+3 Magazin April 2020 | Page 15

+3 Markus Mai, Präsident Landespflegekammer Rheinland-Pfalz Pflege 4.0 Auch für die berufliche Pflege kann das Etablieren eines flächendeckenden E-Health-Systems eine große Chance darstellen. Durch die Vernetzung ver- schiedener Heilberufe ließe sich vor Ort eine kompetente Versorgung mit interprofessioneller Abstimmungs- möglichkeit gewährleisten. Dies würde insbesondere in der ambulanten Pfle- ge, der ambulanten psychiatrischen Versorgung oder der Wundversorgung ein hilfreiches Mittel sein. Weiterhin könnte ein Pflegenotruf mit Sensoren gekoppelt werden. Somit wäre ein län- gerer „betreuter“ Aufenthalt im eigenen Zuhause möglich und die Pflege hier eine sichere Stütze. Durch E-Health- Anwendungen könnten auch achtsame Verhaltensweisen, etwa zur Sturzver- 15 meidung, gefördert und individuelle Prophylaxen wie Mobilitätsübungen unterstützt werden. Den Einsatz von Pflegerobotern sollte man dagegen mit Vorsicht angehen. Der für die be- rufliche Pflege so wichtige menschli- che Kontakt kann nur durch Pflege- fachpersonen hergestellt werden. Als „Achtsamkeitsassistenten“ könnten Robotern allerdings eine verantwor- tungsvolle Aufgabe übernehmen und zum Beispiel kontinuierlich an die Ge- tränke- und Medikamentenzunahme erinnern. Bei standardisierten Aufga- ben wie dem Materialtransport oder bei physisch anstrengenden Arbeiten wie Heben oder Mobilisieren wären Roboter ebenfalls legitime Hilfsmit- tel. Der Einsatz sollte dabei unter Be- aufsichtigung einer Pflegefachperson stattfinden und auch ethische Aspekte müssen immer Beachtung finden. SMARTE ASSISTENTEN Wo Gesundheits-Apps und Wearables besonders erwünscht sind Früherkennung von Krankheiten Herz-Kreislauf Gesunder Lebensstil Gesunder Lebensstil Claudia Kraft, Leserin Ich denke, dass uns die aktuelle Krise zeigt, dass E-Health-Systeme das Ge- sundheitssystem entlasten können. Dennoch finde ich, dass der direkte Kontakt zum Arzt des Vertrauens auch in Zukunft das Fundament der Gesundheitsversorgung bilden sollte. Verlängerung des aktiven Lebens 48% 38% 15% 25% Allergien Diabetes Augen, Ohren, Dermatologie Schwangerschaft und Geburt Diabetes Antibiotika Beauty und Ästhetik Dominik Groß, Direktor Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Uniklinik RWTH Aachen Rheuma Keine der genannten 0% Wollen wir alles, was wir können? E-Health verspricht Lösungsoptio- nen für viele aktuelle Probleme des Gesundheitswesens. Doch sie ist mehr als die elektronische Gesund- heitskarte. Gerade die Nutzung inter- netbasierter Produkte und Dienstleis- tungen wie Gesundheits-Apps durch Patienten birgt neben den bekannten Chancen auch Fallstricke: So fehlt es bei vielen Anwendungen an objek- tivierbaren Standards, zum Beispiel einem Qualitätssiegel, und an Evi- 10% Quelle: BearingPoint denznachweisen. Ebenso wichtig wä- ren erweiterte Aufklärungspflichten von Anbietern, die Ahndung sitten- widriger Nutzungsbedingungen und die Festschreibung von Anbieterver- antwortlichkeiten bei den Themen IT-Sicherheit, Funktionsfähigkeit, Datenverarbeitung und Transparenz der Datenflüsse sowie der optionalen Einschränkung der Datenweitergabe durch den Nutzer. Zudem bedarf es einer klaren Zuschreibbarkeit von Verantwortung und der Klärung von Haftungsfragen. Weitere Erforder- nisse sind die Integration derarti- 20% 30% 40% 50% 60% Umfrage unter 1.000 Personen in Deutschland, 2019; Mehrfachnennungen möglich ger Dienstleitungen in Prozesse und Strukturen der klassischen medizi- nischen Versorgung durch die Ver- besserung der Schnittstellen. Auch die Erhöhung der Zugangsgerechtig- keit durch bedarfsgerechte Angebote für weniger zahlungskräftige, bil- dungsferne, technophobe oder netz- technisch benachteiligte Bürger ist ein ethisches Gebot. Grundsätzlich muss gelten: Technik ist kein Selbst- zweck, sondern sollte das Ziel haben, menschliche Handlungsspielräume zu erweitern und das soziale Zusam- menleben zu verbessern. Stefan Köhler, Leser Beste Prophylaxe Ich nehme Arztpraxen zunehmend als Paradoxon wahr: Eigentlich geht man hin, um gesund zu werden, steckt sich aber im überfüllten Warteraum mit einer anderen Krankheit an und wird noch kränker. Man kommt mit Rücken- schmerzen und bekommt noch eine Erkältung dazu. Ich hoffe, dass digitale Praxislösungen Abhilfe schaffen können und man sich nicht mit jeder Kleinigkeit diesem Infektionsrisiko aussetzen muss. Anzeige bytes4diabetes Award 2021. Jetzt bewerben! Wir fördern Projekte, Produkte oder Systeme, die dabei helfen, die Versorgung von Menschen mit Diabetes in Deutschland zu verbessern. Du hast eine digitale Lösung entwickelt, die Betrof- fenen, aber auch Ärzten und Diabetesteams helfen kann? Du bist ein kreativer Kopf aus Klinik und Praxis, Wissenschaft oder aus einem Unternehmen, hast gerade ein Start-up gegründet oder bist ein talentierter Einzelkämpfer? Dann bewirb Dich bis zum 15. September 2020 unter www.bytes4diabetes.de Die besten Projekte werden mit Preisen im Wert von insgesamt 25.000 EUR ausgezeichnet. Du selbst entscheidest, ob in Geld, Support oder Mentorship. Wir freuen uns auf Dein Projekt! ›