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GESELLSCHAFT
derinnen und Ausländer eingebürgert. Die
sende Bedarf an Fachkräften führt zuneh-
deutschstämmigen Spätaussiedler aus den
mend gut qualifizierte Migranten nach
Nachfolgestaaten der ehemaligen UdSSR sind
Deutschland. Der Anteil von Akademikern
mit etwa 4,5 Millionen Menschen die größte
unter den neuen Zuwanderern liegt über dem
Einwanderergruppe.
durchschnittlichen Anteil von Akademikern
in der deutschen Bevölkerung.
Migranten leisten einen bedeutenden Beitrag zur gesellschaftlichen und wirtschaftli-
Vor allem mit der Blauen Karte EU wurde ein
chen Entwicklung in Deutschland. Die Bun-
zentraler Aufenthaltstitel geschaffen, der
desregierung möchte weitere Zuwanderung
akademischen Fachkräften aus Nicht-EU-
ermöglichen, auch um dem Fachkräfteman-
Staaten den Zugang zum deutschen Arbeits-
gel entgegenzuwirken, der sich aus dem de-
markt erleichtert. Ein geplantes Gesetzeswerk
mografischen Wandel ergibt. Laut einer Stu-
soll die Regelungen zur Einwanderung mit-
die der Bertelsmann-Stiftung wird die Zahl
einander verknüpfen.
der Deutschen im erwerbsfähigen Alter bis
2050 von 45 Millionen auf weniger als 29 Mil-
Integration als wichtige Aufgabe der
lionen sinken. Ohne weitere Zuwanderung
Migrationspolitik
erhöht sich der Druck auf die sozialen Sicherungssysteme. Vor allem das Rentensystem
Mit der Reform des Staatsbürgerschaftsrechts
basiert auf einem Generationenvertrag, der
2014 wurde die doppelte Staatsbürgerschaft
darin besteht, dass heute Erwerbstätige in ei-
eingeführt. Für in Deutschland nach 1990 ge-
nem Umlageverfahren mit ihren Beiträgen
borene und aufgewachsene Kinder ausländi-
die Renten der aus dem Erwerbsleben ausge-
scher Eltern wurde die „Optionspflicht“ abge-
schiedenen Generation finanzieren – in der
schafft: Zuvor mussten sie sich bis zum voll-
Erwartung, dass die kommende Generation
endeten 23. Lebensjahr für eine Staatsange-
später die Renten für sie aufbringt. Der wach-
hörigkeit entscheiden.
WEGMARKEN
1955
1964
1990
Starkes Wirtschaftswachstum
führt Mitte der 1950er-Jahre zu
Arbeitskräftemangel in Deutschland. Anwerbeverträge mit
Italien, Spanien, Griechenland,
der Türkei, Marokko, Portugal,
Tunesien, Jugoslawien folgen.
Der millionste Arbeitsmigrant,
„Gastarbeiter“ genannt, wird willkommen geheißen. Mit der Ölkrise
im Jahr 1973 setzt ein Anwerbestopp ein. Etwa vier Millionen
ausländische Menschen leben
nun in Deutschland.
Mit dem Fall des Eisernen
Vorhangs sowie den Kriegen in
„Ex-Jugoslawien“ nimmt die
Zuwanderung 1990 rasant zu.
Zudem ziehen 400.000 Deutschstämmige aus Mittel- und Osteuropa nach Deutschland.