Volkmar Harwanegg ( SPÖ ) und Anneliese Kitzmüller ( FPÖ ), die sich einig darüber zeigten , dass den Interessen der Vertriebenen und ihrer Nachkommen weiterhin ein wesentlicher Platz in der Politik und der Gesellschaft Österreichs eingeräumt werden müsse .
Die Veranstaltung schloss mit Dankesworten von Rüdiger Stix , Bundesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich , Gerhard Schiestl , Generalsekretär der Donauschwäbischen Arbeitsgemeinschaft in Österreich , und Manfred Schuller , Bundesobmann des Bundesverbands der Siebenbürger Sachsen in Österreich . Sie erinnerten daran , dass heute rund 2,5 Millionen Österreicher von den Vertriebenen ausden ehemaligen Kronländern abstammten . Deren Geschichten müssten auch für künftige Generationen bewahrt und weitergetragen werden .
Sobotka : Vertriebene sind Teil der „ gelebten Geschichte “ Österreichs .
18 Millionen deutschsprachige Vertriebene teilen ein Schicksal der persönlichen Entbehrungen und Demütigungen , unterstrich Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka die Tragweite der Umwälzungen nach dem Zweiten Weltkrieg – viele hätten sie auch mit ihrem Leben bezahlt . Die Schicksale der Betroffenen gehörten als „ gelebter Teil der Geschichte “ zu Österreich dazu und dürften nicht „ unter den Teppich gekehrt “ werden - nicht nur , um deren historisches Vermächtnis zu hüten , sondern auch , um ein Bewusstsein für die Bedeutung von Vertreibung in die Gegenwart zu tragen . Nur wenn man zu seiner Geschichte stehe , könnten sowohl die hellen als auch die dunklen Seiten betrachtet werden , ohne in Revanchismus zu verfallen , so Sobotka . Davon hänge letztendlich auch die Zukunft der europäischen „ Friedensunion “ ab . Es gehe darum , die kulturellen Identitäten zu wahren und gleichzeitig „ am Gemeinsamen weiterzubauen “.
Sobotka habe sich in diesem Sinne immer als „ Ansprechpartner und Sprachrohr “ für die altösterreichischen Landsmannschaften verstanden , wie er erklärte . Damit das Parlament dieser Rolle auch weiterhin gerecht werde , kümmere sich künftig eine eigene Abteilung unter anderem um die Anliegen der Volksgruppen .
SoNNTAGSBLATT
Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer erinnerte in seiner Grußbotschaft daran , dass Linz im Jahr 1954 „ die Wiege des VLÖ “ gewesen sei und verwies auf den „ wesentlichen Beitrag “, den die Vertriebenen zur „ Erfolgsgeschichte “ der Zweiten Republik geleistet hätten . Es gelte nun , die Geschichten der Vertriebenen lebendig zu halten , da dies auch helfe , Brücken in jene Nachbarländer zu schlagen , aus denen sie stammten .
Kapeller und Strobl über die Hintergründe des VLÖ
Unter den 18 Millionen Deutschsprachigen , die ihre Heimat verlassen mussten , seien gut sechs Millionen Altösterreicher gewesen , von denen wiederum nur etwa 600.000 nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich hätten bleiben dürfen , berichtete VLÖ-Präsident Norbert Kapeller . Deren oft tausendjährige Ansiedlungsgeschichte in den ehemaligen habsburgischen Kronländern sei damit auf einen Schlag beendet worden . Österreich habe die Vertriebenen in der Folge „ gerne weitergewunken “ in das ebenfalls zerstörte Deutschland , was eine „ Kindesweglegung “ und „ Missachtung der eigenen Geschichte “ gewesen sei , so Kapeller .
1954 sei schließlich der VLÖ gegründet worden , dessen Kernaufgaben sich zu Beginn über sozial- und staatbürgerschaftsrechtliche Fragen sowie die Linderung der Wohnungsnot erstreckten . In späteren Phasen sei die Erinnerungskultur und die Schaffung von Kulturstätten in den Vordergrund getreten , um ein „ Heimatgefühl “ zu erlangen und kollektive Traumata aufzuarbeiten , wie Kapeller erzählte . Schließlich habe sich der VLÖ auch bei der erfolgreichen Verhandlung von Restitutionsfragen verdient gemacht .
Auch Zeit- und Migrationshistoriker Philipp Strobl sah einen Wandel der Aufgabenfelder des VLÖ , da dieser sich immer an die Lebenssituationen seiner Mitglieder angepasst habe . Fungierte er anfangs noch als Selbsthilfeverband für Menschen „ am Rande der Gesellschaft “, habe er sich mit der Zeit immer mehr der Kulturpflege zugewandt . Aktuell gelte es vor allem , die Geschichten der deutschsprachigen Vertriebenen zu bewahren und zu erforschen , meinte Strobl . Dafür seien gegenwärtig Projekte wie ein „ hybrides Archiv “ in Planung , die sich auch der Möglichkeiten der Digitalisierung bedienten . Die Nachkommen der Vertriebenen seien ihren Ahnen verpflichtet , damit diese „ nicht auch aus der Geschichte vertrieben werden “, unterstrich auch Kapeller die Notwendigkeit , das Erbe zu wahren .
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