Sonntagsblatt 6/2016 | Page 14

Niederlage . Die offizielle Nachricht darüber traf tags darauf ein . Bereits vorher hatte Görgei gegenüber Kossuth erklärt , dass er in diesem Fall sofort die Waffen niederlegen werde .
Gleichzeitig hatte die ungarische Regierung – auch auf Drängen Görgeys – den Beschluss gefasst , dem Zaren von Russland die ungarische Krone anzutragen . Görgey war mit den Russen schon seit dem 21 . Juli in Verbindung und sollte mit der Ausführung dieses Beschlusses beauftragt werden . Deswegen forderte Görgey Kossuth auf , abzudanken und ihm selbst die höchste Gewalt zu übertragen . Am 11 . August erhielt daraufhin Görgey die Diktatur und ergab sich bereits am 13 . August mit 20 000 Mann Infanterie , 2000 Mann Kavallerie und 130 Geschützen im Flecken Világos den russischen Truppen unter General Friedrich Alexander von Rüdiger ( 1783 – 1856 ) auf Gnade und Ungnade .
Görgey wurde nach seiner Kapitulation begnadigt und in Kla - genfurt interniert , wo er bis 1867 als Privatmann und Chemiker in der Moroschen Tuchfabrik tätig war . Dann kehrte er nach Ungarn zurück und wurde 1872 bei der Eisenbahnlinie Schäßburg-Reps der Siebenbürgischen Ostbahn angestellt .
Historisch ist die Person Görgeys sehr umstritten , so wird er z . B . als feiger Versager , als Henker der ungarischen Nation ( Kos - suth !) dargestellt , da er 1949 bei Wilagosch kapitulierte . Nach einer anderen Version jedoch war diese Kapitulation die einzige Möglichkeit zur Beendigung des aussichtlosen Kampes und eben Folge der verfehlten Politik von Kossuth .
Dazu können wir im Büch lein „ Kettészakadt Magyarország ” ( Entzweigerissenes Ungarn ) von Mária Börcsök ( Kossuth Ver lag / kiadó 2012 ) folgendes lesen ( Auszüge ):
„ Der mit unerhörter Suggestion und ausgezeichneter Rhetorik begabte Lajos Kossuth hat z . B . geglaubt , dass sich bei Verona ausländische Streitkräfte sammeln um den Madjaren Hilfe zu leisten . Völlig grundlos . Dabei bemerkte er nicht , dass sich der österreichische Kaiser und der russische Zar verbündet haben und sich militärisch gegenseitig un - ter stützen … Görgey hat darauf aufmerksam gemacht … Kossuth jedoch konnte der Versuchung nicht widerstehen , endlich Ungarns Reichver - weser zu werden … Also proklamierte Ungarn am 14 . April 1849 seine Unabhängigkeit ( Loslösung von Österreich )… Als Kossuth jedoch das Ende sah , hat er plötzlich alle Macht auf Görgey übertragen – ließ seinen Bart abschneiden und flüchtete in Frauenkleidern in das türkische Bulgarien , in die Arme seiner ( Gräfin ) Dembinska , mit welcher er schon von früher ( neben seiner Frau ) ein Liebesverhältnis hatte . Diese jedoch war Agentin des österreichischen Kaisers , weshalb Kossuth sich nach weiterer Zuflucht umsehen mußte … Als Sünde kann jenes Flugblatt betrachtet werden , das Kossuth un Vidin herausgab und darin festhielt : Unser armes , unglückliches Vaterland ist verloren . Nicht die Kraft des Feindes , sondern Verrat und Niederträchtigkeit brachten es dazu . Ich habe Görgey aus dem Staub emporgehoben … doch er ist zum feigen Henker Ungarns geworden … Dabei hat doch Görgey eine schwere Jugend gehabt , hat für seine Zukunft kämpfen müssen und kam hilfsbereit zu den ungarischen Honvéd …
Und Kossuth ? Als dreißigjähriger junger Adeliger genoss er noch als Jurist das Leben der Beau ( goldene Jugend ), besuchte Bälle , Saufge - lagen , hoffierte hübschen Frauen und verbrachte die Nächte bei Karten - spiel … Aus der Kasse der Grafen Andrássy wollte er seine Schulden begleichen . Auf Fürbitte seiner Mutter wurde die Sache vertuscht … Kossuth verstand nichts von Kriegsführung . Vielleicht deshalb sein Neid auf Görgey … In letzter Minute hebt Kossuth den Rivalen Görgey ‚ aus dem Staub empor ’, damit das Unheil auf dessen Schultern niedergehe … Möge der verlorene Freiheitskampf und der Fluch der zum Tode Verurteilten die Person Görgey belasten …
Georg Krix

WARTBURG – LUTHER – BIBEL

Von 1067 bis 1070 ließ Landgraf Ludwig der Salier ( der Springer ) eine erste Burg auf dem 384 Meter hohen Felskegel bei Eisenach in Thüringen erbauen . Von 1190 bis 1217 erfolgte der Neubau . Bis 1406 war die Wartburg Sitz des Thüringer Landgrafen , dann fiel sie an die Kurfürsten von Sachsen . Von 1838 bis 1890 wurde die verfallene Veste restauriert und im Inneren unter anderem ausgestattet mit Gemälden von Moritz von Schwind zur Burggeschichte und Mosaiken mit Szenen aus dem Leben der heiligen Elisabeth . Bis zur Wiedervereinigung 1990 verlief unweit der Burg die brutale innerdeutsche Teilungsgrenze . Auf der Wartburg wirkte von 1221 bis 1227 die heilige Elisabeth ( von Ungarn ). In der zweiten Hälfte des 13 . Jahrhunderts war die Veste als ein kulturelles Zent - rum Deutschlands Schauplatz des sagenhaften Sängerkrieges , dem Wagner in der Tannhäuser-Oper ein Denkmal setzte . Auf der Burg verdeutschte Luther 1521 – 22 als Junker Jörg das Neue Tes - tament und trafen sich 1817 die nationalfreiheitlichen Studenten zum Wartburgfest . 500 Abgesandte 12 evangelischer deutscher Universitäten auf der Wartburg zu - sam men . Auch die Professoren Oken und Fries waren erschienen . Die Initiative zum Wartburgfest ging wahrscheinlich von Jahns Turnern aus ; ein - geladen hatte die Jenaer Bur schenschaft , deren Mitglied Riemann die Festrede hielt . So wohl seine als auch die anderen Ansprachen waren flammende Appelle zur Einheit und Freiheit Deutschlands . Einige Teilneh mer verbrannten in Anspielung auf Luthers Vernichtung der päpstlichen Bannbulle etwa 25 Bücher reaktionärer Verfasser wie Kotzebue , den Code Napoleon , Polizeierlasse und Symbole des fürstlichen Absolutismus . Viele Teilnehmer des Wartburgfestes wurden behördlich verfolgt . Auch später trafen sich auf der Burg nationalfreiheitliche Studenten , so vom 12 . bis 14 . Juni 1848 zum deutschen Studententag .
Gedenktag am 11 . November
Der Heilige Martin – Martin von Tours
Martin von Tours wurde um das Jahr 316 in
Sabaria , dem heutigen Steinamanger / Szom - bat hely in Ungarn geboren und starb am 8 . November 397 in Candes bei Tours in Frankreich .
Er wurde von Hilarius , dem späteren Bischof von Poitiers , getauft .
Mit 15 Jahren musste er auf Wunsch des Vaters in den Solda - tendienst bei einer römischen Reiterabteilung in Gallien eintreten , schied aber mit 18 Jahren aus , weil Christsein und Militär - dienst sich für ihn nicht vereinbaren lassen . Zuvor geschah das , was ihn nach der Legende weltberühmt machte : Martin begegnete am Stadttor von Amiens als Soldat hoch zu Ross einem frierenden Bettler . Ihm schenkte er die mit dem Schwert geteilte Hälfte seines Mantels ; in der folgenden Nacht er - schien ihm dann Christus mit dem Mantelstück bekleidet : Er war es , der Martin als Bettler prüfte .
Nach seiner Entlassung aus dem römischen Heer kehrte Martin
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