ständnisse. Ein Beispiel, unlängst gelesen: …die heidnischen Un -
garn brachten im 8. Jh. viel Leid in westliche Länder… Nun, das
waren damals die Madjaren, zu der Zeit gab es noch keinen unga-
rischen Staat, somit auch keine Ungarn.
Die Schlussfolgerung in obigem Beitrag „Die Antwort ist einfach.
Also beide. Ich bin Ungar und ich bin Deutscher, ich bin Ungarndeut -
scher” ist nur formell richtig, weil inhaltlich will man damit etwas
anderes ausdrücken, nämlich „én magyar és német vagyok”, was ins
Deut sche übersetzt „ich bin Madjare und Deutscher” heißt. Und da ist
der Hund begraben! Denn:
Das Problem Identität (Volkzugehörigkeit) zieht auch die Frage
Muttersprache nach sich. Eigentlich das wichtigste Merkmal eines
Volkes (Volkssplitters, Nationalität) ist doch die Sprache. Die
Muttersprache als teuerstes, höchstes Erbe! Das Erbe, das unsere
Ahnen Jahrhunderte hindurch gepflegt und weitergegeben haben,
ist uns, den Deutschen in Ungarn entschwunden. Es wieder zu er -
langen, dafür müssten wir kämpfen. Doch in diesem Kampf versa-
gen die „Ungarndeutschen”. Wie mir unlängst ein junger Lands -
mann erklärte: „Ich bin kein Deutscher in Ungarn, ich bin Un -
garndeutscher. Als Deutscher sollte auch meine Mutterspra che
Deutsch sein, doch als Ungarndeutscher ist die Muttersprache
Nebensache.” Eine solche Einstellung bedeutet den Volkstod!
Georg Krix
• Zum
Feierabend •
GIECK/KÉTY – ein interessantes Dörflein
in der Tolnau
Allein schon Volkszählungsergebnisse geben uns Erklärung zur
Geschichte des Ortes.
1941 – Damals lebten in Gieck: 1113 Personen, davon Deutsche
1019 Personen. – Ein sauberes, blühendes, aufstrebendes
Dorf
2001 – Einwohnerzahl: 758 Personen, davon 9 Deutsche. –
Ein heruntergekommenes „Geisterdorf”
2011 – Im Ort leben 597 Madjaren und 18 Deutsche. – Dank
„betuchter Neusiedler” befindet sich der Ort im Aufblühen
Dazu aus vergangener Zeit:
Kirchweihgebräuche
in der Gemeinde Kéty
Von Dr. Johann Weidlein
Unter den vielen althergebrachten Sitten und Bräuche unseres
Volkes spielt wohl die Kirchweih die bedeutendste Rolle. Sie heißt
bei uns in den lutherischen Dörfern der mittleren Tolnau: Khärp.
Es handelt sich bei diesem allbekannten Volksfest um die mit rei-
chem Schmaus verbundene Feier des germanischen Erntefestes,
das die alte Kirche in den Rahmen des christlichen Festkalenders
einbezog, indem sie es mit dem Patroziniumstag des Kirchen -
heiligen, bzw. dem Tag der Weihung der Ortskirche verband.
In den obengenannten Dörfern beginnt die Zeit der Kirchwei -
hen zu Michaeli (in Gyönk), die letzte Khärp ist in Szárazd und
fällt auf Katharina. In Kéty ist sie am ersten Tag in der Woche der
Allerheiligen. In den meisten dieser lutherischen Dörfern kann
man noch interessante Kirchweihgebräuche beobachten, deren
Ursprung in die alte Heimat zurückführt, wo sie teilweise auch
heute noch aufzufinden sind. Die eigentlichen Träger des Kirch -
weihbrauchs sind die Khärweburschen und Khärwemenscher, die
kameradschaftlich zusammengeschlossene männliche und weibli-
che Dorfjugend. Am Vormittag ist Gottesdienst, am Nachmittag
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gleich nach dem reichlichen Mittagessen holen die Burschen, de -
ren Hüte schon vorher von ihren Menschen mit Strauß und Bän -
dern geschmückt wurden, die Khärwemenscher vom Elternhaus
ab. Der betreffende Bursch sagt hier einen kleinen höflichen
Spruch:
„Ich habe mir vorgenommen meine Tanzmensch hier abzuholen; da
tue ich Vater und Mutter bitten, ob Ihr eure Tochter mit mir an die
Kirch weih wollt gehen lassen.” Dann fragt er auch die Tochter, „ob sie
gehen wollte mit, dann soll sie sich schicken nach ihrem Fleiß, dass wir
kommen zu unserm Preis.”
Wenn nun jeder Bursch sein Mensch abgeholt hat, ziehen sie
alle samt den Kirchweihgästen in den Pharehop, wo ihrer schon
ein Glas Wein auf einem runden Tisch harrt. Dort in dem Pfarrer -
hof spielen zuerst die Musikanten, dann aber sagt der älteste
Bursch einen ernsten, oft auch spaßigen Spruch, während dessen
die Paare wiederholt um den Tisch einen Reigen, einen kurzen
Polka tanzen. Der nachfolgende ernste Spruch stammt aus Kéty
(1929), wir besitzen aber ähnliche Sprüche schon aus dem Jahr
1865 und auch aus den übrigen lutherischen Gemeinden, ausge-
nommen die Dörfer Gyönk und Udvari mit ihrer gemischten Be -
völkerung, wo dieser Kirchweigebrauch seit einigen Jahrzehnten
schon gänzlich verschwunden ist.
Der Spruch selbst lautet folgendermaßen:
„Es ist bekannt, ihr lieben Leute,
Dass wir unsere Kirchweih feiern heute,
Denn nach der Arbeit ist ja gut die Ruh,
Und ich denk wir haben auch das Recht dazu.”
O
Nach der Vertreibung aus Ungarn –
Neubeginn in Deutschland
Erste Erkundungen II.
von Johann Wachtelschneider
Entlang der Werksanlagen spazierten wir in Richtung Ortszent -
rum. Am Ende des Betriebsareals waren gerade Rangierarbeiten
im Gange, und eine kleine Dampflok fauchte vor sich hin. Sie zog
eine ganze Reihe von beladenen Waggons in das Werk, dessen
Name SHW in großen Buchstaben am Ende der Fabrik ange-
bracht war.
Großvater ließ sich das Kürzel von einem ortskundigen Passan -
ten erklären. Er wusste jetzt offensichtlich Bescheid und zog
Parallelen mit der WMF in Csepel.
Bald gelangten wir auf den Kirchplatz und betraten durch das
Hauptportal die Kirche. Sie war sehr kahl (Neoromanik),aber von
fast monumentaler Größe. Großvater fand heraus, dass sie dem
Hl. Stefan geweiht war.
Dies gefiel ihm irgendwie, hieß doch sein Sohn, mein Onkel,
auch Stefan, und dieser Vorname hatte in unserer Heimat (!) Un -
garn schon einen recht hohen Stellenwert. Na