Sonntagsblatt 6/2015 | Page 6

„ Deutsche in Ungarn ” – Tagung
„ In ein jedes christliche Haus gehört ein christliches Blatt ” Zur Thematisierung des Sonntagsblattes , 1921 – 1924
ihre Arbeit zur Schaffung von Rahmenbedingungen für die För - derung der deutschen Nationalität und der deutschen Sprache in Ungarn auch demnächst beitragen – in diesem Sinne rief die Un - terkommission Akteure aus Deutschland und aus Ungarn zusammen . Leiter der achtköpfigen Delegation aus Ungarn war Gergely Pröhle , stellvertretender Staatssekretär für internationale und EU-Angelegenheiten im ungarischen Ministerium für Gesellschaftliche Ressourcen .
Erhalt und Förderung der deutschen Sprache in Ungarn , Fortund Weiterbildungen von Deutschlehrern , Schüleraustauschmaß - nahmen zwischen Ungarn und Deutschland und gut funktionierende Kontakte zwischen Hochschulen der beiden Länder – da - rauf soll auch bei künftigen Projekten fokussiert werden . Vor - bereitung diverser Lehrwerke für ungarndeutsche Bildungsein - rich tun gen , Entwicklung multimedialer Lehrmaterialien , zahlreiche Stipendien , bilaterale Schul- und Austauschprojekte , grenzüberschreitende Vernetzungsmaßnahmen , Tagungen und For - schungsprojekte , sowie internationale Jugendprojekte im Bereich Kultur und Medien – nur einige von den circa 70 , bereits konkretisierten Initiativen , die unter Mitwirkung der beiden Länder in den kommenden zwei Jahren durchgeführt werden sollen .
Mitglied der aus Ungarn nach Nürnberg gereisten Delegation war Josef Weigert , Direktor des Ungarndeutschen Pädagogischen Instituts , der die Wichtigkeit der Weiterführung der Kooperation zwischen den zwei Staaten betonte . Weigert würdigte die zu - kunftsorientierte Einstellung beider Seiten , sowie auch die Tatsache , dass alle bis 2017 geplanten Maßnahmen sichergestellt wurden . Er unterstrich : es sei vorbildlich , dass so viele die Sprachentwicklung von Lehrern und Schülern förderten und dadurch zur Aufbewahrung der deutschen Identität vieler beitrügen .
Ungarndeutsches Kultur- und Informationszentrum

„ Deutsche in Ungarn ” – Tagung

Der Stiftungslehrstuhl für Deutsche Geschichte und Kultur im südöstlichen Mitteleuropa der Universität Pécs und das Lenau-Haus luden am 20 . Oktober ins Fünfkirchner Lenau Haus zur Tagung „ Deutsche in Ungarn ” ein .
Es wurden die neue Leiterin des Stiftungslehrstuhls , Dr . habil Ágnes Tóth und die Assistentin , Réka Gyimesi vorgestellt . Im Rahmen der Veranstaltung wurde der Lehrstuhlleiter a . D . Prof . Dr . Gerhard Seewann offiziell verabschiedet .
Grußworte sprachen Prof . Dr . Ferenc Fischer , Dekan , Leiter des Historischen Instituts der Universität Pécs , Dr . habil . Zsuzsa Gerner , Prodekanin , Leiterin des Germanistischen Instituts ,
Ibolya Englender-Hock , Direktorin des Valeria Koch Schulzent - rums und Josef Erb , Abgeordneter der Stadtverwaltung Pécs . Im Programm wurden auch die Neuerscheinungen im Thema vorgestellt , wie : Gerhard Seewann : Die Geschichte der Deutschen in Ungarn – ungarische Übersetzung von Dr . habil . Zsolt Vitári , Nóra Rutsch – Gerhard Seewann : Geschichte der Deutschen in
Ungarn für die 9 – 12 . Klasse – Lehrbuch und die Internetseite , sowie die Monografie Zoltán Gôzsy – Gerhard Seewann : Der
Bauernaufstand im Komitat Baranya 1766 .
Dr . habil Ágnes Tóth gab einen Überblick über die Pläne des Stiftungslehrstuhls . Danach folgten die Vorträge der Doktoran - dinnen über ihre aktuellen Forschungsergebnisse : Réka Gyimesi : Die Einwohner von Bonnhard im Spiegel der
Bevölkerungsgeschichte ( 1850 – 1941 ),
Edit Gebhardt : „ In ein jedes christliche Haus gehört ein christ - liches Blatt ”. Die christlich – katholische Thematisierungen des Sonntagsblattes ( 1921 – 1924 ),
Beáta Márkus : „ Nur geht , ihr Schwaben , nicht einmal die Sonne scheint auf euch ” – Die Deportation der deutschen Zivilbevölke - rung in die Sowjetunion aus der „ Schwäbischen Türkei ” 1944 / 45 , Annamária Molnár : Die Wirkung des Zweiten Weltkriegs , der russischen Arbeitslager , der Besitz- und Bodenenteignungen und der Vertreibung auf ungarndeutsche Frauenschicksale , sowie Judit Klein : Die Funktion und Geschichte der deutsch - sprachigen Minderheitenmedien in Ungarn im Sozialismus . Stefan Szeitz – 25 . Oktober 2015
Quelle : Zentrum

„ In ein jedes christliche Haus gehört ein christliches Blatt ” Zur Thematisierung des Sonntagsblattes , 1921 – 1924

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die katholische Kirche zur wichtigsten Trägerin des „ christlich – nationalen ” Kurses in Un - garn . Hinsichtlich der Minderheitenpolitik des Staates befand sich das Episkopat in einer widersprüchlichen Situation . Die traditionelle Kirchentreue der mehrheitlich katholischen Deutschen und die agrarisch geprägte Gesellschaftsstruktur ermöglichten ein harmonisches Verhältnis zwischen der Amtskirche und den Ungarn - deutschen . Um eine Konfrontation mit der Kirchen elite zu vermeiden , versuchte Jakob Bleyer die Geistlichkeit für das katholische Sonntagsblatt zu gewinnen . Das Motto der Zei tung lautete : „ In ein jedes christliche Haus gehört ein christliches Blatt ”. Aber welche Bilder , Interpretationen bestimmten in diesem Zusam - menhang die Darstellungsformen des Blattes ? Welche Wirkung übte Bleyers Absicht tatsächlich aus ? Das Sonntagsblatt war die Zeitschrift von Jakob Bleyer , daher wäre schwierig es zu interpretieren , ohne die Bezugspunkte von Bleyer zu kennen . Sein erstes Forum war die Neue Post , editiert von Pfarrer Johannes Huber . Das Blatt unterlag dem katholischen Zentralen Presseunternehmen , das von Jesuitenpater Béla Bang - ha im Jahr 1917 gegründet wurde . Banghas Ziel war unter anderem , modern – christliche Zeitungen für die Nationalitäten in de - ren Muttersprache herauszugeben und die Loyalität dieser Minderheiten gegenüber dem ungarischen Staat zu stärken . Die Leitlinie der Zeitung fiel mit dem im katholischen Glauben verankerten Konservativismus von Bleyer zusammen , daher nahm er an der Arbeit der Redaktion teil . Bis 1920 schien es , dass das Kon - zept der Neuen Post durchführbar ist . Nach traumatischen Erfah -
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