Water Stories Osterweiterung | Page 12

> Alte und neue Grenzen Ute Wunderlich organisiert einen deutsch-tschechischen Schüleraustausch. sieht die wahren Gründe woanders. „Das ist reine Kopfsache. Die Grenzen sind für viele immer noch da.“ Das hat auch Ute Wunderlich beobachtet. Sie ist heute Geschäftsführerin der freien Schule Schkola, die regelmäßig einen Schüleraustausch mit polnischen und tschechischen Partnerschulen organisiert. „Ich hatte damals gedacht, dass „Das wurde von der Politik leider lange nicht ernst genomsich die Kulturen leichter annähern und sich alles mehr men“, kritisiert Ute Wunderlich. Dabei sei viel Vertrauen durchmischt, doch dieser Prozess dauert sehr viel länger“, in der Bevölkerung verspielt worden. Inzwischen berichten wenigstens die Medien ausführlich über die Diebstähresümiert sie. Hinzu kamen Misstrauen und Angst. Mit dem Weg- le. Wunderlich wertet das positiv, sieht aber auch die Gefall der Grenzkontrollen ist die Kriminalität in allen drei fahr, dass „die guten Seiten unserer Region dadurch in den Ländern gestiegen. Allein im sächsischen Grenzgebiet zu Hintergrund geraten“. Trotzdem ist für die drei die gestiegene Kriminalität Polen und Tschechien ist nach dem Wegfall der Grenzkontrollen Ende 2007 die Zahl der Autodiebstähle inner- kein Grund, die Grenzkontrollen wieder einzuführen, wie halb von zwei Jahren auf 638 gestiegen und hat sich damit es sich manche wünschen. Zumal die Verbrecher nicht fast verdreifacht. Auch wenn die Zahlen danach gesunken nur, wie allgemein angenommen, verstärkt in Deutschsind, ist das Niveau weiter deutlich höher als vor 2007. land zuschlagen. In Tschechien und Polen ist die Situation nicht anders. „Die Kriminalität ist auch bei uns viel höher als vor 2007, als die Grenzen fielen“, bestätigt Vít Štrupl. „Das ist schlecht, aber leider eine logische Folge“, meint er. Und Sylwia Půta-Świercz stimmt zu: „Verbrecher finden immer ihren Weg, das ist das Risiko, das wir eingegangen sind“, sagt sie. Die Sprache ist die gröSSte Barriere Doch im Großen und Ganzen überwiegen die Vorteile der Grenzöffnung, finden alle drei. Die Region präge inzwischen ein neues Selbstverständnis. „Ich erinnere mich noch, wie meine Mutter in Warschau immer eine Fahrkarte ans Ende der Welt verlangt hat und jeder wusste, dass Bogatynia gemeint ist“, erzählt Sylwia Půta-Świercz von Zeiten, als ihr Wohnort noch abgelegene Grenzregion war. Der Tscheche Vít Štrupl hat inzwischen Freunde im deutschen Zittau. 12