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Soo-Youn Lee,
Marktforscherin
Healthcare
Komplexer als
gedacht
Die Covid-19-Pandemie rückt die
Pharmaforschung, die sonst gerne
kritisch beäugt wird, in ein hoff-
nungsvolleres Licht. Meines Erach-
tens ist das auch durchaus ange-
messen. Sichere Medikamente und
Impfstoffe stehen uns nur deshalb
zur Verfügung, weil sie von Indus-
trie und Wissenschaft langwierig
entwickelt wurden. Dabei gerät häu-
fig eines aus dem Blick: Die Phar-
maindustrie agiert nicht losgelöst,
sondern innerhalb eines komplexen
Geflechts von Akteuren unserer Ge-
sundheitswirtschaft, die auf verschie-
denen Ebenen an Entscheidungs-
prozessen beteiligt sind. Der Staat
etwa gibt mit gesetzlichen Rahmen-
bedingungen und Lenkungsmecha-
nismen gesundheitspolitische Ziele
vor. Die Pharmaindustrie verfolgt
neben ökonomischen Zielen auch
das soziale Ziel, gemeinsam mit öf-
fentlichen Forschungseinrichtungen
die Gesundheitsversorgung weiter-
zuentwickeln. Wie feingliedrig sich
dieses System auffächert, wird am
medizinischen Alltag der Ärzte deut-
lich. Bei der Therapiegestaltung für
Patienten können sie sich an Leitlini-
en orientieren, welche von Experten
erarbeitet werden, die häufig selbst
Ärzte und Forscher in einer Person
sind. Denn klinische Studien, also die
Erprobung neuer Wirkstoffe an Pati-
enten, werden dort durchgeführt, wo
auch sonst die medizinische Versor-
gung stattfindet: in Krankenhäusern
und Praxen. Ich würde es begrüßen,
wenn die Wertschätzung für den ge-
sellschaftlichen Beitrag der Pharma-
forschung auch über die Pandemie
hinaus erhalten bliebe.
Klaus Cichutek,
Präsident
Paul-Ehrlich-Institut,
Bundesinstitut für
Impfstoffe und biomedizi-
nische Arzneimittel
9
ist hier willkommen, wenn sich de-
ren Ergebnisse mit Daten beweisen
lassen. Das Mittel der Wahl sind
momentan neue Impfstoffplattfor-
men basierend auf Erbmaterial des
Erregers. Aus Vorarbeiten zur Impf-
stoffentwicklung gegen Mers-CoV ist
bekannt, welcher Erregerbestand-
teil in solchen Impfstoffen enthalten
sein müsste. Aber Impfstoffe müssen
nicht nur eine ausreichende Wirk-
samkeit haben, sondern auch von
hoher Qualität sein und eine gute
Der Prozess läuft
Die schnelle Ausbreitung der Sars-
CoV-2-Pandemie zeigt uns, dass wir
mit der Impfstoffentwicklung schnell
sein müssen. Aber alle Forschung
SELBSTBILD Die innovativsten Indikationsbereiche der MedTech-Branche
28% 28% 26%
Kardiologie Onkologie Diagnostik
15%
Radiologie
14%
Orthopädie
14%
Chirurgie
11%
Diabetologie
18%
Neurologie
6%
Verträglichkeit aufweisen. Sorgfalt
bei der Bearbeitung von Genehmi-
gungsanträgen steht an erster Stelle.
Als Bundesinstitut für Impfstoffe und
biomedizinische Arzneimittel nutzen
wir alle regulatorischen und verfah-
renstechnischen Möglichkeiten, die
Genehmigungs- und Beratungsver-
fahren zu beschleunigen. Zuletzt ha-
ben wir nach mehreren vorbereiten-
den Beratungen klinische Prüfungen
zu Covid-19 innerhalb weniger Tage
genehmigt. Wir sind zuversichtlich,
dass eine erste klinische Impfstoff-
prüfung der Phase eins in Deutsch-
land bereits in Kürze beginnen wird
und weitere im Verlauf dieses Jahres
folgen werden. Dies setzt voraus, dass
in den laufenden nichtklinischen Un-
tersuchungen keine Verträglichkeits-
probleme entdeckt werden und die
Impfstoffkonstrukte die spezifische
Immunantwort erzeugen. Dann kann
die Herstellung eines geeigneten
Impfstoffs gelingen.
Ophthalmologie
Gerrit Becker, Leser
3%
Nephrologie
2%
Zahnheilkunde
2%
Anästhesie
3%
Andere
Umfrage unter 102 MedTech-Unternehmen, Herbst 2019; Mehrfachnennungen möglich
Quelle: bvmed
Wenn diese Pandemie mal nicht eine
super Motivation für unsere Gymnasi-
asten ist: Jetzt ein gutes Abi schreiben
und dann Medizinforscher werden.
DIES IST EINE GESPONSERTE ANTWORT, ALSO EINE ANZEIGE
Dr. Paul Stoffels,
weltweiter
Forschungschef
Johnson & Johnson
Unsere Mission heißt:
Impfstoff für die Welt
Wir haben direkt Anfang Januar,
als die Virussequenz öffentlich zu-
gänglich war, begonnen, einen Impf-
stoffkandidaten gegen SARS-CoV-2
zu entwickeln. Unser Impfstoffpro-
gramm nutzt die bewährten Techno-
logien AdVac und PER.C6 von Jans-
sen, der Pharmasparte von Johnson &
Johnson. Diese Technologien kamen
schon bei der Entwicklung des Ebola-
Impfstoffs von Janssen zum Einsatz,
der aktuell in der Demokratischen
Republik Kongo und in Ruanda ein-
gesetzt wird. Sie wurden auch für die
Entwicklung unserer Zika-, RSV- und
HIV-Impfstoffkandidaten verwen-
det. Ende März ist es uns gelungen,
einen Leitkandidaten für die Impf-
stoffentwicklung gegen COVID-19 zu
identifizieren. Wir arbeiten eng mit
dem Beth Israel Deaconess Medical
Center (BIDMC) und der Biomedi-
zinischen Forschungs- und Entwick-
lungsbehörde des US-Gesundheits-
ministeriums (BARDA) zusammen.
Unsere Partner und wir sind zuver-
sichtlich, im September mit den kli-
nischen Studien beginnen zu können.
Parallel erhöhen wir unsere Produk-
tionskapazitäten, denn es ist unser
Ziel, einen wirksamen und sicheren
Impfstoff gegen COVID-19 schnellst-
möglich und in ausreichender Menge
überall dort zur Verfügung stellen zu
können, wo er benötigt wird. Schon
Anfang 2021 könnten erste Impf-
stoffdosen für die Notfallversorgung
verfügbar sein. Bis Ende 2021 wollen
wir weltweit mehr als eine Milliarde
Impfstoffdosen bereitstellen.
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