Suchtreport 2019 – CRAFT Neue Wege in der Suchttherapie 2019-08-26_suchtreport_2019 | Page 18
konfrontierender Methoden vielmehr verstärkender Strategien. Mit den neu
erlangten Fähigkeiten wird das Ziel verfolgt, die abhängige Person dahinge-
hend zu motivieren, dass diese sich in Behandlung begibt. Weiter wird auf
das Ziel der Reduktion des Substanzkonsums der Abhängigen hingearbeitet.
Jene Zielsetzungen sowie die Methodik habe ich in meine Beratungspraxis
übernommen.
Hat CRAFT auch bei Ihnen zu einem anderen Verständnis
geführt und einen Veränderungsprozess ausgelöst?
Da ich das Bedürfnis der Angehörigen, der abhängigen Person helfen zu
wollen, schon immer nachvollziehen konnte und respektierte, hat sich we-
der mein Umgang noch mein Verständnis dafür eminent verändert. Meine
Behandlungsmethodik jedoch, hat sich aufgrund der Kenntnisse über den
CRAFT-Ansatz immens erweitert. Dadurch wiederum, stellte ich einen gros-
sen Veränderungsprozess in der Beratung fest. So formulierte zum Beispiel
eine Klientin in der Angehörigenberatung, dass sie es sehr schätze, dass sie
von mir mehr Hintergrundinformationen und Theorie erhalte und ich ihr
Wissen über verhaltenstechnische Interventionen vermittle. Diese Art des
Rollenwechsels, dass der Fokus weniger auf dem Befinden der Angehörigen
liegen soll, sondern mehr auf dem Coaching in Bezug auf die abhängige
Person, liess das Gefühl eines Teams aufkommen. Bei mir entstand in der
Beratung der Eindruck, dass die Angehörigen, u. a. durch das Erlernen der
Kommunikationskompetenzen, «endlich etwas in die Hand bekamen». So
konnten sie sich wieder als kompetenter und handlungsfähiger erleben und
schliesslich auch die Gefühle der Hilflosigkeit abbauen.
Interview: Sebastian Kirsch
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