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Markus Mai,
Präsident
Landespflegekammer
Rheinland-Pfalz
Pflege 4.0
Auch für die berufliche Pflege kann
das Etablieren eines flächendeckenden
E-Health-Systems eine große Chance
darstellen. Durch die Vernetzung ver-
schiedener Heilberufe ließe sich vor
Ort eine kompetente Versorgung mit
interprofessioneller
Abstimmungs-
möglichkeit gewährleisten. Dies würde
insbesondere in der ambulanten Pfle-
ge, der ambulanten psychiatrischen
Versorgung oder der Wundversorgung
ein hilfreiches Mittel sein. Weiterhin
könnte ein Pflegenotruf mit Sensoren
gekoppelt werden. Somit wäre ein län-
gerer „betreuter“ Aufenthalt im eigenen
Zuhause möglich und die Pflege hier
eine sichere Stütze. Durch E-Health-
Anwendungen könnten auch achtsame
Verhaltensweisen, etwa zur Sturzver-
15
meidung, gefördert und individuelle
Prophylaxen wie Mobilitätsübungen
unterstützt werden. Den Einsatz von
Pflegerobotern sollte man dagegen
mit Vorsicht angehen. Der für die be-
rufliche Pflege so wichtige menschli-
che Kontakt kann nur durch Pflege-
fachpersonen hergestellt werden. Als
„Achtsamkeitsassistenten“
könnten
Robotern allerdings eine verantwor-
tungsvolle Aufgabe übernehmen und
zum Beispiel kontinuierlich an die Ge-
tränke- und Medikamentenzunahme
erinnern. Bei standardisierten Aufga-
ben wie dem Materialtransport oder
bei physisch anstrengenden Arbeiten
wie Heben oder Mobilisieren wären
Roboter ebenfalls legitime Hilfsmit-
tel. Der Einsatz sollte dabei unter Be-
aufsichtigung einer Pflegefachperson
stattfinden und auch ethische Aspekte
müssen immer Beachtung finden.
SMARTE ASSISTENTEN Wo Gesundheits-Apps und Wearables besonders erwünscht sind
Früherkennung von Krankheiten
Herz-Kreislauf
Gesunder
Lebensstil
Gesunder Lebensstil
Claudia Kraft, Leserin
Ich denke, dass uns die aktuelle Krise
zeigt, dass E-Health-Systeme das Ge-
sundheitssystem entlasten können.
Dennoch finde ich, dass der direkte
Kontakt zum Arzt des Vertrauens
auch in Zukunft das Fundament der
Gesundheitsversorgung bilden sollte.
Verlängerung des aktiven Lebens
48% 38%
15% 25%
Allergien
Diabetes
Augen, Ohren, Dermatologie
Schwangerschaft und Geburt
Diabetes
Antibiotika
Beauty und Ästhetik
Dominik Groß,
Direktor Institut für
Geschichte, Theorie
und Ethik der Medizin,
Uniklinik RWTH Aachen
Rheuma
Keine der genannten
0%
Wollen wir alles, was
wir können?
E-Health verspricht Lösungsoptio-
nen für viele aktuelle Probleme des
Gesundheitswesens. Doch sie ist
mehr als die elektronische Gesund-
heitskarte. Gerade die Nutzung inter-
netbasierter Produkte und Dienstleis-
tungen wie Gesundheits-Apps durch
Patienten birgt neben den bekannten
Chancen auch Fallstricke: So fehlt es
bei vielen Anwendungen an objek-
tivierbaren Standards, zum Beispiel
einem Qualitätssiegel, und an Evi-
10%
Quelle: BearingPoint
denznachweisen. Ebenso wichtig wä-
ren erweiterte Aufklärungspflichten
von Anbietern, die Ahndung sitten-
widriger Nutzungsbedingungen und
die Festschreibung von Anbieterver-
antwortlichkeiten bei den Themen
IT-Sicherheit,
Funktionsfähigkeit,
Datenverarbeitung und Transparenz
der Datenflüsse sowie der optionalen
Einschränkung der Datenweitergabe
durch den Nutzer. Zudem bedarf es
einer klaren Zuschreibbarkeit von
Verantwortung und der Klärung von
Haftungsfragen. Weitere Erforder-
nisse sind die Integration derarti-
20%
30%
40%
50%
60%
Umfrage unter 1.000 Personen in Deutschland, 2019; Mehrfachnennungen möglich
ger Dienstleitungen in Prozesse und
Strukturen der klassischen medizi-
nischen Versorgung durch die Ver-
besserung der Schnittstellen. Auch
die Erhöhung der Zugangsgerechtig-
keit durch bedarfsgerechte Angebote
für weniger zahlungskräftige, bil-
dungsferne, technophobe oder netz-
technisch benachteiligte Bürger ist
ein ethisches Gebot. Grundsätzlich
muss gelten: Technik ist kein Selbst-
zweck, sondern sollte das Ziel haben,
menschliche Handlungsspielräume
zu erweitern und das soziale Zusam-
menleben zu verbessern.
Stefan Köhler, Leser
Beste Prophylaxe
Ich nehme Arztpraxen zunehmend als
Paradoxon wahr: Eigentlich geht man
hin, um gesund zu werden, steckt sich
aber im überfüllten Warteraum mit
einer anderen Krankheit an und wird
noch kränker. Man kommt mit Rücken-
schmerzen und bekommt noch eine
Erkältung dazu. Ich hoffe, dass digitale
Praxislösungen Abhilfe schaffen können
und man sich nicht mit jeder Kleinigkeit
diesem Infektionsrisiko aussetzen muss.
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