• MERKWÜRDIGkeiten •
sitzender Frühwirth, denn die Volkszählung hätte die Bedeutung der Region Nord durchaus eindrucksvoll demonstriert. Der letzte Gong ertönt, die Schule leert sich. Die Schulwoche geht zu Ende, die großen Aufgaben bleiben. Dennoch zieht die Schulleitung eine positive Bilanz und sagt, dass sich die Be mühun- gen um die Übernahme der Trägerschaft gelohnt hätten. Beispiel- gebend für andere Schulen, die sich im Planungsprozess befinden.
In den nächsten Nummern stellen wir die Grundschulen in Neuhartan, Taks und Tscholnok vor.
• MERKWÜRDIGkeiten •
Das darf doch nicht wahr sein!
Es ist aber wahr.
Ein Leser des Sonntagblattes hat mir die Geschichte erzählt. Nie- der schreiben wollte er sie nicht, das könnte er einfach nicht, weil … Ja, weil! Nun versuche ich die Geschichte sinngemäß, je- doch inhaltsgetreu, darzulegen:
Eine fünfköpfige rumänische Delegation von „ Minderheiten- sach ver ständigen” besuchte verschiedene Ortschaften in Ungarn, um sich über den Zustand der in Ungarn lebenden Nationalitäten und über die Verwirklichung der ihnen von der ungarischen Re- gierung gebotenen Rechte zu überzeugen. Alle Mitglieder der Delegation konnten auch Ungarisch, drei verstanden sogar Deutsch, der Delegationsleiter sprach sogar ein ausgezeichnetes Deutsch. Die rumänische Delegation ließ sich auch ein Dorf mit deutschen Einwohnern vorführen und besuchte dort die Deutsche Selbstverwaltung. Der Delegationsleiter stellte an den Vorsitzen- den der Selbstverwaltung( nennen wir ihn den Sanyi-bácsi) verschiedene Fragen.
„ Wie sind sie zufriden, haben sie auf deutschem Gebiet schöne Erfolge zu verzeichnen?”
„ Jo, s geht recht gut, mir han ein deutschen Gesangchor und eine gute Musikkapelle …” „ Und reden ihre Kinder auch die deutsche Muttersprache?” „ Ah so, ja, da gibts in der Schul den Nationalitätenunterricht, und die tanító néni, die Juliska, gibt sich schon Mühe den Kindern die Wörter beizubringen.” „ Und wie reden sie zuhause mit den Kindern?” „ Na, freilich, Ungarisch, weil so gehts leichter...” „ Da sehe ich eben einen Brief vor mir. Wie korrespondieren sie miteinander? z. B. mit der Landesselbstverwaltung?”
„ Hát, mit mondjak, – de tessék mondani nem beszélhetnénk magyarul?”( Tja, was soll ich sagen, aber bitte schön, können wir nicht Ungarisch miteinander reden?)
„ Persze, tudunk. De Ön nem német? És nem akarja az anyanyelvét használni?”( Freilich, wir können. Aber sind sie kein Deutscher? Und wollen sie nicht ihre Muttersprache gebrauchen?). De higgye el ne- kem, Romániában a magyarok elvárják tôlem, mint nemzetiségi megbízott, hogy magyarul beszéljek velük. És én ezt szívesen meg is teszem.( Aber glauben sie mir, in Rumänien erwarten die Madjaren von mir, als Vertreter der Netionalitäten, dass ich mit ihnen Ungarisch rede. Und das tue ich auch sehr gerne.)
Was nun darauf folgte, war ein Durcheinander, ein Geplauder in verschiedenen Sprachen, wo die Ungarndeutschen erklären wollten, warum es mit unserer Sprache so ist wie es ist und die Rumänen wieder unglaublich dreinschauten und nicht verstehen konnten, warum dann Ungarns Minderheitenpolitik weltweit als mustergültig hingestellt werden kann.
Ja, MERKWÜRDIG!
Ist es ein Wunder?
– wenn unsere Schwaben in Ungarn nicht Deutsch( und auch nicht Schwäbisch) reden können, oder auch nicht mehr wol- len?
Man sagt, der Grund dafür hat tiefe Wurzeln. Und dafür weiß man gar viele Beispiele aufzuzählen.
Allzu weit muss man mit den Beispielen nicht zurückgehen. Denn, dass wir vor und während des Krieges allgemein mit „ buta sváb” und „ büdös sváb” apostrophiert wurden, das wir damals im- mer und überall uns den Vorwurf gefallen lassen mussten „ Magyar kenyeret eszel!”( Du ißt ungarisches Brot!) – daran waren wir schon gewöhnt. Aber damals hatten wir noch die Kraft und den Stolz derartige Dummheiten uns an den Ohren vorbeigehen zu lassen( oder auch mit ähnlichen Dummheiten darauf zu reagieren). In den Nachkriegsjahren, als wir unserer Ehre und auch Staatbürgerschaft beraubt, von Haus und Hof vertrieben und von Hab und Gut „ befreit” worden waren, hat man auch unsere Mut- ter sprache in den Dreck getreten und sie unseren Vorfahren und deren Nachkommen entfremdet. Wie? Ältere Menschen wissen dazu viele konkrete Bespiele zu erzählen. Kinder und Enkelkin- der haben daraus( vielleicht leichtsinnig und übertrieben) nur verstanden, dass Deutschsein und deutsche Muttersprache keine Empfehlung für ein „ erfolgreiches Leben” sein können. Dieses Übel abbauen / wiedergutmachen ist( auch noch) für die heutige Generation eine schwer zu behebende Aufgabe. Beispiele aus den Nachkriegsjahren: „ Als meine Mutter, die im Jahre 1927 geboren ist, in die Grund- schule gegangen ist, war dort eine Lehrerin, nämlich Kolácsek Etelka, die die Kinder geschlagen hat, wenn sie deutsch gesprochen haben, egal wo oder wann sie das gehört hat. Ihren Name habe ich erst vor zwei Jahren erfahren. Im Dorf sind schon wenig Leute die sich noch daran erinnern können. Zum Beispiel: Sie hat meine Mutter auch richtig geschlagen, als sie in der Pause mit ihrer Freundin » schwäbisch « geredet hat. Einen Jungen hat sie so sehr geschlagen, das ihm die Nase gebrochen ist … Und danach ist die Vertreibung gekommen …”( D. Sch. Bogdan)
„ Ganz so schlimm war es bei uns in den 1950er Jahren nicht. Wir mussten nur ständig Strafarbeiten schreiben, wenn wir im Schulbe- reich schwäbelten. » Az iskolában magyarul kell beszélni.«( In der Schule muß man Ungarisch reden). 100 bis 500 Mal am nächsten Tag vorzulegen beim Lehrer Gay. Sein Vater war ein Batschkaer Schwa be, einst Gaier geheißen. Der Sohn ein Tyrann …”
Solche und ähnliche MERKWÜRDIGE Beispiele könnten nun seitenweise angeführt werden. Der heute „ alten Generation” wohl bekannt. Der heutigen Jugend mögen sie unglaublich oder eben auch lächerlich erscheinen.
Ja, die nach dem Krieg in den Boden gestampfte Generation musste eben alles über sich ergehen lassen. Doch diese Begeben- heiten hinterließen Wunden. Wunden, die schlimme Folgen hatten, die AUCH den Tiefgang der Volksgruppe beschleunigten.
Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass es ähnliche diskriminative Vorfälle auch früher, in den Jahren zwischen den zwei Welt- kriegen gegeben hat.
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Spiele und Lieder als Vaterlandsverrat
Jakob Bleyer wagte mit seinem Ungarländischen Deutschen Volks bildungsverein( UDV) und dem Sonntagsblatt in den Jahren
( Fortsetzung auf Seite 8)
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