Suchtreport 2018 – Guter Hanf, schlechter Hanf? suchtreport_18 | Page 6

CBD-Hanf, der gute Hanf? In der Hanfpflanze (Cannabis sativa bzw. Cannabis indica) finden sich über 80 sogenannte Cannabinoide. Das wichtigste und am meisten untersuchte Cannabinoid ist das Tetrahydrocannabinol (THC). Es ist für die berauschende Wirkung von Cannabis verantwortlich. Ein weiteres wichtiges Cannabinoid, das in der Pflanze in grösseren Mengen enthalten ist, ist das Cannabidiol (CBD). Im Gegensatz zu THC weist es keine entsprechende psychoaktive Wirkung auf. Es interagiert mit verschiedenen Rezeptoren und vermindert sogar die psychotrope Wirkung von THC. Die beiden Cannabinoide THC und CBD wirken nachweislich krampflösend, entzündungshemmend und schmerzlindernd. Seit 2011 ist in der Schweiz Cannabis mit einem THC-Gehalt von unter einem Prozent legal. Zuvor lag dieser Grenzwert bei 0,3 Prozent, den die Produzenten aufgrund der natürlichen Schwankungen fast nicht einhalten konnten. Erst mit der Festsetzung des höheren Grenzwertes begann der industrielle Han- fanbau aufzublühen und erreichte im Jahr 2017 seinen bisherigen Höhepunkt. Gleichzeitig züchteten die Hanfbauern Pflanzen mit einem höheren Gehalt an Cannabidiol (CBD). In letzter Zeit haben das Angebot und die Nachfrage an CBD-haltigen Produkten stark zugenommen. Nebst einer schnell wachsenden Anzahl von Geschäften, die CBD-haltiges, aber THC-armes Cannabis verkau- fen, kommen fortwährend neue CBD-haltige Produkte auf den Markt. Über diese noch wenig bekannten Produkte können hinsichtlich ihrer Wirkung und gesundheitlicher Risiken sowie rechtlicher Fragen kaum Aussagen gemacht werden. Das Bundesamt für Gesundheit und die Heilmittelkontrolle Swiss- medic haben auf diesen Boom reagiert und eine Wegleitung 1 erarbeitet. Ihre Botschaft: Die Shops dürfen keine Heilversprechen abgeben. Als Arzneimittel ist die Substanz nur unter strengsten Bedingungen zugelassen. Die Shops verkaufen die Blüten als «Tabakersatzstoffe» oder als «Rohstoffe». Auf Tabakersatzstoffe wird die Tabaksteuer fällig. Produkte wie Tinkturen oder Pasten mit CBD werden mitunter als «Chemikalien» deklariert. Auf der Verpackung findet sich dann der Hinweis, sie seien nicht zu konsumieren. Damit geben die Verkäufer die Verantwortung an die Kunden weiter. Viele Shops, die CBD-Hanf verkaufen, distanzieren sich ausdrücklich von der Kifferszene. Die Hanftheken sind eingerichtet wie Apotheken, mit weissen Wänden, weissen Regalen und Personal in Weiss. Quellen: 1 swissmedic. «Produkte mit Cannabidiol (CBD): Überblick und Vollzugshilfe»; Sucht Schweiz «Factsheet CBD». 6