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WIE DER GESELLSCHAFTLICHE WANDEL
DAS WOHNEN DER ZUKUNFT PRÄGT
Jakob Mähren,
Gründer und
Vorstandsvorsitzender
MÄHREN AG
Das Wohnungsunternehmen Mähren
AG mit Hauptsitz in Berlin erwirbt bun-
desweit in Großstädten Wohnimmobi-
lien im bezahlbaren Segment. Der Be-
stand von derzeit rund 1.500 Einheiten
wird stetig ausgebaut. Für den Erfolg
der langfristigen Bestandshaltung ist
es unabdingbar, gesellschaftliche und
wohnungswirtschaftliche Trends zu
antizipieren. Denn diese entscheiden
maßgeblich über die Entwicklung von
Immobilienmärkten und dort getätig-
ten Immobilieninvestitionen.
Gesellschaftliche Entwicklungen ha-
ben unbestritten massiven Einfluss
darauf, wie wir wohnen. Stichwort
Urbanisierung: Schon heute lebt
rund die Hälfte der Weltbevölkerung
in Städten. In Schwellen- und Ent-
wicklungsländern ist dieser Trend
besonders stark, doch auch hierzu-
lande wollen immer mehr Menschen
urban leben und wohnen. Die Fol-
ge: Wohnraum wird ein kostbares
Gut. Mieten und auch die Preise für
Wohneigentum steigen seit gerau-
mer Zeit und wohl auch in Zukunft.
Gleichzeitig ist die Gesellschaft
vom Trend der Individualisierung
geprägt. Bei allen Vorteilen dieser
Entwicklung – dem Gewinn an in-
dividueller Freiheit und der Flexibi-
lisierung von Lebensläufen, um nur
zwei Beispiele zu nennen – übt auch
die Individualisierung Druck auf
Mieten und Kaufpreise aus. Denn
die benötigte Fläche je Haushalt
steigt. Wo gestern vielleicht noch
die vierköpfige Familie gelebt hat,
wohnt heute das vielzitierte „Double-
Income-No-Kids“-Paar.
Eine durch solche Megatrends verän-
derte Gesellschaft hat natürlich Aus-
wirkungen auf die Immobilien- und
Wohnungswirtschaft. Welche Lösun-
gen können heute und mehr noch
künftig angeboten werden, um der
Nachfrage gerecht zu werden? Wel-
che Rolle spielt der technische Fort-
schritt – wie kann er genutzt werden,
um aus der unaufhaltbaren Entwick-
lung noch Gewinn zu ziehen? Drei
Trends zeichnen sich derzeit ab und
werden mittelfristig an Bedeutung
gewinnen: Mikrowohnen, vertikales
Wohnen und kollaboratives Wohnen.
Aus kleinem Raum
viel herausholen
Beim Mikrowohnen wird nur sprich-
wörtlich auf kleinem Fuß gelebt. Neu
gedachte Grundrisse, multifunkti-
onale Möblierungen, effiziente Flä-
chenlösungen und verschiebbare
Möbelwände sind nicht neu, werden
aber in Zukunft verstärkt zum Einsatz
kommen. Zu den gängigsten Lösun-
gen zählen hierbei herausklappbare
Schreibtische, Betten und Schränke
auf Rollen und Wände, die etwa mit
Sensoren versehen und intuitiv oder
automatisiert gesteuert werden kön-
nen. Durch diese Möglichkeiten las-
sen sich auf derselben Fläche leicht
verschiedene Funktionalitäten ab-
bilden, beispielsweise je nach Tages-
zeit Arbeits- und Schlafbereich. Die
Nachfrage nach Mikrowohnungen ist
schon heute groß. Dementsprechend
sind Projekte oftmals schon vor ihrer
Fertigstellung vollständig vermietet.
Die Zukunft des Stadt-
baus liegt in der Höhe
Beim vertikalen Wohnen werden
oft leerstehende Gewerbeobjekte sa-
niert und in Wohnraum umgewan-
delt. Auch der vollständige Neubau
von Wohnhochhäusern findet be-
reits statt. Und diese Projekte haben
nichts mit der unansehnlichen „Plat-
te“ zu tun. Das vertikale Wohnen
schließt die Lücke zwischen Stan-
dardwohnung und Boardinghouse.
Wohnraum und Gewerbeflächen
befinden sich in einem Gebäude und
machen es von Anfang an möglich,
innerhalb eines Komplexes zu woh-
nen, zu arbeiten und seine Freizeit
zu gestalten. Coworking-Spaces,
Einkaufsmöglichkeiten, Gastrono-
mie, Fitnessstudios und ähnliches
werden von Beginn an in das Kon-
zept integriert.
Derzeit befindet sich der Trend zum
vertikalen Wohnen noch in der An-
fangsphase, doch es besteht kaum ein
Zweifel, dass die Zukunft des moder-
nen Städtebaus nicht zuletzt in der
Höhe liegen wird.
Wohnungen mit der
Fläche einer Stadt
In den letzten Jahren brachte die Sha-
ring Economy die herrschende Ord-
nung fast sämtlicher Wirtschafts- und
Lebensbereiche durcheinander. Es
wird gemeinschaftlich genutzt und ge-
teilt, was das Zeug hält. Für die Immo-
bilien- und Wohnungswirtschaft stellt
sich zunehmend die Frage, inwieweit
sich diese Idee auf das Wohnen über-
tragen lässt. Das Konzept des kollabo-
rativen Wohnens ist hier ein Ansatz:
Nicht mehr nur Gegenstände aus den
eigenen vier Wänden und Tätigkeiten
wer