oder Die Woche Weg aus dem Jahr 1976 ) und sogar alte Heimat- oder “ Sylvia ” -Romane .
Begeistert waren die Besucher von den zehn Tanzgruppen , die den Marktplatz um die Mittagszeit belebten : Jung und Alt , Klein und Groß , der Trachtenumzug und die Auftritte der Volkstanzgruppen ernteten begeisterten Applaus . Dabei waren viele der “ Siebenbürger Sachsen ” gar keine Sachsen mehr , sondern Schüler der deutschen Abteilungen der rumänischen Schulen , wie man auch beim Treffen des Jugendwerks feststellen konnte . Die Tanzgruppen waren u . a . aus Zeiden , Schäßburg , Sächsisch-Regen , Hermannstadt , Heltau , Bistriz , Kronstadt angereist . Die kleinen Heltauer hatten zwar ihr Schild mit dem Wappen vergessen , doch ließen sie sich nicht stören und ernteten lebhaften Applaus .
Ein weiterer Höhepunkt stand am Nachmittag im Kulturheimsaal auf dem Programm : Der Historiker Nägler sprach in seiner Festrede über die Geschichte und Zukunft , aber auch über die Rolle der sächsischen Gemeinschaft in Europa : “ Die wichtigste Errungenschaft nach der Wende , auch für uns , war die Vereinigungsfreiheit . Man wurde wieder ein Partner im In- und Ausland , aber die Mehrheit der Siebenbürger Sachsen verließen die angestammte Heimat . Zu viel hatte sich angestaut , und das Ventil brach auf . Die Evangelische Kirche und das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien gehen nach 1989 einen neuen Weg . Es hat einen Sinn , sich für Europa und die Menschlichkeit der Welt einzusetzen .” Dieser neue Weg sei jedoch nicht einfach . Mit Blick auf die Brückenfunktion der Siebenbürger Sachsen betonte Nägler : “ Die Freiheit , die wir haben , hat einen besonderen Wert nur durch die Anerkennung aller Grundrechte , nicht nur eines beliebigen Teils , den uns die Regierungen gönnen .” Der Saal des Kulturhauses war voll , gespannt verfolgten die Zuschauer eine Zusammenfassung der siebenbürgisch-sächsischen Geschichte . “ Es ist eine große Ehre , dass ein berühmter Historiker das Wesentliche über die Siebenbürger Sachsen vorträgt ”, hörte man aus dem Publikum leise .
Dem Historiker Prof . Dr . Thomas Nägler verlieh das Siebenbürgenforum , der Organisator des Sachsentreffens , sodann die Honterus-Medaille “ für besondere Verdienste um den Zusammenhalt der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft ”. Seit 14 Jahren wird diese Medaille verliehen , erklärte Paul Jürgen Porr , der dem Historiker die Medaille überreichte . Bisher haben u . a . Professorin Inge Jikeli und Professor Dr . Paul Philippi diese Medaille erhalten , aber auch ausländische Persönlichkeiten wie
Wilhelm Schiel , langjähriger Vorsitzender des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen in Deutschland , oder Dr . Fritz Frank , der ehemalige Bundesobmann der Landsmannschaft in Österreich . Wer eine Laudatio auf Prof . Thomas Nägler zu halten hat , steht vor einer schwierigen Aufgabe , da seine Tätigkeiten schon vielen bekannt sind . Ein ehemaliger Schüler von Nägler , Dr . Zeno Pinter , Unterstaatssekretär im Departement für interethnische Beziehungen in Bukarest , berichtete über dessen wissenschaftliche Forschung , seinen Einsatz für die deutsche Minderheit in Rumänien und gemeinsame Erinnerungen .
Nach der Festrede eilten die Besucher zu den verschiedenen Veranstaltungen . Auf dem Platz vor dem Bürgermeisteramt spielten die “ Lustigen Adjuvanten ” aus Traun und die Blaskapelle des Bistrizer Forums um die Wette , in der Kirche traten Kinder und Jugendliche aus Schäßburg und Fogarasch mit dem Musical “ Jonathan ” von Marion und Gilbert Schäl auf , und im Kulturheimsaal sang der Chor aus Piatra Neamt .
Viele kauften noch einen Baumstriezel , bevor sie schweren Herzens heimfuhren . Dass man sich aber beim 17 . Sachsentreffen unbedingt Wiedersehen muss , bleibt gewiss .
Bearbeitet M . M .
“ Wir treffen uns öfter auf Friedhöfen als bei Sitzungen ” Deutsche im Osten kämpfen gegen das Verschwinden
ESSEG / OSSIJEK . Was hat der EU- Beitritt den deutschen Minderheiten in Polen , Tschechien , der Slowakei , Ungarn und Slowenien gebracht ?
„ Die Antwort ist ,” sagt Georg Kramm theatralisch und macht eine Pause : “ eigentlich nichts .” Als Vorsitzender der Jakob-Bleyer-Gemeinschaft spricht er für die 60.000 Ungarndeutschen . Sicher bedeute es einen gewissen Schutz , wenn man wisse , dass man sich an eine Instanz in Brüssel wenden könne . “ Aber die Mehrheit der Minderheiten in Europa ist dabei , ihre Sprache zu verlieren .”
Weniger bitter drücken es die anderen Vertreter der deutschen Minderheiten auf dem sechsten Volksgruppensymposium im kroatischen Städtchen Esseg aus . “ Der Traum vieler Generationen ist dadurch in Erfüllung gegangen ,” meint Bruno Kosak , deutscher Landtagsabgeordneter in Polen . Vom EU-Beitritt , der Öffnung der Grenzen und dem wirtschaftlichen Aufschwung haben alle Bürger profitiert . Mit der Altlast des kommunistischen Erbes haben die Deutschen von Warschau bis Laibach aber weiter zu kämpfen : Sprachverlust , Abwanderung und Überalterung sind die größten Probleme , die sich nur langsam verbessern . “ Wir treffen uns viel öfter auf den Friedhöfen als bei den Sitzungen ,” erzählt Vladimir Majowski , Karpatendeutscher aus der Slowakei . Mehr als eine halbe Million Deutsche sind durch die Erweiterung am 1 . Mai 2007 in die Europäische Union gekommen . Die weitaus größte deutsche Minderheit lebt mit offiziell 400.000 Menschen in Polen . Ab dem 1 . Jänner 2007 werden mit Rumänien weitere 60.000 Deutsche EU-Bürger . Für die vergessenen Deutschen im Osten ist in den 17 Jahren seit dem Fall des Eisernen Vorhangs viel passiert : In allen Ländern ist es gelungen , Minderheitenorganisationen aufzubauen und Rechte durchzusetzen . Diskriminierungen gibt es keine mehr , das Klima schildern alle positiv . Nur die rund 1800 Deutschen in Slowenien sind noch nicht als Minderheit anerkannt . Wegen internen Streitigkeiten schaffen es die Vertreter der kleinsten Minderheit bisher aber nicht , geeint aufzutreten .
Auch in Deutschland und Österreich hat sich das Klima in den vergangenen Jahren verändert . Seitdem im öffentlichen Diskurs erstmals die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten thematisiert wird , ist auch das Interesse für die deutschen Minderheiten im Osten ein wenig gestiegen . Vor allem Deutschland unterstützt großzügig Kultur und Vereine .
Die Folgen von 50 Jahren völliger Stille hinter dem Eisernen Vorhang wirken aber überall noch nach : Die kommunistischen Regime standen den Deutschen keine Minderheitenrechte zu , oft galt die deutsche Sprache noch lange Jahre nach
Ende des Zweiten Weltkriegs als Sprache der “ Faschisten ”. “ Die ganze initiiere Generation spricht deshalb kein Deutsch ,” erzählt Zuzanna Donath aus Polen . Auch ihre Eltern sprachen mit den Kindern Polnisch . Nur die Großeltern brachten den Kinder die Muttersprache bei . Auch in Tschechien haben von den 30.000 Personen , die sich zur deutschen Minderheit bekannt haben , nur 12.000 Deutsch als Muttersprache .
Inzwischen können deutschstämmige Kinder in den Schulen zwar wieder Deutsch lernen , in Vereinen wird Kultur und Tradition aufrechterhalten und wiederbelebt . Abwanderung und Überalterung verschärfen aber die Probleme . Auf der Suche nach Arbeit sind ganze Generationen nach der Öffnung der Grenzen 1989 in den Westen gegangen . In der Heimat geblieben sind nur die Alten .
MM
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Sonntagiblatt