Stil seines Schreibens ist völlig der alten Tradition verpflichtet.
Wie über alle andere Aspekte des Problems, hat er vieles über
die Donauschwaben von den älteren jugoslawischen Autoren
über nommen, obwohl, zum Unterschied von Pavlica, kennt er
auch die neueste detusche Geschichtsschreibung. Seine Arbeit
schil dert die Donauschwaben als Fünfte Kolonne, willige Hel -
fershelfer der Okkupanten die darum im Gegengeschäft eine be -
vorzugte Lage genossen. Seine pauschale Beschuldigungen, die
Volksdeutschen hätten Kriegsverbrechen begangen, 7 sind, außer
einen Fall 8 , nicht belegt. Ganz im Gegenteil, der Leser kann sich
des Eindrucks nicht erwehren daß die Urheber und Hauptvoll -
strecker der Verbrechen die reichsdeutschen Organe waren.
Aus der Literatur und den Dokumenten die Bajic gewissenhaft
gebrauchte, kann der Leser klar sehen, dass die militärische und
polizeiliche Einheiten in denen die Donauschwaben dienten
eigentlich schlecht bewaffnet und ausgerüstet waren, 9 und daß
sogar die »Prinz-Eugen Division« nicht genügend gedrillt worden
war. 10 Zum Unterschied von Pavlica, versucht Bajic die Behand -
lung der Donauschwaben nach dem Zweiten Weltkrieg nicht
schön zu färben: er führt die Opferzahlen aus der donauschwäbi-
schen Literatur an und stellt fest, dass die meisten Opfer Unschul -
dige waren. 11
Man kann sagen daß Bajic die auf eklektische Weise die Züge
der alten Geschichtscsschreibung mit den neueren Erkenntnissen
verbindet. Der Ton seines Werkes gehört früheren Zeiten obwohl
er auch die neuste Literatur benutzt und in den Archiven forscht. 12
Die Mängel seiner Arbeit sind zahlreich und sie beziehen sich
sowohl auf den Stil, als auch auf den Inhalt. Die Kommission vor
der die Magisterarbeit verteidigt wurde und deren Mitglied auch
der Verfasser dieses Referats war, hat Bajic geraten sie vor der
Veröffentlichung auszuschleifen und man kann hoffen er wird es
auch tun.
Jetzt werden wir unsere Aufmerksamkeit den Arbeiten widmen
die unmittelbar mit den Doanuschwaben zu tun haben und die
zugleich der »neuen Schule« angehören. Wir werden erst die
Arbeiten die noch in Manuskript sind besprechen und dann die
veröffentlichten Werke.
Fortsetzung folgt
1) Mehr über die jugoslawische Geschichtsschreibung über die Volksdeutschen
siehe in: Zoran Janjetovic, Von offiziöser Darstellung zum offenen Dialog,
Spiegelungen, LVII, 3, 2008, S. 30–39.
2) Branko Pavlica, Jugoslavija i SR Nemacka 1951–1984, Smederevo 1989;
Ders., Sporna pitanja jugoslovensko–nemackih odnosa 1945–1990, Beograd,
1998; Ders., Jugoslovensko–nemacki ugovorni odnosi 1949–1990, Beograd
1998; Ders., Nemacka kao privredni partner Srbije i Jugoslavije 1882–1992,
Beograd 2003.
3) Ders., Nemacka manjina u Jugoslaviji. Sudbina folksdojcera posle Drugog
svetskog rata, Beograd 2002.
4) Ders., Folksdojceri – peta kolona u staroj Jugoslaviji, Helsinška povelja, janu-
ar–februar 2008, S. 47–50.
5) Ders., Nemacka manjina u Jugoslaviji. Sudbina folksdojcera posle Drugog
svetskog rata, S. 76–77.
6) Predrag Bajic, Organizacija i karakter okupacionog sistema u Banatu 1944–
1944, Novi Sad 2007. Die Arbeit liegt nach wie vor nur als Manuskript vor.
Ich habe die elektronische Vassung benutzt in der jedes Kapitel für sich pagi-
niert ist.
7) Ebd. Kapitel IV, S. 21.
8) Ebd. Kapitel IV, S. 18.
9) Ebd., Kapitel IV, S. 33; Kapitel VII, S. 1–2.
10) Ebd., Kapitel IV, S. 17.
11) Ebd., Kapitel VII, 10–11.
12) Sein Verdienst ist die Verteidigungsplan für das Banat aus 1944 gefunden zu
haben (Vgl. Ebd., Kapitel VII, S. 3–6.)
Das deutsche Schulwesen
in Ungarn
von Dr. Johann Weidlein
(Aus: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 1966) – 3. Teil – Ende
Über die Erziehungserfolge bei der ungarndeutschen Jugend be -
rich tete Jakob Bleyer am 20. November 1932 in seinem „Sonn -
tagsblatt”, Budapest:
„Wo stehen wir also die Erziehung unserer deutschen Jugend
betreffend? Es ist bekannt, dass die Erziehung in den Kinder -
gärten also vom vierten bis zum sechsten Lebensjahr der Kinder –
ausschließlich ungarisch ist ... Fast ausschließlich ungarisch ist die
Erziehung und der Unterricht in den meisten Volksschulen unse-
rer deutschen Gemeinden, und nur gering ist die Zahl jener Schu -
len, in denen der Unterricht über ein notdürftiges Deutsch-lesen-
und Schreiben-können hinausgeht. Ganz ungarisch ist der Unter -
richt in den Wiederholungsschulen, und ganz ungarisch ist nicht
nur das Kommando (gegen das ungarische Kommando hat nie-
mand etwas einzuwenden), sondern auch der Unterricht und der
ganze Betrieb bei der Levente, d.h. Jungmannschaftserziehung.
Zu all dem kommt noch, dass bereits an vielen Orten der Reli -
gions unterricht den Kindern nicht in der Muttersprache erteilt
wird und dass sowohl die Kinder wie die reifere Jugend an Sonn-
und Feiertagen, aber auch werktags in Andachten geführt werden,
wo weder Gesang noch Predigt in deutscher Muttersprache erfol-
gen. Wahrlich, eine riesenhafte Walze bewegt sich über das deut-
sche Volkstum unserer Jugend hin!”
In seiner letzten Parlamentsrede, 9. Mai 1933, sagte Bleyer:
„Die Jugend deutscher Muttersprache mit Volksschulausbildung
kann bis zu 70% auch nicht halbwegs deutsch lesen und schreiben, die
Jugend deutscher Muttersprache mit Mittelschulbildung aber kann bis
zu 90% keinen richtigen deutschen Brief schreiben, ja keinen richtigen
deutschen Satz abfassen, wie man das von einem gebildeten deutschen
Menschen erwarten müßte.” (Vgl. Sonntagsblatt vom 14. Mai
1933).
Die Deutschen in Ungarn verringerten sich zwischen 1920 und
1930 von 551 000 auf 479 000, d. h. um 13%, und dies nur durch
Entvolkung. In wenigen Jahrzehnten wären sie bis auf kümmerli-
che Reste verschwunden. Allerdings waren sie bereits ein küm-
merlicher Rest ihres einstigen Bestandes. Bei der Volkszählung
1930 hatten 30% der Madjaren keinen madjarischen Namen.
Rund 1,8 Millionen der Einwohner mit ungarischer Mutter -
sprache hatten deutsche Familiennamen, obwohl solche seit
Generationen fleißig madjarisiert wurden. Es ist keine Übertrei-
bung, wenn wir behaupten, daß 1930 von der einstigen deutschen
Bevölkerung Ungarns nur noch etwa 25% deutsch geblieben
waren. Ein beachtenswerter Erfolg der gut hundert Jahre andau-
ernden Madjarisierung!
Nach Bleyers Tod kam die Schulverordnung des Minister -
präsidenten Gömbös; sie versprach die Verallgemeinerung des B-
Typs der Minderheitenschulen, brachte aber nur die Beseitigung
des A-Typs. Gömbös hatte bei Hitler im Sommer 1933 die völlige
nationale Preisgabe der ungarndeutschen Volksgruppe erreicht.
Als Gegenleistung sicherte er dem Dritten Reich Ungarns Un -
terstützung in außenpolitischen Fragen zu. Er ließ auch die einzi-
ge kulturelle Organisation der Ungarndeutschen, den von Bleyer
gegründeten „Volksbildungsverein” in die Hände von Assimi -
lanten übergehen, volksbewußte Führer der Deutschen aber ge -
richtlich verfolgen. Erst durch die tschechoslowakische Krise 1938
besserte sich die Lage der Schulen. Es begann für Ungarn dank
Hitler eine Zeit der Zurückgewinnung von Gebieten, die es nach
(Fortsetzung auf Seite 18)
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