Sonntagsblatt 6/2015 | Page 14

Nach der Schlacht bei Novara, wo bekanntlich Radetzky einen entscheidenden Sieg für Österreich errungen hatte( 23. März 1849), focht er auf Seiten der In- surgenten in Baden und wur de Oberst. Bis 1854 lebte er in der Schweiz und war eine der be- deu tendsten Gestalten der da- ma ligen ungarischen Emigra- tion. Zur Zeit des Krimkrieges( 1854 – 55) trat er in englische Dienste. Auf einer Reise wurde er von den Österreichern verhaftet und zum Tode verurteilt, auf Grund einer Intervention der Königin Vik toria aber bald wieder auf freien Fuß gesetzt. 1856 focht er im Kaukasus auf Seiten der Tscherkessen gegen die Russen, 1859 unter Garibaldi als Haupt- mann der Alpenjäger gegen die Österreicher, 1860 in Sizilien und Neapel und damals erlangte er den Rang eines Divisionsgenerals, nachdem er als Gouverneur von Neapel viel zu dessen Ver- einigung mit Italien beigetragen hatte. Nach dem Feldzug wurde er von der Regierung in die italienische Armee übernommen, Flügeladjutant Viktor Emanuels II, der ihn wiederholt zu geheimen diplomatischen Sendungen verwendete. 1861 heiratete er die Nichte Napoleons III. die Prinzessin Adele Buonaparte-Wyse. Zur Zeit des preußisch – österreichischen Krie ges 1866 bereitete er eine Insurrektion in Ungarn von Belgrad aus vor.
Nach dem Ausgleich wurde er 1867 begnadigt und kehrte nach Ungarn zurück, wo er sich mit Entwürfen von Kanalbauten( Fran- zenskanal) beschäftigte und am kulturellen und wirtschaftlichen Leben des Landes teilnahm. Er wurde Vorsitzender der Franzens- kanal-Gesellschaft und er war auch der Initiator des Panama ka- nal-Baues( 1876). Die Pläne zu diesem gewaltigen Projekt entwarf er unter Mitwirkung seines Schwagers Lucien Buonaparte-Wyse. Zu ihrer Verwirklichung unter Lesseps wurde eine Gesellschaft gegründet. Seit 1881 leitete er den Bau des Kanals über den Isthmus von Korinth, der dann von dem Ungarndeutschen A. Gerster( 1850 – 1923) vollendet wurde. Als vertrauter Unterhänd- ler nahm er auch nach 1867 an der Politik teil, zum Beispiel bei den Verhandlungen über den geplanten Dreibund zwischen Österreich, Italien und Frankreich, 1870.
Er schrieb zahlreiche politische Schriften in französischer Sprache; seine Memoiren erschienen 1903 in der Zeitung „ Magyar Hírlap” in Budapest.( Vgl. dazu Schwarz, Stephan Türr, Wien 1868. – Béla Gonda, Türr tábornok, Budapest 1925.)
Aus: J. Weidlein „ Die verlorenen Söhne”
Vor 190 Jahren geboren CONRAD FERDINAND MEYER ist am 11. Oktober 1825 in Zürich geboren( gest. am 28. November 1898 in Kilchberg bei Zürich). Schweizer Erzähler und Lyriker. „ Huttens letzte Tage”, „ Jürg Jenatsch”, „ der Schuss von der Kanzel”, „ Gustav Adolfs Page” u. v. a.
Wir stehn zu dir in Glück und Leid, – lass Fahne dich entrollen und hör den Schwur für alle Zeit: Wir wollen!
Conrad Ferdinand Meyer
Vor 190 Jahren gestorben JEAN PAUL( Johann Paul Friedrich Richter) ist am 14. Novem- ber 1825 in Bayreuth gestorben( geb. am 21. März 1763 in Wun- siedel im Fichtelgebirge). Er war einer der seltenen deutschen Humoristen mit tiefen Lebenseinsichten und philosophischem Humor.
Die Vaterlandsliebe besteht nicht im Schreien und Schreiben darüber, sondern in tätiger Teilnahme an allem Öffentlichen in Wärme für das Glück des Staates. Jeder Deutsche arbeite nur seinen Deutsch-Cha- rakter recht aus unter den verschiedenen Verhältnissen, sei es in West- falen, Preußen, Bayern usw. Ein Bund vereinigt dann die Völker- schaf ten.
Jean Paul
Vor 210 Jahren geboren ADALBERT STIFTER wurde am 23. Oktober 1805 in Oberplan in Südböhmen geboren( gest. am 21. Januar 1868 in Linz). Als Schulrat in Linz förderte er hier besonders das Kunstleben. Be- deutender Dichter des österreichischen Biedermeier von tiefer Innerlichkeit. Er war ein ausgezeichneter Naturschilderer, schrieb Pflichterfüllung und Selbstbeherrschung predigende Romane(„ Nachsommer”, „ Witiko”) und Novellen(„ Studien”, „ Bunte Stei ne”) u. a., erkannte und anerkannte das „ sanfte Gesetz” im Wer den der Nation sowie in der Bildung des Menschen. Kunst und Natur waren ihm in der Nachfolge Goethes die höchsten Werte.
Deutschland, das Land meiner Liebe und meines Stolzes, betrübt mich tief. Es sollte nicht eine Stimme in demselben geben, welche nicht mit Entrüstung gegen Lüge und Unrecht spricht, es sollte nicht ein Arm sein, der sich nicht dagegen erhebt. Recht und Sitte ist das Höchste der Welt, und wie nach meiner Meinung das deutsche Volk das erste an Geist und Seele ist, so sollte es stets an der Spitze stehen von Recht und Sitte, und die Leiter des Volkes, so wie sie die höchste Macht haben, sollten auch die Höchsten sein in Wahrung von Recht und Sitte.
Adalbert Stifter
Vor 210 Jahren gestorben FRIEDRICH von SCHILLER ist am 9. Mai 1805 in Weimar gestorben( geb. am 10. November 1759 in Marbach am Neckar). Mit seinen Dramen und Balladen der meistgelesene deutsche Klassiker, der auch als Historiker und Philosoph tiefen Einfluss auf seine Epoche ausübte.
Jedem Volk der Erde glänzt einst sein Tag in der Geschichte, wo es strahlt in höchstem Lichte und mit hohem Ruhm sich kränzt. Auch der Deutschen Tag wird scheinen, wenn der Zeiten Kreis sich füllt.
Friedrich Schiller
Vor 220 Jahren geboren Georg Lahner, Honvédgeneral im Freiheitskampf 1848 / 49, wurde 1795 zu Neczpal im Korn. Turóc( Oberungarn) geboren. Er wurde 1844 Major der kaiserlichen Armee und 1848 mit seinem Ba- taillon nach Südungarn geschickt. Auch er gelangte sozusagen auto matisch auf die ungarische Seite und wurde alsbald zum Chef der Aufrüstung, 1849 zum General ernannt. Seiner Aufgabe kam er mit großer Wissenhaftigkeit nach; dass die Honvédarmee während des Krieges keinen fühlbaren Mangel an Ausrüstung erleiden musste. Bis zuletzt war er Leiter der Munitionsfabrik zu Großwardein.
Er wurde 1949 in Arad hingerichtet. Ein halbes Jahrhundert nach seiner Hinrichtung wurde an der Stelle seines Geburtshauses ein Denkmal errichtet.
Vor 330 Jahren geboren KARL VI. – geb. am 1. Oktober 1685 in Wien( gest. am 20. Oktober 1740 in Wien) – Römisch – deutscher Kaiser. Er erwarb nach Beendigung des Spanischen Erbfolgekrieges die spanischen Niederlande, die Lombardei, Neapel und Sizilien. Hauptziel sei-
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