen, sie zeigen damit aber
auch, dass die Beziehungen zu ande-
ren Tieren in der Evolution des Men-
schen besonders wichtig gewesen sein
müssen. Schließlich ist es gar nicht
so lange her, dass wir uns aus affen-
artigen Vorgängern entwickelt haben.
Altsteinzeitliche Menschen jagten
Tiere, pflegten aber auch spirituel-
le Beziehungen zu ihnen und hielten
bereits Kumpantiere – beispielsweise
schon vor 35.000 Jahren die aus Wöl-
fen hervorgegangenen Hunde. Die
menschliche Natur entstand in der
Tierbeziehung. Heute legen Daten
zur Bedeutung von Kumpantieren für
Gesundheit und Wohlbefinden tat-
sächlich nahe, dass Menschen an ein
Leben mit anderen Tieren angepasst
sind. Positive Wirkungen reichen von
der Entwicklung einer resilienten Psy-
che über die Ausbildung eines gesun-
den Mikrobioms bis zu einem nicht zu
Allergien neigenden Immunsystem.
Das Bedürfnis nach einem Leben mit
Tieren zeigt sich auch in der weltweit
mit der Urbanisierung zunehmenden
Haltung von Hunden und Katzen.
Menschen und Tiere können zu ech-
ten Sozialpartnern werden, weil ihr
Verhalten ähnlich organisiert ist, weil
sie die Grundemotionen und ein weit-
gehend identisch funktionierendes
soziales Gehirn teilen.
Eisbärin Victoria,
Bewohnerin des
Hamburger Tierparks
Hagenbeck
Wir haben nur
eine Erde
Die Natur ist ein außerordentlich kom-
plexes System. Pflanzen, Tiere, Men-
schen, Luft, Wasser und Klima wir-
ken zusammen. Verändert sich dieses
Miteinander zu stark in zu kurzer Zeit,
kommt alles ins Wanken. Der Mensch
hat sich sehr lange keine Gedanken um
mögliche Auswirkungen seines Verhal-
tens gemacht, daher machen Tiere wie
ich durch unsere bloße Präsenz darauf
aufmerksam. Ich bin Eisbärin Victo-
ria, 18 Jahre alt, wohne im Hamburger
Tierpark Hagenbeck und bin von Beruf
Botschafterin. Ich finde es wichtig, dass
die Menschen ihre Mitbewohner auf der
Erde, die Gefahr laufen, zu verschwin-
den, selbst erleben können. Der Lebens-
raum meiner Artgenossen ist ein gutes
Beispiel: Die Klimaerwärmung lässt das
arktische Eis schmelzen. Wir Eisbären
können die langen Winter nicht mehr
auf dem Packeis verbringen und Robben
jagen. So fressen wir uns normalerweise
eine dicke Fettschicht an. Unterernährt
sind Eisbärinnen jedoch nicht mehr in
der Lage, Nachwuchs aufzuziehen. Sie
haben einfach keine Milch, um ihn zu
ernähren. So dreht sich die Spirale von
Ursache und Wirkung und endet mit
einer tierischen Katastrophe. Aus un-
terschiedlichen Gründen sind Tierarten
von solchen Katastrophen bedroht, zum
Beispiel die Sibirischen Tiger, die Asia-
tischen Elefanten, Orang-Utans und lei-
der noch viele weitere. Liebe Menschen,
ihr braucht viel mehr Tier, als ihr für
möglich haltet. Wir teilen uns den Le-
bensraum auf der Erde. Gebt uns allen
eine Chance!