schloss, hörte ich sie sprechen, lauschte ihrem Gesang in den
Stuben, sah sie bei der Arbeit auf den Feldern oder konnte auf
einsamen Wegen ihre Sehnsüchte, Ängste und Hoffnungen erah-
nen. Mir ist bis heute bewusst, dass man ihnen nicht nur gewalt-
sam das Hab und Gut nahm, sondern dass mit der Vertreibung
auch ihre Kultur, ihre Traditionen und ihr gesamtes geistiges
Schaffen der Vergänglichkeit anheimfielen. Wo einst bunte
Farben das Leben bestimmt hatten, blieb nach der Vertreibung
eine graue Welt der Verzweiflung, der Trauer, der Lieblosigkeit,
der Einsamkeit und der Stille zurück. Dieser Gedichtband ist
gleichsam der Versuch, meinem Erleben in der Heimat der volks-
deutschen Heimatvertriebenen eine Stimme zu geben. Ich lade
alle Leser ein, mir ein paar Gedichte lang in diese versunkene
Welt zu folgen und dieser Stimme zuzuhören.
Bestellung: Dr. Peter Wassertheurer, Ennemosergasse 18 –
1220 Wien – [email protected] – Preis: 12,80 Euro
ISBN 3-937984-22-4
Gegenüber der Grenze – Gedichte von Peter Wassertheurer
Adam Müller-Guttenbrunn:
„Götzendämmerung –
Ein Kulturbild aus Ungarn”
Im Spannungsfeld der politischen Krise in Ungarn zu Beginn
des 20. Jahrhunderts
(Ein Vortrag im Haus der Ungarndeutschen, Budapest, gehalten von
Dr. Hans Dama – 4. Teil/Ende)
Die Götzendämmerung birgt eine auf die Großösterreichische von
Erzherzog Franz Ferdinand hinweisende Tendenz in sich …
Im letzten Kapitel wirft der Dichter mehrmals die von Bismarck
geprägte Frage auf „Wann steigt der Kaiser zu Pferd?”, was auf
die Bedeutung des Herrscherhauses als Integrations- und Befrie -
digungsfaktor des Vielvölkerstaates hinweist, denn der Kaiser
müsse seine monarchische Gewalt einsetzen, um die Separa tions -
bestrebungen gewisser ungarischer Kreise zunichte zu machen.
Wien hatte im Herbst 1905 im Zusammenhang mit der ungari-
schen Staatskrise sogar eine militärische Intervention erwogen,
was wohl eine Einmaligkeit in der österreichisch–ungarischen
Historiographie gewesen wäre, jedoch ernsthaft NIE angenom-
men worden ist.
Der Dichter konnte von diesen Geheimplänen wohl keinesfalls
Kenntnis gehabt haben.
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Der Kaiser hätte mittels Aufrufs an seine Völker zwecks Durch -
setzung des allgemeinen Wahlrechts dazu beitragen können, die
falschen Götter durch die Wahl von echten Volksmännern zu
stürzen, was sanft und ohne eine Revolution erfolgt wäre.
Für Adam Müller-Guttenbrunn sollte die Umgestaltung der
Doppelmonarchie nur auf föderativer Basis erfolgen analog den
großösterreichischen Plänen des Thronfolgers, den der Dichter als
große Zukunftshoffnung für die Monarchie schätzte.
Soweit die soziale Komponente in der nationalen Überzeugung
des Dichters; sein Nationalismus möge als seine politische Hal -
tung gegenüber der ungarischen Nationalitätenpolitik verstanden
werden.
Die Götzendämmerung sollte eigentlich ein „Kulturbild aus
Ungarn” werden, doch Adam Müller-Guttenbrunn hatte im
Roman seinen „Banater Schwaben” die Augen über die wahren
Zustände in ihrem Vaterland geöffnet und auf die Missachtung
der bestehenden Nationalitätengesetze hingewiesen, d.h. die Be -
strebungen der herrschenden Schicht, die eigene Vormacht -
stellung zu festigen, was zur Hemmung wichtiger Problemlö -
sungen führte und das Land in Rückständigkeit verharren ließ.
Dass diesbezüglich dringende Reformen erforderlich sind,
müsste durch das Engagement fortschrittlicher Kräfte erzielt wer-
den.
Den einfachen schwäbischen Bauern werden in der Ab -
schiedspredigt des Pfarrers von Rosental Ratschläge erteilt, wie
sie sich im Nationalitätenkampf am besten gegen Ungerechtig -
keiten zur Wehr setzen könnten.
Dieser Kampf kann sein Ziel nur erreichen, wenn die nationale
Gruppe zusammenwächst, denn der Einzelne wird wohl auf kei-
nen grünen Zweig kommen. Auf diese Weise trägt der Dichter
zum Erwachen der eingeschüchterten, führungslosen und autori-
tätsgläubigen schwäbischen Bauern bei.
Diesem müsste zum Bewusstsein gelangen, dass er einem gro-
ßen europäischen Kulturvolk entstamme und sein Kolonistenstolz
fern von jeder Deutschtümelei verstanden werden sollte.
Nur das wieder gewonnene völkische Bewusstsein kann das
schwäbische Bauernvolk vor der Entnationalisierung schützen.
Im Nationalitätengesetz sind die Rechte, seine Lehrer und
Gemeindenotare selbst wählen zu dürfen, fest verankert, so auch
der Gebrauch der deutschen Sprache in Kirche und Schule, und
selbst wenn diese kulturelle Selbstbestimmung auch finanzielle
Opfer hinsichtlich der Unterhaltung von Gemeindeschulen erfor-
dere, solle man von diesen gesetzlich verankerten Rechte reichlich
Gebrauch machen.Was auf kommunaler Ebene durchführbar ist,
könne auch im Großen durchgesetzt werden.
Wurden die schwäbischen Bauern bei Parlamentswahlen auf-
grund ihrer politischen Unmündigkeit von den Mächtigen des
Landes manipuliert, so müssten sie fürderhin jenen Leuten ver-
trauen, die ihre Sprache verstehen und sich für ihre Anliegen ein-
setzen. Georg Trauttmann weist darauf hin, wie die wahlkämp-
fenden Kandidaten vorzugehen hätten: „Wahlreden in deutscher
Sprache halten, die Anliegen des Bauernvolkes sowie der Natio -
nalität vertreten, eine Kooperation mit Vertretern anderer Volks -
gruppen einzugehen und keine Bestechungen des Wahlvolkes
zuzulassen.”
Der Dichter stellt im Roman dem Schwaben ein gutes Zeugnis
aus, der sich von Geld, politischen Druckmitteln und noblen
Verbindungen nicht betören lässt und unterstreicht dadurch die
nationale und staatsbürgerliche Gesinnung seiner Landsleute.
Die Realität sah jedoch anders aus, denn die politische und
nationale Gesinnung wandelte sich nur langsam bei den diesbe-
züglich schwerfälligen Schwaben.
Adam Müller-Guttenbrunns Beispiel im Roman zielte auf
erzieherische Absicht hin, und der Hinweis auf die Gründung der