Doch nun galt es, die vor ihrem unbegriffenen Los hilflos Hin-
und Hergetriebenen, von ihrem jahrhundertelangen Vaterland
ver stoßenen Menschen aufzurichten, sie bald auch gegen aller-
hand Verdächtigung und Angriffe sowohl aus Ungarn wie seitens
der Emigration, die ihren menschenrechtswidrigen Schritt zu ver-
teidigen versuchten, aber auch gegen Verständnislosigkeit deut-
scher Historiker in Schutz zu nehmen, indem er in die historischen
Hintergründe hineinleuchtete. Das war Anfang der Fünfziger
Jah re ein sehr undankbares Geschäft. Jetzt wurde Weidlein sein
unvergessener Konfirmationsspruch wichtig: Fürchte dich nicht,
denn ich bin bei dir. Er gab Kraft zu einem umfangreichen Werk,
das ich hier nicht im Einzelnen aufzählen kann, von dem er aber
selbst sagte – und das war nun seine Art, sein Herz zu geben: „Ich
habe stets die Wahrheit, die wissenschaftlich einwandfrei nachweis-
bare Wahrheit gesucht.” Was ihm dabei sein Konfirmationsspruch
bedeutete, bekannte er selbst mit den Worten: „Manchmal sehe
ich alles als ein Wunder Gottes, und tatsächlich habe ich seine
beschützende, helfende Hand unmittelbar über mir gefühlt.”
Adam Schlitt, ein ihm im Tode vorangegangener Freund aus
EINLADUNG
zur wissenschaftlichen Tagung
„Ofner Bergland am Ende des Zweiten Weltkrieges”
am 17. Oktober 2015
im Rathaus von Wudersch/Budaörs (Szabadság út 134)
Programm:
10:00–10:20: Begrüßung
10:20–10:50: Dr. habil. Zoltán Tefner
(Budapest, Uni Corvinus):
Polen und die ungarische Regierungspolitik
in den Jahren 1918 und 1945
10:50–11:05: Diskussion
11:05–11:35: Dr. Réka Marchut (Budapest, MTA TK
Kisebbségkutató Intézet):
A Buda-környéki németség internálása
1945-ben (Internierung der Deutschen im
Ofner Bergland 1945)
11:35–11:50: Diskussion
11:50–12:30: Pause und Empfang
12:30–13:00: Andreas Grósz (Budaörs):
Menekülések Budaörsrôl (1944) – Flucht aus
Wudersch (1944)
13:00–13:15: Diskussion
13:30–13:50: Andrea Muskovics (Jakob Bleyer
Heimatmuseum Wudersch): A présházak és
pincék háborúban betöltött szerepe Buda-
vidékén / Die Rolle der Presshäuser und
Weinkeller im Ofner Bergland
13:50–14:00: Diskussion
Moderator: Prof. Dr. Nelu Bradean-Ebinger
(Uni Corvinus Budapest)
Die Tagung findet zweisprachig (deutsch–ungarisch) statt.
Förderer:
Selbstverwaltung Budaörs
Deutsche Selbstverwaltung Wudersch/
Budaörs
Jakob Bleyer Gemeinschaft e.V.
Heimatmuseum „Jakob Bleyer” in Wudersch/
Budaörs
Veranstalter: Deutsche Kulturgemeinschaft Wudersch/
Budaörs e.V.
Kontakt:
+36–23/440–217, [email protected]
unserm Kreise, schrieb darüber: „Nur ein unabhängiger, souverä ner
Geist konnte diese Fragen aufgreifen. Gewagt war dies sogar in der
Vertreibung. Nur ein umfassend gebildeter, ein ausgezeichneter Ken -
ner der Literatur und des gesamten Geisteslebens Ungarns vermochte
diese Sisyphusarbeit zu einem vorläufigen Abschluss zu bringen. Für
diesen Teil seines Lebenswerkes erntete Weidlein Anerkennung und
Bewunderung, so durch die Verleihung des ungarndeutschen, dann
des donauschwäbischen Kulturpreises des Landes Baden- Württem -
berg, aber auch heftigste Kritik und Ablehnung. Die meisten ableh -
nenden Stimmen reagieren rein gefühlsmäßig. Er scheint auf einen
sehr empfindlichen, bisher verdeckten Nerv der deutsch–ungarisch–
europäischen Beziehung gestoßen zu sein.” Soweit Schlitt.
Niemand, der sich an eine so heikle Problematik wagt, bleibt
frei von Fehlern. Die geschichtliche Forschung geht weiter, sie hat
nie ein endgültiges Ziel erreicht. Sie führte in den letzten Jahren,
in denen der Altmeister Weidlein leider gesundheitlich zu ange-
schlagen war, um noch aktiv daran teilnehmen zu können, zu
einem intensiven Gedankenaustausch mit ungarischen Histori -
kern. In diesem Zusammenhang durfte aber auch er noch erleben,
dass seine Arbeit auch in Ungarn immer mehr ernst genommen
und anerkannt wurde.
Er aber musste sich neu in schwere Wege Gottes fügen. Das war
erst der völlige Kräfteverfall seiner Frau, dann sein eigenes Altern,
abnehmende Kräfte, eine schwere Operation. Dennoch bejahte er
auch das schwer gewordene Leben, schätzte in seiner unerschüt-
terlichen Liebe zum Leben – zum Wohlgefallen an den Wegen
Gottes im Leben – jede kleine Freude, freute sich in seiner Liebe
zu den Kindern, an den Enkeln.
Der Tod kam leise über Nacht durch Herzversagen, als man
seine letzte schwere Krankheit schon überwunden glaubte. Be -
sonderer Dank gebührt hier seiner Tochter, die ihren Eltern in all
diesen Jahren treu zur Seite stand. Zum Schluss: An Stelle einer
billigen Ungarn-Euphorie, die weder dem ungarischen Volk noch
unserer heute geteilten Gruppe hilft in seinen und unsern schwe-
ren Problemen, mit sich selbst und miteinander zu einem neuen
Anfang zu kommen, frei heute vom kommunistischen Joch, aber
auch frei von Versuchen zu neuen nationalistischen Exzessen,
muss ein gründliches Einanderkennenlernen treten. Wie Weidlein
bekannte: „Nur die Wahrheit führt zu wirklicher Versöhnung” – und
der galt seine Leidenschaft.
So versuchte er in seiner exponierten Stellung, Gott zu gehor-
chen, als Christ zu leben, zu handeln und zu vertrauen, dass Gott
bei ihm bleibt, bis zur Stunde seines Todes und darüber hinaus,
weil seine Liebe und sein gnädiges Ja zu uns an unserm Lebens -
ende keine Grenze hat. Und das möge auch unser Vertrauen und
unser Trost sein.
Aus der Grabrede des Dekan Friedrich Spiegel-Schmidt –
Schorndorf, 2. Februar 1994
O
Guter Wille allenthalben
Dies ist aus den „Vorstellungen” der Neuen Zeitung (Ungarn -
deutsches Wochenblatt, Budapest) zu ersehen. Monate hindurch
brachte diese Zeitung Beiträge, in denen die nach der letzten
Wahl der Deutschen Selbstverwaltungen in Ungarn in die
Vollversammlung der Landesselbstverwaltung beförderten Mit -
glieder vorgestellt wurden.
Es war angenehm zu lesen, wie begeistert, voller guter Ge -
danken und mit Tatendrang unsere Vertreter in der LdU sich an
die Arbeit machten. Ich möchte hier einige Äußerungen (man
könnte auch sagen: Vorsätze) als Beispiele wiedergeben:
„Neben meinem Beruf war es mir immer sehr wichtig, mich
(Fortsetzung auf Seite 4)
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