Sonntagsblatt 6/2014 | Page 7

• MERKWÜRDIGkeiten •
sitzender Frühwirth , denn die Volkszählung hätte die Bedeutung der Region Nord durchaus eindrucksvoll demonstriert . Der letzte Gong ertönt , die Schule leert sich . Die Schulwoche geht zu Ende , die großen Aufgaben bleiben . Dennoch zieht die Schulleitung eine positive Bilanz und sagt , dass sich die Be mühun - gen um die Übernahme der Trägerschaft gelohnt hätten . Beispiel - gebend für andere Schulen , die sich im Planungsprozess befinden .
In den nächsten Nummern stellen wir die Grundschulen in Neuhartan , Taks und Tscholnok vor .

• MERKWÜRDIGkeiten •

Das darf doch nicht wahr sein !

Es ist aber wahr .
Ein Leser des Sonntagblattes hat mir die Geschichte erzählt . Nie - der schreiben wollte er sie nicht , das könnte er einfach nicht , weil … Ja , weil ! Nun versuche ich die Geschichte sinngemäß , je - doch inhaltsgetreu , darzulegen :
Eine fünfköpfige rumänische Delegation von „ Minderheiten - sach ver ständigen ” besuchte verschiedene Ortschaften in Ungarn , um sich über den Zustand der in Ungarn lebenden Nationalitäten und über die Verwirklichung der ihnen von der ungarischen Re - gierung gebotenen Rechte zu überzeugen . Alle Mitglieder der Delegation konnten auch Ungarisch , drei verstanden sogar Deutsch , der Delegationsleiter sprach sogar ein ausgezeichnetes Deutsch . Die rumänische Delegation ließ sich auch ein Dorf mit deutschen Einwohnern vorführen und besuchte dort die Deutsche Selbstverwaltung . Der Delegationsleiter stellte an den Vorsitzen - den der Selbstverwaltung ( nennen wir ihn den Sanyi-bácsi ) verschiedene Fragen .
„ Wie sind sie zufriden , haben sie auf deutschem Gebiet schöne Erfolge zu verzeichnen ?”
„ Jo , s geht recht gut , mir han ein deutschen Gesangchor und eine gute Musikkapelle …” „ Und reden ihre Kinder auch die deutsche Muttersprache ?” „ Ah so , ja , da gibts in der Schul den Nationalitätenunterricht , und die tanító néni , die Juliska , gibt sich schon Mühe den Kindern die Wörter beizubringen .” „ Und wie reden sie zuhause mit den Kindern ?” „ Na , freilich , Ungarisch , weil so gehts leichter ...” „ Da sehe ich eben einen Brief vor mir . Wie korrespondieren sie miteinander ? z . B . mit der Landesselbstverwaltung ?”
„ Hát , mit mondjak , – de tessék mondani nem beszélhetnénk magyarul ?” ( Tja , was soll ich sagen , aber bitte schön , können wir nicht Ungarisch miteinander reden ?)
„ Persze , tudunk . De Ön nem német ? És nem akarja az anyanyelvét használni ?” ( Freilich , wir können . Aber sind sie kein Deutscher ? Und wollen sie nicht ihre Muttersprache gebrauchen ?). De higgye el ne - kem , Romániában a magyarok elvárják tôlem , mint nemzetiségi megbízott , hogy magyarul beszéljek velük . És én ezt szívesen meg is teszem . ( Aber glauben sie mir , in Rumänien erwarten die Madjaren von mir , als Vertreter der Netionalitäten , dass ich mit ihnen Ungarisch rede . Und das tue ich auch sehr gerne .)
Was nun darauf folgte , war ein Durcheinander , ein Geplauder in verschiedenen Sprachen , wo die Ungarndeutschen erklären wollten , warum es mit unserer Sprache so ist wie es ist und die Rumänen wieder unglaublich dreinschauten und nicht verstehen konnten , warum dann Ungarns Minderheitenpolitik weltweit als mustergültig hingestellt werden kann .
Ja , MERKWÜRDIG !

Ist es ein Wunder ?

– wenn unsere Schwaben in Ungarn nicht Deutsch ( und auch nicht Schwäbisch ) reden können , oder auch nicht mehr wol - len ?
Man sagt , der Grund dafür hat tiefe Wurzeln . Und dafür weiß man gar viele Beispiele aufzuzählen .
Allzu weit muss man mit den Beispielen nicht zurückgehen . Denn , dass wir vor und während des Krieges allgemein mit „ buta sváb ” und „ büdös sváb ” apostrophiert wurden , das wir damals im - mer und überall uns den Vorwurf gefallen lassen mussten „ Magyar kenyeret eszel !” ( Du ißt ungarisches Brot !) – daran waren wir schon gewöhnt . Aber damals hatten wir noch die Kraft und den Stolz derartige Dummheiten uns an den Ohren vorbeigehen zu lassen ( oder auch mit ähnlichen Dummheiten darauf zu reagieren ). In den Nachkriegsjahren , als wir unserer Ehre und auch Staatbürgerschaft beraubt , von Haus und Hof vertrieben und von Hab und Gut „ befreit ” worden waren , hat man auch unsere Mut - ter sprache in den Dreck getreten und sie unseren Vorfahren und deren Nachkommen entfremdet . Wie ? Ältere Menschen wissen dazu viele konkrete Bespiele zu erzählen . Kinder und Enkelkin - der haben daraus ( vielleicht leichtsinnig und übertrieben ) nur verstanden , dass Deutschsein und deutsche Muttersprache keine Empfehlung für ein „ erfolgreiches Leben ” sein können . Dieses Übel abbauen / wiedergutmachen ist ( auch noch ) für die heutige Generation eine schwer zu behebende Aufgabe . Beispiele aus den Nachkriegsjahren : „ Als meine Mutter , die im Jahre 1927 geboren ist , in die Grund - schule gegangen ist , war dort eine Lehrerin , nämlich Kolácsek Etelka , die die Kinder geschlagen hat , wenn sie deutsch gesprochen haben , egal wo oder wann sie das gehört hat . Ihren Name habe ich erst vor zwei Jahren erfahren . Im Dorf sind schon wenig Leute die sich noch daran erinnern können . Zum Beispiel : Sie hat meine Mutter auch richtig geschlagen , als sie in der Pause mit ihrer Freundin » schwäbisch « geredet hat . Einen Jungen hat sie so sehr geschlagen , das ihm die Nase gebrochen ist … Und danach ist die Vertreibung gekommen …” ( D . Sch . Bogdan )
„ Ganz so schlimm war es bei uns in den 1950er Jahren nicht . Wir mussten nur ständig Strafarbeiten schreiben , wenn wir im Schulbe - reich schwäbelten . » Az iskolában magyarul kell beszélni .« ( In der Schule muß man Ungarisch reden ). 100 bis 500 Mal am nächsten Tag vorzulegen beim Lehrer Gay . Sein Vater war ein Batschkaer Schwa be , einst Gaier geheißen . Der Sohn ein Tyrann …”
Solche und ähnliche MERKWÜRDIGE Beispiele könnten nun seitenweise angeführt werden . Der heute „ alten Generation ” wohl bekannt . Der heutigen Jugend mögen sie unglaublich oder eben auch lächerlich erscheinen .
Ja , die nach dem Krieg in den Boden gestampfte Generation musste eben alles über sich ergehen lassen . Doch diese Begeben - heiten hinterließen Wunden . Wunden , die schlimme Folgen hatten , die AUCH den Tiefgang der Volksgruppe beschleunigten .
Wir dürfen jedoch nicht vergessen , dass es ähnliche diskriminative Vorfälle auch früher , in den Jahren zwischen den zwei Welt - kriegen gegeben hat .

Spiele und Lieder als Vaterlandsverrat

Jakob Bleyer wagte mit seinem Ungarländischen Deutschen Volks bildungsverein ( UDV ) und dem Sonntagsblatt in den Jahren
( Fortsetzung auf Seite 8 )
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