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Moderne Zeiträuber
Die Entwicklung des menschlichen
Zeitgefühls hat mit der Integration
sensorischer Informationen in unse-
rem Gehirn zu tun und als solche un-
terliegt sie neuronalen Mechanismen.
Als Konstrukt unseres Gehirns ist Zeit
eine Illusion. Sie hilft uns, Ereignisse
aus unserem Leben sinnhaft aufein-
ander beziehen zu können und für die
Zukunft zu planen. Junge Menschen,
die mit dem Internet aufgewachsen
Eva Lücke, Leserin
Sinnvoll gefüllt
Mein Arbeitsleben liegt einige Jah-
re hinter mir. Man sollte also meinen,
dass ich alle Zeit der Welt habe, um was
auch immer zu tun und zu lassen. Es ist
aber so, dass ich das einerseits nicht nur
tun konnte, sondern auch getan habe:
etwa ein nachberufliches Studium, um
nur ein Beispiel anzuführen. Damit
ergab sich dann wieder eine Zeitein-
teilung. Mit erneutem Eintritt in einen
Chor, der Anmeldung zum Bogenschie-
ßen und der Geburt meines Enkels
waren die Tage, Wochen und Monate
dann ähnlich belegt, wie vorher im Be-
ruf, und sie sind es nach wie vor. Was
soll ich sagen? Ich glaube, ich möchte
von meinen „Pflichten“ gar nicht be-
freit sein. Kleine „Freizeiten“ ergeben
sich ohnehin. Mein Enkel ist in den
Ferien oft nicht in der Stadt, der Chor
macht dann ebenfalls Pause, mein Ge-
sangslehrer auch. Dann lese ich lange
liegengebliebene Bücher oder fahre bei
sonnigem Wetter spontan zum See und
mache eine Schiffsrundfahrt. An Zeit
fehlt es mir nicht wirklich.
sind, organisieren heute ihr Leben mit
Hilfe der sozialen Netzwerke. Als Fol-
ge des sogenannten FOMO-Effekts
(Fear Of Missing Out, also der Angst,
etwas zu verpassen) kommt hierbei
oft die Angst auf, falsche Entschei-
dungen in Bezug auf die Zeitnutzung
zu treffen. Das erzeugt Stress und
macht krank. Die junge Generation
hat das Internet als eine Plattform
Mir fällt es schwer, „offline“ zu sein und für
eine Zeit lang alle digitalen Geräte abzuschalten
und mein Smartphone/Tablet wegzulegen.
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von Computer-Games rauben uns die
Zeit, aber unser Gehirn scheint dies
nicht zu stören. Im Gegenteil. Wir
werden mit dem Ausstoß des Neuro-
transmitters Dopamin belohnt, was
für das Erleben des Glücksgefühls ver-
antwortlich ist. Es greifen dieselben
Mechanismen wie beim Konsumieren
von Drogen. Was folgt, ist eine Sucht,
die kaum aufzuhalten ist.
Ich führe gelegentlich eine „Offline-Zeit“ ein:
Für ein paar Stunden schalte ich
ganz bewusst alles ab beziehungsweise
gar nicht erst ein.
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14-24 Jahre
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25-34 Jahre
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Quelle: BVDW
Cordula Nussbaum,
Keynote-Speakerin für
Zeitmanagement und
Zielerreichung
Keine Langeweile
„Ihr habt die Uhr, wir haben die Zeit“,
sagt ein afrikanisches Sprichwort über
uns Westeuropäer. Und dieser Satz
wird ständig wahrer. Wir hetzen von
Termin zu Termin, getrieben vom
Anspruch, perfekt zu sein und stän-
dig Höchstleistung zu bringen. Wer
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MY WAY
VS. HIGHWAY
#myridemytime
bergamont.com
zur Selbstrealisierung und Selbst-
darstellung entdeckt. Besonders mo-
tivierende Aktivitäten erzeugen im
Menschen bekannterweise das Gefühl
des völligen Aufgehens in der ausge-
übten Tätigkeit. In der Wissenschaft
spricht man von einem sogenannten
Flow-Zustand. Bekanntestes Beispiel
ist hier das Versinken im Computer-
spiel. Internetaktivitäten und Spielen
MACH MAL PAUSE Je jünger die Nutzer, desto seltener sind sie offline
Robert J. Wierzbicki,
Professor für
Onlinemedien,
Hochschule Mittweida
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jetzt noch zu den „kreativen Chao-
ten“ zählt, dem fehlt die Zeit sowieso
an allen Enden. Als Querdenker und
vielseitig interessierter Mensch wol-
len sie am liebsten überall dabei sein,
alles ausprobieren. Sie sehen die Welt
als Meer der Möglichkeiten und wol-
len alle Chancen nutzen. Das Resultat:
Der Tag hat einfach zu wenig Stunden.
Diese Tipps helfen: 1) Entdecken Sie,
wie hoch Ihr „Kreativer-Chaot“-Anteil
ist. Wie wichtig sind Ihnen flexibles
Tun, Spontanität, neue Erfahrungen?
Je wichtiger, desto mehr sind Sie ein
„kreativer Chaot“. 2) Machen Sie sich
als solcher klar, dass ein Nein zu ei-
ner Möglichkeit kein Verzicht für im-
mer bedeutet. 3) Denken Sie dazu in
kurzen Zeitabständen. Was Sie heute
entscheiden, ist nicht für die Ewigkeit.
Machen Sie, was heute am attraktivs-
ten ist. Und geben Sie sich die Erlaub-
nis, später das Rad weiterzudrehen. 4)
Denken Sie in langen Zeitabständen.
Erlauben Sie sich, heute nicht alles
erleben zu müssen. Laut Statistik wer-
den wir mindestens 80 Jahre alt – Zeit
genug, viel zu erleben. 5) Halten Sie es
wie der schottische Unternehmer Sir
Angus Grossart, der sagte: „Mein Be-
streben ist es, lieber an Erschöpfung
als an Langeweile zu sterben.“
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