+3 Magazin Februar 2021 | Page 15

Gestörte Blutbildung : Wenn es ohne regelmäßige Transfusionen nicht geht

Jedes Jahr werden in der Europäischen Union im Durchschnitt ca . 25 Millionen Bluttransfusionen verabreicht . 1 Wer hier vor allem an chirurgische Eingriffe und die Notfallversorgung von Verletzungen mit hohem Blutverlust denkt , liegt jedoch falsch : Etwa zwei Drittel der Bluttransfusionen erhalten u . a . Patientinnen und Patienten mit chronischer Blutarmut ( Anämie ) im Zusammenhang mit schweren Erkrankungen wie z . B . Myelodysplastischen Syndromen ( MDS ) oder Beta-Thalassämie . 2 , 3 Einige der Betroffenen sind oft lebenslang auf regelmäßige Transfusionen angewiesen , was ihre Lebensqualität häufig sehr einschränkt und sie im Alltag stark belastet . 4 , 5 Die COVID-19-Pandemie gilt zudem als besondere Herausforderung für die Blutversorgung transfusionsbedürftiger Patientinnen und Patienten . 6 , 7
MDS und Beta-Thalassämie sind zwei seltene Erkrankungen , bei denen die normale Blutbildung gestört ist und ein Mangel an roten Blutkörperchen ( Erythrozyten ) besteht . Gesunde Erythrozyten enthalten den roten und eisenhaltigen Blutfarbstoff Hämoglobin , mit dem sie Sauerstoff binden und durch den Körper zu den Organen sowie Geweben transportieren können . Ist die Blutbildung gestört , gibt es zu wenig von diesen Sauerstoff-transportierenden Blutkörperchen und es kommt zu einer Blutarmut . Diese äußert sich meist durch schnelle Ermüdung , körperliche Schwäche und stark verminderte Leistungsfähigkeit der Betroffenen , die zudem häufig unter Atemnot , Herzrasen , Kopfschmerzen sowie Erschöpfung ( Fatigue ) leiden . 8 , 9
Regelmäßige Transfusionen – meist ein Leben lang
Durch die Gabe von Transfusionen mit roten Blutkörperchen ( Erythrozytenkonzentraten , EK ) können die Anämie und einhergehende Symptome behandelt sowie der Gesundheitszustand kurzfristig verbessert werden . Wie häufig eine Transfusion benötigt wird , ist patientenindividuell und hängt vom Schweregrad der Blutarmut sowie dem klinischen Zustand der Betroffenen ab . Im Einzelfall können die Transfusionen beispielsweise zwischen einmal alle fünf Wochen bis hin zu einmal wöchentlich notwendig sein – bei besonders schweren Formen meist ein Leben lang . 2 , 10 Das stellt für Betroffene im Alltag eine organisatorische und psychische Belastung dar . Es bringt zudem die Gefahr einer Eisenüberladung mit sich und kann das Risiko für zum Teil schwere Komplikationen wie Infektionen sowie immunvermittelte Reaktionen erhöhen . 4 , 5 , 8-10
Herausforderungen durch Corona
Besondere Aufmerksamkeit hat das Thema der Blutversorgung durch die COVID-19-Pandemie erhalten . In einigen EU-Ländern wurde 2020 zeitweise eine Abnahme der Blutspenden im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet und vor möglichen Einschränkungen bei der Versorgung von transfusionsbedürftigen Patientinnen und Patienten gewarnt . 6 , 7 , 11
Wofür werden Bluttransfusionen im klinischen Alltag benötigt ? 2 , 3
Chirurgische Eingriffe
~ 33 %
Therapeutische Anwendung *

~ 67 %

MDS & Beta-Thalassämie – Was ist das ?
MDS entstehen meist spontan in höherem Alter aufgrund von genetischen Veränderungen in den blutbildenden Stammzellen und treten in Deutschland jährlich bei ca . 4-5 von 100.000 Menschen auf . 8
Beta-Thalassämie ist eine Erberkrankung , die durch einen Defekt im Beta-Globin-Gen verursacht wird . Die Krankheit ist besonders im Mittelmeerraum verbreitet und kommt in Deutschland sehr selten vor . Je nach Ausprägung kann sich die angeborene Erkrankung bereits in den ersten Lebensmonaten äußern und begleitet Betroffene ein Leben lang . 9
Mehr Informationen unter www . hämatologie . info
Hoher Bedarf an innovativen Therapien und Informationen
Vor diesen Hintergründen wird intensiv an neuen Therapieansätzen geforscht , um die Transfusionslast der Betroffenen potenziell zu reduzieren oder sogar eine Transfusionsfreiheit zu erreichen . 4 , 12 Der Umgang mit Erkrankungen des blutbildenden Systems wirft viele Fragen auf – nicht nur bei Diagnosestellung oder Therapiestart . Mehr Informationen sowie Orientierungshilfen finden Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige zum Beispiel unter www . hämatologie . info , einem Onlineportal von Bristol Myers Squibb .
* in den Bereichen Hämatologie , Onkologie , Gastroenterologie , Nephrologie , Kardiologie 2
Quellen 1 . European Commission . Executive Summary . SWD ( 2019 ) 375 final . 2 . Blood and Beyond . Report . Stand : März 2020 . 3 . Tinegate H , et al . Transfusion . 2016 ; 56:139 – 145 . 4 . Platzbecker U , et al . Leukemia Research . 2012 ; 36 ( 5 ): 525 – 536 . 5 . Tuysuz G , et al . J Pediatr Hematol Oncol . 2017 ; 39:332 – 336 . 6 . European Centre for Disease Prevention and Control . Coronavirus disease 2019 ( COVID-19 ) and supply of substances of human origin in the EU / EEA – second update . Technical Report . Stand : Dezember 2020 . 7 . World Health Organization . Pulse survey on continuity of essential health services during the COVID-19 pandemic . Interim Report . Stand : August 2020 . 8 . Onkopedia-Leitlinie Myelodysplastische Syndrome ( MDS ). Stand : Oktober 2020 . 9 . Onkopedia-Leitlinie Beta Thalassämie . Stand : Oktober 2019 . 10 . Cappellini MD , et al . Thalassaemia International Federation . 2014 . 11 . Deutsches Ärzteblatt . Stand : September 2020 ; https :// www . aerzteblatt . de / nachrichten / 116500 / Versorgung-mit-Blutprodukten-in-Deutschland-erneutgefaehrdet ( letzter Zugriff : 28 . Januar 2021 ). 12 . Engert A , et al . Haematologica . 2016 ; 101:115 – 208 .
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