+3 Magazin Februar 2020 | Page 15

Anzeige WENN BLUTKONSERVEN ZUM ALLTAG GEHÖREN Leben mit regelmäßigen Transfusionen bei Bluterkrankungen Der Rare Disease Day am 29. Februar 2020 soll Aufmerksamkeit für seltene Erkrankungen und deren Auswirkungen auf das Leben von Betroffenen schaf- fen. Dazu zählen in Deutschland beispielsweise die erworbenen Erkrankun- gen Myelodysplastische Syndrome (MDS) und die angeborene Erkrankung β-Thalassämie. Bei beiden Krankheitsbildern ist zumeist die Bildung der Sau- erstofftransportierenden roten Blutkörperchen gestört. Betroffene leiden oft an Blutmangel (Anämie) und sind meist auf Transfusionen mit Spenderblut ange- wiesen. Lebensqualität und Leistungsfähigkeit sind häufig eingeschränkt. Ne- ben Ärzten und Patientenorganisationen können Informationsangebote wie das Portal Hämatologie.info Orientierung und Unterstützung für Betroffene bieten. ß-Thalassämie – Erblich bedingte Blutarmut 4, 5 Gesunde rote Blutkörperchen enthalten den roten und eisenhaltigen Blut- farbstoff Hämoglobin, mit dem sie Sauerstoff binden und durch den Körper zu den Organen sowie Geweben transportieren können. Bei β-Thalassämie ist durch einen angeborenen Gendefekt die Bildung von Hämoglobin und funktionstüchtigen roten Blutkörperchen gestört. Patienten benötigen oft le- benslang Transfusionen in Kombination mit einer Therapie, die den Körper vor einer transfusionsbedingten Eisenüberladung schützen soll. Da das Ver- 4, 5 ständnis über die Mechanismen der Anämie bei β-Thalassämie stetig wächst, verbessern sich zunehmend auch die individuellen Therapieoptionen. β-THALASSÄMIE MDS – Die Blutbildung gerät ins Stocken 1,2,3 Die MDS-Diagnose trifft Patienten wie auch Angehörige meist unvorberei- tet und verändert das bisherige Leben. Krankheitsbild und -verlauf können individuell unterschiedlich sein – von milden Formen, die lediglich einer Überwachung bedürfen, bis hin zu aggressiven, riskanteren Stufen der Er- krankung. Anämie ist in über 80 % der Fälle die erste spürbare Auswirkung von MDS. Neben allgemeiner körperlicher Schwäche leiden Patienten häufig an Atemnot, Herzrasen, Kopfschmerzen und Verwirrungszuständen. Ursache der Anämie ist, dass zu wenig Sauerstoff-transportierende rote Blutkörper- chen gebildet werden. Sie kann häufig nur mit der Gabe einer besonderen Form von Blutkonserven behandelt werden. Diese Transfusionen können den Gesundheitszustand des Patienten kurzfristig verbessern, nicht aber die Ursache der Anämie beheben. Zudem werden sie von Betroffenen oft als Belastung wahrgenommen. Daher werden neue Therapiestrategien benötigt 1, 3 und intensiv erforscht. MYELODYSPLASTISCHE SYNDROME (MDS) MDS umfassen eine Reihe fortschreitender Erkrankungen, bei denen die normale Blutbildung auf ähnliche Weise gestört ist. MDS können die Entwicklung einer akuten Leukämie begünstigen. Meist entstehen MDS spontan und in höherem Alter. Genetische Veränderungen in den blutbildenden Stamm- zellen sind Ursache der Erkrankung. In Deutschland gibt es ca. 4–5 Betroffene pro 100.000 Einwohner, bei über 70-Jährigen liegt die Anzahl bei mehr als 30 Fällen pro 100.000 Einwohner. Zwei Drittel aller Patienten fallen in die Gruppe des Niedrigrisiko-MDS, in der vor allem die Anämie das Kern- problem der Erkrankung darstellt. β-Thalassämie ist eine Unterart der Hämoglobin- Krankheiten. Bei schweren Formen sind eine Anämie und ein gestörter Eisenstoffwechsel die Folge. Abhängig vom Schweregrad können drei klinische Er- scheinungsformen auftreten: major, intermedia und minor. Weltweit 1,5 % der Menschen tragen den auslösenden Gendefekt der erblich bedingten Bluterkrankung, wobei die Mittelmeerregionen besonders betroffen sind. In Deutschland ist die Krankheit sehr selten. Eine Heilung ist nur in wenigen Fällen durch eine allogene Stammzelltransplantation und eventuell davon abgeleiteten Verfahren möglich. Leben mit der Erkrankung – Informations- portale bieten Orientierung Ernsthafte und seltene hämatologische Erkrankungen und ihre Folgen, wie die Notwendigkeit von Bluttransfusionen bei MDS und β-Thalassämie, be- stimmen oft das Leben der Betroffenen. Neben dem Austausch mit dem Arzt, der immer der erste Ansprechpartner sein sollte, können Informations- portale Betroffene sowie Angehörige im Leben und Umgang mit der Er- krankung unterstützen. Auf www.hämatologie.info werden Informationen zu hämatologischen Krankheitsbildern, praktische Hilfestellungen sowie weiterführende Links bereitgestellt. Ärzte sowie medizinische Fachangestell- te können die Website als Therapieunterstützung nutzen und in Patienten- gespräche einbinden. Onkopedia-Leitlinie Myelodysplastische Syndrome (MDS). Stand: Januar 2020 / 2 Platzbecker U, et al. Leukemia Research 2012; 36(5):525–536 / 3 Greenberg P, et al. Blood 2012; 120:2454–2465 / 4 Onkopedia-Leitlinie Beta Thalassämie. Stand: Oktober 2019 / 5 Galanello R, Origa R. Orphanet J Rare Dis 2010; 5:11 1