der chauvinistischen Lokalbehörden . Die Schaffung von dörflichen Stützpunkten wurde überhaupt erst möglich , als die Regie - rung eingriff und die Art der Organisationsarbeit mit den Oberge - spanen besprochen werden konnte .
Die deutsche Bevölkerung nahm die Werbetätigkeit Bleyers und seiner Mitarbeiter fast überall mit großem Verständnis , sehr häufig mit heller Begeisterung auf . Im ersten Jahr wurden über 150 Gemeinden besucht , in 46 Gemeinden Ortsausschüsse ge - grün det und in 75 Gemeinden mehr als 50 Mitglieder ( je Ge - meinde !) geworben . Zu Ende des ersten Vereinsjahres , also im August 1925 , gab es 8000 Mitglieder . Sie verteilten sich auf 200 Gemeinden . Besonders gute Arbeit leistete der am 18 . Januar 1925 gegründete Ortsausschuss in Ödenburg unter dem Vorsit zen - den Pfarrer Dr . Huber und dessen Helfern Alfred von Schwartz und Árpád Török .
Im Vereinsjahr 1927 / 28 verdoppelte sich die Gesamtmitglie der - zahl ( 15 300 ) und vermehrte sich laufend . 1930 zählte man 24 966 Mitglieder und 169 Ortsgruppen , 1931 / 32 waren es 27 517 Mitglie - der und 180 Ortsgruppen . Dabei muss immer betont werden , dass die Mitglieder nach dem ung . Gesetz volljährig , also 24 Jahre alt sein mussten . Dies war nebst gewissen Vorteilen doch ein großer Nachteil , weil somit die begeisterte Jugend ausgeschlossen blieb .
Geographisch gesehen breitete sich der Verein von den Ko - mitaten Pest , Tolnau , Wieselburg ( Moson ), Batsch und Gran ( Esz - tergom ) allmählich über ganz Rumpfungarn aus . In der Bra nau ( Baranya ), im Eisenburger ( Vas ) und Arader Komitat , in Shomo - dei statt So mogy uns Wesprim kam seine Tätigkeit jedoch bald ins Stocken . Besonders die Komitate Weißenburg statt Fejér und Wesprim sowie die „ Schwä bische Türkei ” waren ihm jahre lang ver sperrt durch den Wi derstand der madjarischen Bevölkerung . Von 1924 bis 1926 musste die Arbeit in der Branau statt Baranya völlig ruhen , erst Anfang 1927 konnte sie wieder aufgenommen wer den , aber noch 1930 traten hier erhebliche Schwierigkeiten auf . Der Jahresbericht von 1931 / 32 zählte immerhin 32 Ortsgrup - pen in der Branau statt Baranya . Innerhalb der Vereinszentrale schuf Bleyer verschiedene Ab - teilungen , verantwortlich für verschiedene Fachgebiete und entsprechen Aufgaben . Der Kulturabteilung oblag die Veranstaltung von Feiern , die Erforschung der donauschwäbischen Vergangen - heit , Mundartenpflege , Sammlung von Liedern , Sagen und Mär - chen , Trachten und Einrichtungsgegenständen , die Förderung von Volksbräuchen und Sitten . Die Schulabteilung kümmerte sich um die Beschaffung von Schulbüchern und Lehrmitteln , um Volks - bildungskurse , Fachschulen , ja um das ganze deutsche Schulwe - sen , das eben eines der wichtigsten Aufgaben des Vereins war . Da - neben gab es noch die volkswirtschaftliche Abteilung , die Rechtsab - teilung sowie die Abteilung für Gesang , Musik und Volkskunst .
Für die Büchereien wurden interessante Werke aus Privatbü - che reien gesammelt , dann wurden Werke guter Heimatschrift stel - ler ( Goethe , Chamisso , Lenau , Gottfried Keller , Rosegger , u . a .) angeschafft und es wurden laufend Leseabende vom UDV veranstaltet . Der Verein sorgte auch für „ eigenen ” Lesestoff , so z . B . wurde das Buch von Hans Göttling „ Aus Vergangenheit und Gegenwart des deutschungarischen Volkes ” und jährlich der Volkskalender des UDV herausgegeben , nebst weiteren interessanten Büchlein wie „ Ernst und heiter ”, „ Die neue Heimat ”, „ Wirtschaftlicher Ratgeber ”, „ Goldene Heimat ” u . a . m .
Es lässt sich denken , dass es nicht so leicht war , die schwerfälligen , in alten Gewohnheiten verwurzelten Bauern abends oder sonntags aus dem Wirtshaus und die Bäuerinnen aus der Küche zu „ interessanten Vorträgen ” zu locken . Doch es war wichtig , die Landsleute zum Zuhören und Mitreden zu bringen , ihre Freu - de an Musik und Gaudi in den Dienst der deutschen Sache zu stellen . Dazu benötigte man Vorreiter / Vereinsleiter die volkstümlich / gönnerhaft zu den Leuten sprachen ( wie selbst Bleyer !), die sich natürlich unter den Menschen bewegten . Leider fehlte es oft an solchen Persönlichkeiten , hier zeigte sich der Mangel einer gebildeten deutschen Oberschicht . Man wurde sich dessen bewusst , dass die Bedeutung des Vereins und somit die Zukunft des Ungarndeutschtums von der Heranziehung einer volksbewußten Führerschaft abhing .
Von großer Bedeutung war die alljährliche Vollversammlung ( allgemein am 20 . August abgehalten ) und natürlich der große Landesschwabenball ( der immer im Februar stattfand ). Über die große Bedeutung des Schwabenballs für den Zusammenhalt des Deutschtums wusste der Berichterstatter der Zeitung „ Magyar - ság ” 1928 zu schreiben : „ Diese von Jahr zu Jahr wiederkehrenden Bälle sind in der Tat außerordentlich geeignet , in den voneinander entfernt lebenden , zerstreuten und voneinander nichts wissenden schwäbischen Volksschichten … an Stelle des gedrückten Gefühls des Verlassenseins das völkische Selbstbewusstsein zu stärken … Die zielbewusste Arbeit erreicht in verblüffend kurzer Zeit tiefgreifenden Erfolg und bietet den Überlieferungen kräftigen Schutz gegenüber der Einschmelzungsgefahr .”
* Bemerkung : Vielleicht wird die neugewählte Landesselbst ver - waltung bereit und fähig sein , aus der Vergangenheit , aus unserer eigenen Geschichte zu lernen . Organisation , Ziele und Maß - nahmen von damals , aus der Zeit des UDV und auch später , können bespielgebend und nachahmenswert sein . Georg Krix
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Attila Csernok
Madjaren – Nationalitäten – Trianon
Übersetzung : Richard Guth Der Beitrag ist auf der Internetseite www . kommunista . net erschienen . Wir veröffentlichen den Beitrag in mehreren Teilen .
2 . Teil — Auf die Frage gäbe es eine einfache Antwort : Man muss über den „ Großen Madjarischen Nationalismus ” deshalb so viel reden , weil es in meinem Buch – unter anderem – eben darum geht . Aus dem Grunde , weil ich den Nationalismus für den selbstzerstörerischsten Irrglauben , das größte Problem des Madjaren - tums , das gar bis heute seine Wirkung entfaltet , halte . Ich bin damit nicht alleine . Vor zwanzig Jahren , 1989 , schrieb Sándor Kopátsy ( der Wissenschaftler und nicht der Polizeipräsident ): „ Die größte Gefahr der Gegenwart sehe ich in dem aufkeimenden madjarischen Nationalismus ”. Worte eines Hellsehers , auf den – eine ungarische / madjarische Tradition – niemand gehört hat . Ganz im Gegenteil , ein Minister der ersten Nachwenderegierung sprach von einer „ Rundum – Verteidigung ”. In der nächsten Regie - rung hat ein Ministerpräsident „ Madjarenpässe ” verteilt .
Kopátsy fährt so fort : „ Viele Umstände mahnen uns : In den vergangenen 150 Jahren war der Nationalismus derjenige Fehler von uns , der die tragischsten Konsequenzen nach sich zog . Nicht ohne Grund hält uns die Öffentlichkeit der westlichen und Nach - barvölker aufgrund der Erfahrungen des Ersten Weltkriegs für Nationalisten . Wir müssen verstehen , dass man in uns heute sogar den kleinen Nationalismus als großen wahrnimmt . Deshalb müssen wir uns unserer Umgebung gegenüber sehr vorsichtig verhalten , wir müssen mit ihren Befindlichkeiten rechnen .” ( Kopátsy , 1989 , S . 24 ). Bemerkenswerte , weise Worte , um die sich keiner gekümmert hat . Lasst uns hinzufügen , dass die Zwischenkriegs - zeiterfahrungen unserer ehemaligen Nationalitäten ebenso vom
( Fortsetzung auf Seite 12 )
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