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Neven Subotic,
Profifußballer
und Vorstand
Neven Subotic Stiftung
Quelle des Lebens
Wasser ist Leben. Wir alle wissen
das, wir alle sagen das. Doch ver-
stehen wir auch, was das eigentlich
bedeutet? Jedes Lebewesen benötigt
Wasser zum täglichen Überleben wie
Luft und Tageslicht. Wasser ist ele-
mentare Lebensgrundlage und somit
eine kostbare, aber auch endliche
Ressource. Der Zugang zu Wasser
hat Einfluss auf den Verlauf eines
jeden Lebens. Nur dort, wo er gesi-
chert ist, sind die Grundlagen für ein
würdevolles Leben und die Chance
Walter Leal,
Leiter Forschungs-
und Transferzentrum
„Nachhaltigkeit und
Klimafolgenmanagement“
HAW Hamburg
Perspektivwechsel
Wir alle kennen die vielen Probleme,
die durch die Verwendung von Kunst-
stoffen verursacht werden. Wir pro-
duzieren zu viel neues Material und
verbrauchen dabei zu viele natürliche
Ressourcen. Auch die Art und Weise,
wie der durchschnittliche Verbrau-
cher Plastik verwendet und entsorgt,
hat weitreichende ökologische Fol-
gen. Kunststoff bleibt eine wertvolle
Ressource und ist ideal für langfristi-
ge Anwendungen. Als reines Material
kann er wiederverwendet und recycelt
werden. Aber dazu müssen wir unse-
ren Umgang mit Kunststoffen ändern.
Eine neue Kunststoffindustrie in Form
einer Kreislaufwirtschaft könnte hier
Möglichkeiten schaffen. Das bedeutet,
dass wir Kunststoffe viel länger als bis-
her verwenden – indem wir etwa den
auf Bildung gegeben. Unser Pla-
net bleibt also nur dann lebenswert,
wenn wir Wasser – als elementare Le-
bensgrundlage jeden Lebens – erhal-
ten und bewahren. Für traditionelle
Industriestaaten besteht die Heraus-
forderung in erster Linie darin, einen
verantwortlichen und nachhaltigen
Umgang mit der Ressource Wasser
sicherzustellen. Für Millionen Men-
schen in anderen Ländern wiederum
geht es jedoch zunächst einmal da-
rum, den direkten Zugang zu sau-
berem Trinkwasser überhaupt her-
zustellen. Für rund 785 Millionen
Menschen ist ein einfacher Zugang
zu sauberem Wasser Stand heute
nicht gesichert. Die Projekte meiner
Stiftung sorgen seit 2012 dafür, dass
jeden Tag mehr Menschen die Mög-
lichkeit erhalten, täglich frisches,
sauberes Wasser trinken zu können.
NACHHALTIG ARBEITEN Verbreitung grüner Startups in Tech-Branchen
EnergyTech 70% PropTech 20%
ChemTech 68% LegalTech 17%
AgriTech 67% FinTech 15%
Future Mobility 62% SportTech 13%
TravelTech 35% InsurTech 11%
FoodTech 33% Cyber Security 11%
BioTech 30% Digital Health 10%
EdTech 21% MedTech
0%
Basierend auf Antworten von 661 nicht-grünen und 250 grünen Startups, 2018
Quellen: Borderstep Institut, Bundesverband Deutsche Startups
bereits im Umlauf befindlichen Kunst-
stoff entlang der Lieferkette erfassen
und somit die Wertschöpfung maximie-
ren und höhere Wiederverwendungsra-
ten schaffen. Alternativ können Unter-
nehmen vollständig auf Bio-Kunststoffe
umsteigen, die auf Basis von nichtfos-
silen Brennstoffen hergestellt werden
und vollständig biologisch abbaubar
sind. Die Herstellung von Bio-Kunst-
stoffen ist derzeit teurer als die von
herkömmlichen Kunststoffen, hat aber
einen großen Vorteil: Sie stellt kaum
eine Gefahr für die Natur oder für die
Gesundheit dar. Wenn wir alle unsere
Ansichten über die Art und Weise, wie
wir Kunststoffe herstellen und handha-
ben, ändern, können wir vielleicht einen
Schritt nach vorn hin zu einem lebens-
werteren Planeten machen.
Magdalena Krüger, Leserin
Bürger vs. Klimakrise
Die erste UN-Klimakonferenz fand
1995 in Berlin statt. Auf dem diploma-
tischen Parkett konnten seitdem einige
Erfolge erzielt werden, ohne jedoch ei-
nen wirklichen Durchbruch zu erzielen.
Seit dem Entstehen der Fridays-for-Fu-
ture-Bewegung wird meines Erachtens
immer deutlicher, dass der Erfolg des
Klimaschutzes zuerst vom Verhalten
von uns Bürgern bestimmt ist. Zum
einen können wir durch die Teilnah-
me an Demonstrationen den Druck
auf die Regierungen der Welt erhöhen
und zum anderen trägt ein veränderter
Konsumstil direkt zur Prävention einer
drohenden Klimakatastrophe bei.
Björn Kaminski,
Projektleiter
Sustainability & Green
Startups, Bundesverband
Deutsche Startups
Innovationen für den
Klimaschutz
36 Prozent aller Startups in
Deutschland sind grün. Hinter die-
ser Zahl verbirgt sich ein wachsen-
des Ökosystem an Startups, die mit
ihren innovativen Produkten und
Dienstleistungen die ökologischen
Herausforderungen unserer Zeit
adressieren. Seien es Lösungen für
die Energiewende, eine nachhaltige
Kreislaufwirtschaft oder die Vermei-
dung von Plastik – die Bandbreite
an Ideen für mehr Klimaschutz ist
groß. Ein Beispiel sind modulare E-
Fahrzeuge für den Lieferverkehr in
Städten. Der Clou dabei: Für viele
dieser Fahrzeuge braucht man kei-
nen Führerschein und manche sind
so schmal, dass sie auf Fahrradwe-
gen genutzt werden können. Für
die Logistikbranche eine attraktive
Alternative zu klassischen Verbren-
nern. Ein weiteres Beispiel ist ess-
bares Besteck, das aus natürlichen
Zutaten entwickelt wird. Kann man
damit die Welt retten? Nein, aber
theoretisch Millionen von Plas-
tiklöffeln und -gabeln alleine in
Deutschland vermeiden. Die Liste
an nachhaltigen Innovationen durch
Startups lässt sich lange fortsetzen.
In Zeiten des Klimawandels ist das
eine positive Nachricht. Allerdings:
Die Hürden, insbesondere für die
Finanzierung und den Vertrieb, sind
für Startups in Deutschland noch zu
hoch. Politik und Wirtschaft sind
daher angehalten, Green Startups
stärker zu unterstützen, um dieses
immense Potenzial im Sinne der Kli-
maziele zu entfalten. Und zwar nicht
aus Altruismus, sondern auch aus
betriebswirtschaftlicher Vernunft.
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
Jürgen Feder,
Botaniker
und Buchautor
Machen statt reden
Notwendig ist zunächst mal ein radika-
ler Wechsel, ein ganz neues Verständ-
nis unseres Wertesystems. Wir alle
müssen uns einschränken, kolossal,
heute. Sauberes Wasser, gute Luft, ge-
sunder Boden müssen vor allen ande-
ren Belangen der Menschheit stehen.
Eine ganz andere EU-Agrarwirtschaft
ist vonnöten, keine von Konzernen
und Sonderinteressen gelenkte Poli-
tik. Wir reden und reden, doch nichts
passiert. Wir müssen weg von Billig,
hin zu schmackhaften und gesunden
Produkten. Alles muss auf den Kopf
gestellt werden, besser endlich auf die
Füße. Wir brauchen eine ökologische
Bildungsoffensive – und endlich Ver-
braucherschutz statt ewigem Großbau-
ernschutz. Schichtet das Geld um, es
ist genügend da. Die Kleinbauern, die
die lebenswichtigen Kleinstrukturen
draußen noch wenigstens halbwegs im
Sinn haben und ökologisch(er) den-
ken, müssen endlich geschützt und
belohnt werden. Das Schleppen, Pla-
nieren, Umbrechen, Entwässern, diese
exorbitanten Stickstoffmengen in Bo-
den, Wasser und Luft – alles beenden,
sofort. Wir brauchen Brachen, keine
Maiswüsten, breite Raine, genügend
Abstandsflächen, Tümpel und Mager-
biotope. Wir ersticken in Nährstoffen,
es wächst sich alles noch zu Tode. Und
bloß kein blindes Ansäen zur Gewis-
sensberuhigung. Die Samen im Bo-
den sind da, von unseren Arten, die
müssen wir nur zum Leben erwecken.
Wer ist für all das verantwortlich? Ich
habe den Eindruck, es ist nicht anders
gewollt. Angekündigt wird viel, dann
aber nie verfolgt.
Konrad Kruse
und Martin Refle
Geschäftsführer
ProEngeno
Energie, aber sauber
Dass unser Planet lebenswert bleibt,
darüber haben wir uns gemeinsam
mit zehn Mitstreitern aus der Ge-
meinde Jemgum in Ostfriesland
schon vor über 30 Jahren Gedanken
gemacht. Der Aufbau der damaligen
Strommixer und heutigen ProEngeno
erforderte wahre Pionierarbeit. Dank
des unerschütterlichen Glaubens der
ehemaligen Gewerkschafter an den
eingeschlagenen Weg stehen wir als
Ökostrom- und Ökogasanbieter heu-
te glänzend da und sind für die Zu-
kunft gut gerüstet. 14 Mitarbeitende
betreuen inzwischen an die 11.000
Stromkunden. Das Ökogas ist zu 100
Prozent klimaneutral, weil das CO 2
durch Investitionen in Klimaschutz-
projekte neutralisiert wird. Als Ener-
giedienstleister betreuen wir über
40.000 Kunden und übernehmen für
sie die gesamte Marktkommunika-
tion – und das sogar international. Im
letzten Jahr haben wir uns den Kli-
mastreiks von Fridays for Future an-
geschlossen, dazu ist ProEngeno auch
Teil der Entrepreneurs for Future.
Elektromobilität war das Schlagwort
für 2019. Am Firmensitz in Jemgum
haben wir deshalb eine E-Tankstelle
errichtet. Den Strom dafür liefert die
eigene Photovoltaik-Anlage. Doch
wir haben längst ein neues Projekt:
eine Biogas-Kläranlage, die nun in
die Pilotphase startet. Die erste An-
lage kann jährlich 2.000 Kubikmeter
Gülle verarbeiten. Das ist die Menge
von etwa 100 Milchkühen. Wir sind
überzeugt, dass wir damit ein Stück
weit dazu beitragen, unseren Plane-
ten lebenswert zu halten.