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„NACHHALTIGKEIT LEBT
VOM DIALOG“
Johannes Mahrholdt,
Geschäftsführer
Non Food International
bei Kaufland
Worauf müssen Konsumenten achten, wenn sie
nachhaltige Kleidung kaufen möchten?
Am leichtesten ist es, bestimmte Textilsiegel in den
Blick zu nehmen. Wir verwenden beispielsweise
für sämtliche Baumwollartikel das international
geltende GOTS-Siegel. Die Abkürzung steht für
„Global Organic Textile Standard“. Bei diesem
Siegel muss wirklich alles stimmen. Die Textilien
müssen sowohl sozial als auch ökologisch herge-
stellt werden. Dabei werden alle Bereiche der Lie-
ferkette berücksichtigt: vom Anbau der Rohstoffe
über den Einsatz umweltverträglicher Substanzen
bei der Verarbeitung bis hin zur Einhaltung ho-
her sozialer Standards für die Produzenten. Ob die
dann auch alle wirklich eingehalten werden, über-
prüfen unabhängige Testinstitute.
Das klingt gut, aber auch sehr teuer. Färbt so ein hoher
Standard nicht auch auf die Preise der Kleidung ab?
Natürlich schlagen sich beispielsweise die Beschaf-
fung der Bio-Baumwolle und die Sicherstellung des
Standards auf die Einkaufspreise nieder. Mithilfe
langfristiger Partnerschaften zu unseren Lieferan-
ten und der Produktion größerer Volumen können
wir diesen Faktoren aber entgegenwirken und ein
nachhaltiges Produkt zum kleinen Preis anbieten.
Hat der Handel in Deutschland bei der Nachhaltigkeit
die Zeichen der Zeit erkannt?
Tatsächlich hat die neueste McKinsey-Studie zu die-
sem Thema ergeben, dass zwar jährlich das Angebot
an nachhaltiger Mode um das Fünffache wächst,
aber nur ein Prozent der Produkte als nachhaltig
gekennzeichnet ist. Es fehlt also immer noch an in-
ternationalen Standards und klaren Definitionen.
Wir haben uns zuletzt mit recycelten Kunstfasern
beschäftigt. Aus benutzten PET-Flaschen und Fi-
schernetzen konnten wir eine ganze Sportkollektion
herstellen. Gerade der Recycling-Markt war vor fünf
bis zehn Jahren im kommerziellen Bereich noch gar
nicht existent. Er entwickelt sich also noch. machen und sich inzwischen an höchste Standards
halten. Manche davon sind sehr innovativ und bie-
ten inzwischen beispielsweise Bibliotheken und
Kinderbetreuung an. Auf der anderen Seite gibt es
nach wie vor Produktionsstätten mit miserablen
Zuständen. Damit sich auch in diesen Betrieben et-
was ändert, müssen flächendeckend hohe internati-
onale Standards Einzug halten.
Wie können Sie sichergehen, dass die hohen
Standards auch wirklich eingehalten werden? Wie genau kann man denn neue Standards setzen?
In unseren Produktionsländern haben wir eigene
Mitarbeiter vor Ort, die täglich zu den Lieferanten
rausfahren. Ganz wichtig dabei ist, dass sie die
jeweilige Landessprache sprechen, um
zum Beispiel eine Näherin zu fragen,
ob sie weiß, wo der Beschwerde-
kasten in ihrer Fabrik hängt.
Aber auch ich reise regel-
mäßig in die Produktions-
länder wie Bangladesch,
China oder Vietnam,
um mir ein eigenes Bild
machen zu können,
denn nur das Bild vor
Ort ist ehrlich. Und es
gibt mir die Möglich-
keit, die Produzenten
persönlich kennen-
zulernen und Wissen
auszutauschen.
Wie sehen denn die Bedingungen
in Bangladesch aus?
Viele erinnern sich vielleicht noch an das
achtstöckige Rana-Plaza-Fabrikgebäude, das 2013
am Rande der Hauptstadt Dhaka eingestürzt ist
und über tausend Menschen begraben hat. Dieses
große Unglück hat ein Umdenken ausgelöst, auch
wenn ich das Land als zweigeteilt empfinde. Da gibt
es auf der einen Seite Fabriken, die riesige Sprünge
Nachhaltigkeit lebt vom Dialog. In Dhaka haben wir
ein Projekt mit Studenten ins Leben gerufen. Dabei
geht es darum, die Schwermetallbelastung im Was-
ser zu prüfen und gemeinsam mit Lieferanten
nach Lösungen für eine bessere Qua-
lität zu suchen. Außerdem setzen
wir uns regelmäßig mit allen
Beteiligten der Lieferkette
zusammen, um den Aus-
tausch von Erfahrungen
anzuregen. Oft fehlt es
schlichtweg an Wissen,
um neue Standards
setzen zu können.
Was können Händler
und Konsumenten
tun, damit der Planet
lebenswert bleibt?
Am wichtigsten ist es, be-
wusst Entscheidungen zu
treffen und diese dann auch
umzusetzen. Brauche ich wirklich
eine Plastiktüte? Oder müssen alle
Textilien in Plastik eingepackt sein? Da es
keine staatliche Pflicht gibt, nachhaltig zu handeln,
müssen wir es zu unserer privaten Pflicht machen.
Es liegt in der Verantwortung eines jeden Einzel-
nen, für einen lebenswerten Planeten zu sorgen.
Mehr Informationen unter: www.kaufland.de/gots