Tatsachen über Deutschland 2015 2015 | Seite 122

120 | 121 GESELLSCHAFT derinnen und Ausländer eingebürgert. Die sende Bedarf an Fachkräften führt zuneh- deutschstämmigen Spätaussiedler aus den mend gut qualifizierte Migranten nach Nachfolgestaaten der ehemaligen UdSSR sind Deutschland. Der Anteil von Akademikern mit etwa 4,5 Millionen Menschen die größte unter den neuen Zuwanderern liegt über dem Einwanderergruppe. durchschnittlichen Anteil von Akademikern in der deutschen Bevölkerung. Migranten leisten einen bedeutenden Beitrag zur gesellschaftlichen und wirtschaftli- Vor allem mit der Blauen Karte EU wurde ein chen Entwicklung in Deutschland. Die Bun- zentraler Aufenthaltstitel geschaffen, der desregierung möchte weitere Zuwanderung akademischen Fachkräften aus Nicht-EU- ermöglichen, auch um dem Fachkräfteman- Staaten den Zugang zum deutschen Arbeits- gel entgegenzuwirken, der sich aus dem de- markt erleichtert. Ein geplantes Gesetzeswerk mografischen Wandel ergibt. Laut einer Stu- soll die Regelungen zur Einwanderung mit- die der Bertelsmann-Stiftung wird die Zahl einander verknüpfen. der Deutschen im erwerbsfähigen Alter bis 2050 von 45 Millionen auf weniger als 29 Mil- Integration als wichtige Aufgabe der lionen sinken. Ohne weitere Zuwanderung Migrationspolitik erhöht sich der Druck auf die sozialen Sicherungssysteme. Vor allem das Rentensystem Mit der Reform des Staatsbürgerschaftsrechts basiert auf einem Generationenvertrag, der 2014 wurde die doppelte Staatsbürgerschaft darin besteht, dass heute Erwerbstätige in ei- eingeführt. Für in Deutschland nach 1990 ge- nem Umlageverfahren mit ihren Beiträgen borene und aufgewachsene Kinder ausländi- die Renten der aus dem Erwerbsleben ausge- scher Eltern wurde die „Optionspflicht“ abge- schiedenen Generation finanzieren – in der schafft: Zuvor mussten sie sich bis zum voll- Erwartung, dass die kommende Generation endeten 23. Lebensjahr für eine Staatsange- später die Renten für sie aufbringt. Der wach- hörigkeit entscheiden. WEGMARKEN 1955 1964 1990 Starkes Wirtschaftswachstum führt Mitte der 1950er-Jahre zu Arbeitskräftemangel in Deutschland. Anwerbeverträge mit Italien, Spanien, Griechenland, der Türkei, Marokko, Portugal, Tunesien, Jugoslawien folgen. Der millionste Arbeitsmigrant, „Gastarbeiter“ genannt, wird willkommen geheißen. Mit der Ölkrise im Jahr 1973 setzt ein Anwerbestopp ein. Etwa vier Millionen ausländische Menschen leben nun in Deutschland. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs sowie den Kriegen in „Ex-Jugoslawien“ nimmt die Zuwanderung 1990 rasant zu. Zudem ziehen 400.000 Deutschstämmige aus Mittel- und Osteuropa nach Deutschland.