Wissensraum Innenstadt
„ Wissensräume“ in der Innenstadt als Motor für die Stadtentwicklung?
Wenn ein „ Wissensraum“ als etwas verstanden wird, in dem verschiedene Akteur * innen – gegebenenfalls gemeinsam – Wissen generieren, erwerben und erkunden oder auch weitergegeben können, dann sind Wissensräume diesem Verständnis nach eher ein offen gestaltbares Konzept, das außerdem unterschiedlichen Zwecken dienen kann, wie beispielsweise dem Erzeugen von Standortrelevanz oder dem Schaffen von Kommunikations- und Begegnungsmöglichkeiten( wobei beides nicht im Widerspruch zueinanderstehen muss, hier geht es eher um Fragen der Priorisierung). Mit der Möglichkeit, an der Entstehung und Verbreitung von Wissen mitzuwirken, können Wissensräume einen Beitrag liefern zu lebenslangem Lernen.
Je nach Inhalt und Art der Aneignung oder Weitervermittlung von aktuellem Wissen können Wissensräume über den Weg der Teilhabe auch die Demokratiebildung fördern. Ein tieferes Verständnis von technologischen Entwicklungen zu bekommen oder im Austausch mit anderen besser zu verstehen, welche Chancen und Risiken beispielsweise Entwicklungen im Bereich der Biotechnologie oder der KI beinhalten könnten, könnte( nicht nur) technologische Innovationen nachvollziehbarer machen. Damit könnte die lebenslange Aneignung einer entsprechende( Allgemein-) Bildung, zu der heute ein Verständnis technologischer Neuerungen unbedingt dazu gehört( Stichwort: „ future skills“), ebenfalls ein Beitrag von innerstädtischen Wissensorten sein.
Welche Kraft und welche Potenziale Wissensräume aktuell oder auch zukünftig für die Innenstadt tatsächlich an einem konkreten Ort erfüllen können, wird entscheidend davon abhängen, welches jeweilige Konzept mit welchen Zielen hinter dem Aufbau solcher Räume steht. Angenommen Wissensräume sollen das Potenzial haben, Treiber von Stadt- und Regionalentwicklung zu sein, ist die Perspektive möglicherweise eine andere als die einzelner Akteur * innen oder Institutionen, welche zunächst die Potenziale der eigenen Organisation in den Blick nehmen( selbst wenn das unter Beachtung der Kontextbedingungen geschieht). Um über die Chancen( und damit gleichzeitig über die Risiken) verschiedener Konzepte zu entscheiden, muss es eine Diskussion zu einer klaren Fokussierung der Zielsetzung geben.
Soll es beispielsweise in einer Innenstadt ein entsprechend reiches Angebot an Wissensräumen mit unterschiedlichen Inhalten oder für verschiedene Zielgruppen geben, bei dem jeder Wissensraum eher für sich steht? Soll damit gleichzeitig ein größeres attraktives innerstädtisches Angebot mit unterschiedlichen Zwecken oder für verschiedene Zielgruppen erreicht werden? Oder zielt man konzeptionell eher auf eine systematische und strukturelle Vernetzung von Institutionen, um eine gemeinsame Vorstellung davon zu entwickeln, welche Identität für eine Stadt vielleicht als „ Wissensstadt“ möglich und wünschenswert sein könnte? Von dort aus könnte dann gemeinsam weitergedacht werden, was in einem konkreten Stadtraum( auch mit Blick auf zukünftige Entwicklungen) realisierbar wäre.
Letzteres ist vor allem dann wichtig, wenn Wissensräume als Impulsgeber für die Weiterentwicklung einer( Innen-) Stadt als Ganzes wirken sollen. Eine stringente konzeptionelle Entscheidung kann dann prägend für die gesamte Identität einer Stadt werden. Die Stadtentwicklung von Heilbronn mag als ein Beispiel für eine konsequente Entwicklung zur „ Wissens-
Prof. Dr. Susanne Weissman Dipl.-Psychologin, Präsidentin der Hochschule Mainz
Stadt Visionen – Wissen, Kreativität und Kultur in der Innenstadt der Zukunft 35