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BILDUNG & WISSEN
THEMA
VERNETZTE WISSENSCHAFT
Die Globalisierung stellt auch die deutsche
denn sie sind nach ihrer Rückkehr in ihre Hei-
Wissenschaftslandschaft vor neue Herausfor-
matländer häufig wichtige Netzwerkpartner
derungen. Die Fähigkeit zur Vernetzung von
für weitere Kooperationen.
Wissen und Wissenschaftlern spielt dabei eine
zentrale Rolle. Deutschland hat sich in dieser
Viele Wissenschaftler aus dem Ausland zieht
Frage gut positioniert. Fast die Hälfte ihrer
die attraktive Forschungsinfrastruktur nach
wissenschaftlichen Publikationen verfassen
Deutschland – dazu gehört die Möglichkeit,
Forscherinnen und Forscher mittlerweile in
an zum Teil weltweit einzigartigen Großfor-
internationalen Kooperationen. An den 399
schungsgeräten zu arbeiten. Allein die Helm-
Hochschulen arbeiten nach Berechnungen
holtz-Gemeinschaft betreibt rund 50 Großge-
des Berichts „Wissenschaft Weltoffen 2015“
räte für unterschiedlichste Forschungsfelder.
38.094 wissenschaftliche und künstlerische
Zahlreiche Topwissenschaftler aus dem Aus-
Mitarbeiter mit ausländischer Staatsbürger-
land kommen über die Humboldt-Professur
schaft, darunter 2.886 Professorinnen und
an deutsche Universitäten, den mit fünf Mil-
Professoren; das sind 10 Prozent aller Beschäf-
lionen Euro höchstdotierten Forschungspreis
tigten. Seit 2006 ist die Zahl des ausländischen
Deutschlands, vergeben von der Humboldt-
Wissenschaftspersonals um 74 Prozentpunk-
Stiftung.
te gestiegen, die Zahl der Professoren wuchs
um 46 Prozent. Dabei spielen auch die in
Mit Förderung ins Ausland gingen 17.686
jüngster Zeit geschaffenen vereinfachten
deutsche Wissenschaftler – wichtigste Unter-
Visaverfahren für Wissenschaftler aus Nicht-
stützer sind dabei die Deutsche Forschungsge-
EU-Staaten eine Rolle.
meinschaft (DFG), das europäische MarieCurie-Programm und vor allem der Deutsche
Ebenfalls positiv entwickelt sich die Anzahl
Akademische Austauschdienst (DAAD); von
der für einen Aufenthalt in Deutschland ge-
der weltweit größten Förderorganisation für
förderten ausländischen Forscher. Die wich-
den Austausch von Studierenden und Wissen-
tigsten Herkunftsländer der gegenwärtig
schaftlern erhalten fast zwei Drittel aller ge-
56.310 Experten sind Russland, China, Indien,
förderten Wissenschaftler ein Stipendium.
die USA und Italien. Vielfach richten Hochschulen und Forschungseinrichtungen Will-
Deutschland will die internationale Wissen-
kommenszentren ein, um die internationalen
schaftskooperation ausbauen und vertiefen
Wissenschaftler bei ihrem Start besser zu un-
und sie zugleich auf eine andere Qualitäts-
terstützen. Auch der temporäre Aufenthalt
ebene heben. Als Grundlage dafür dient der
von Forschern wird als ein Gewinn gesehen,
2014 vom Bundesministerium für Bildung