Zusammenführung der Ergebnisse
Große Visionen, kleine Fußnoten – wer macht‘ s denn bitte jetzt?
Die Projekte „ Wissensraum Innenstadt“ und „ Kreative Innenstadt“ zeichnen neue Bilder für unsere Innenstädte, jenseits von Leerstand, Einzelhandel, Gastronomie und Events. Die Innenstadt erscheint darin als Wissensraum, in dem Stadt als gemeinsames Lernfeld verstanden wird – nicht nur als Ort für Information, sondern als Raum für Austausch und Begegnung zum kollektiven Nachdenken und Teilen gemeinsamer Erkenntnisse. Sie wird zugleich als kreativer Möglichkeitsraum gezeichnet, in dem Zwischennutzung, kulturelle Formate und soziale Experimente stattfinden. Beide Projekte stellen die Innenstadt als offenen Prozess vor, in dem weniger langfristige Leitbilder zählen als die Bereitschaft, mit lokalen Akteurinnen und Akteuren ins Tun zu kommen. Und nicht zuletzt zeigen sie die Innenstadt als geteilte Verantwortung, getragen von Stadtgesellschaft, Politik, Verwaltung, Kultur, Wirtschaft – miteinander und auf Augenhöhe. In den beiden Projekten wurden Formate ausprobiert, die Wissen, Kultur und Teilhabe in den Vordergrund stellen.
Konkret wurden vielfältige Formate eingesetzt – wie z. B. ein Sounding-Board mit Expertinnen und Experten und Zukunftswerkstätten im Projekt „ Wissensraum Innenstadt“ oder die Erstellung von Personas und Visionsboards sowie die Identifikation von Experimentierräumen im Projekt „ Kreative Innenstadt“. Damit Ideen wirklich tragfähig werden, braucht es jedoch mehr Konkretion, mehr Praxis, mehr Mut zur Umsetzung. Was hilft, damit aus guten Ideen auch lebendige Innenstädte werden? Aus den eigenen Projekterfahrungen lassen sich folgende Hinweise ableiten.
1. Erst verstehen, dann gestalten: Jede Stadt hat ihre eigene DNA!
Keine Stadt ist wie die andere. Wer Innenstädte neu denken will, muss zuerst deren Geschichte, die gegenwärtige lokale Ausgangslage, die
Rahmenbedingungen und Herausforderungen verstehen. Wer lebt hier? Was wünschen sich die Menschen? Wer nutzt die Innenstadt wann, wie und wozu? Welche Bedarfe, Ideen, Talente und Akteurinnen und Akteure sind vorhanden? Erst wenn diese Fragen ernsthaft und mit den Menschen bearbeitet werden, entstehen zukunftsfähige Konzepte. Deshalb braucht es zu Beginn keine langatmigen Leitbildprozesse, sondern gute Beobachtung, echte Gespräche und eine fundierte Bedarfsanalyse.
2. Weniger planen, mehr machen: Schnell ins Tun kommen!
Wir sollten die einfachen Fragen in den Mittelpunkt stellen: Wozu machen wir das? Für wen? Und mit wem? Aus den klaren Antworten lassen sich möglicherweise kleine Interventionen ableiten, die große Wirkung erzielen. Statt Konzepte zu schreiben, lieber erste Orte schaffen. Statt Prozesslogiken zu entwerfen, lieber Menschen zusammenbringen.
3. Neue Köpfe, neue Perspektiven: Raus aus dem Gewohnten!
Stadt verändern braucht neue Stimmen. Statt auf die etablierten Institutionen zu setzen, sollten Menschen aus der Alltagskultur, Initiativgruppen, Engagierte und Stadtmacherinnen und-macher gezielt eingeladen und beteiligt werden. Sie kennen die Orte und die Mentalität der Menschen und sind motiviert etwas umzusetzen.
Die Entwicklung der Innenstadt hängt auch von der Teamarbeit quer durch die Verwaltungen ab. Die ämterübergreifende Zusammenarbeit von Stadt-, Verkehrs- und Umweltplanung, Klima und Denkmalschutz sowie Wirtschaftsförderung und Tourismus bis hin zur Gesundheitsversorgung und Risikomanagement sind zukünftig enger miteinander zu koppeln. Ratsam ist dazu
Dr. Christine Grüger Raumplanerin, Planungsmoderatorin, Prozessgestalterin und Fachjournalistin der Stadt- und Raumentwicklung
Büroinhaberin von suedlicht moderation. mediation. planungsdialog
Stadt Visionen – Wissen, Kreativität und Kultur in der Innenstadt der Zukunft 109