norität im Übersee-Land . Der Volkszählung 2020 zufolge belegten US-Bürger deutscher Herkunft („ of German ancestry ”) mit 45 Millionen den zweiten Platz unter den größten drei Herkunftsgruppen neben der englischer ( Platz 1 . mit 46,6 M ) und irischer Herkunft ( Platz 3 ., 38,6 M ). Kurioserweise holte das deutsche Element 2022 beim die Statistiken erstellenden „ American Community Survey ” sogar den „ Hauptpreis ” hinsichtlich Abstammung landesweit : 41.1 Millionen Deutsch- , 31.4 Millionen Englisch- , 30.7 Millionen Irischstämmige wurden zusammengeschrieben .
Wie entstand dieses demographisch so massive Deutschamerika überhaupt ? Die allerersten deutschen Siedler ( Handwerker , Wissenschaftler ) kamen Anfang des 17 . Jhs . als Begleitung der englisch-puritanischen Pilgerväter in die Neue Welt . Die Gründung der ersten festen deutschen Kolonie Germantown in Pennsylvania ließ bis 1683 auf sich warten . In den kommenden Jahrhunderten verlief die Einwanderung aus deutschen Landen in Amerika so gut wie permanent , der größte Boom kann jedoch im Zeitraum zwischen 1820 und 1910 angesiedelt sein . Die Weltkriege und die Feindseligkeiten zwischen Deutschland und den USA brachten ein Aufkommen antideutscher Stimmung in den Staaten mit sich , die das Erleben des Deutschtums der Amerikaner , den Sprachgebrauch und die Kulturpflege deutlich zurückdrängte . Das löste naturgemäß auch eine turbulente Assimilationswelle aus , was zur Folge hatte , dass viele deutschamerikanische Familien ihre deutsche Vorgeschichte komplett unsichtbar machen wollten . Stattdessen entwickelten sie eine übertriebene englischsprachige amerikanische Identität . In diesem assimilierten Charakter formten auch berühmte deutschstämmige Amerikaner die US-Politik , nämlich gleich zwei Präsidenten : Dwight D . Eisenhower und Herbert Hoover .
Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchteten aus Ostmitteleuropa und Russland Volksdeutsche und wurden später US-Bürger . Auch hatte der Kalte Krieg einen andersartigen , eher antikommunistischen Schwerpunkt . Nun verschwand allmählich die antideutsche Haltung und es stand ab den 1970er Jahren der Wiederentdeckung der deutschen Wurzeln und der Muttersprache nichts mehr im Wege : Deutschgesinnte Vereine und Gemeinschaften durften von nun an die Deutschstämmigen durch ihre Tätigkeit ohne Druck zusammenbringen .
Der Identitätskampf unserer Zeit
Im 21 . Jh . veränderte der Populismus den politischen Wettbewerb grundlegend : „ Ein Politiker soll so verkauft werden wie das Waschmittel ” - gilt die Parole in der zeitgenössischen politischen Kommunikation . Das Ziel ist die Mobilisierung immer größerer Wählergruppen aus der Bevölkerung , um die Anzahl der abgegebenen Stimmen durch die Vereinfachung der politischen Botschaft zu maximieren . Ein anderes Jagdgewehr dieser Strategie nimmt Identitäts- und Zugehörigkeitsfragen der Menschen aufs Korn . Womit können sich die Massen am besten identifizieren ? Auf diese Weise bilden sich neue „ Stämme ” an den Fronten des öffentlichen Lebens , die auch die fachpolitischen Fragen aus der Sicht ihrer Identität beurteilen . Als solche „ Stammesbildner ” melden sich auch ethnisch-herkunftsmäßige Bevölkerungsgruppen .
Bei den vorletzten US-Wahlen 2020 stellte der aktuelle Präsident Joe Biden sein irisch-amerikanisches
SoNNTAGSBLATT
Selbstbekenntnis in den Vordergrund als ein Wappenschild des Katholizismus und des Anti-Elitismus ( mit dem projektierten Bild von der ärmeren irischstämmigen Arbeiterklasse ). Heuer im Kampf Trump vs . Biden und später Trump vs . Harris zeigten sich diese identitären Bruchlinien noch schärfer : Trumps Kandidat für das Vizepräsidium James D . Vance verband sein Self-Made-Man-Image mit seiner schottisch-irischen Herkunft und Kamala Harris operierte heftig mithilfe der Betonung ihres Afro-Amerikanertums bzw . ihres indischen Amerikanertums . Bei den zwei anderen - deutschstämmigen - Hauptakteuren von 2024 Donald Trump und Harris ’ Vizekandidaten Tim Walz erlebte ihr Deutschamerikanertum keine Instrumentalisierung - jedenfalls nicht so wie z . B . die katholische Religion von Walz oder Trumps christlich eingestellte Botschaften .
Die „ deutschamerikanische Wählerstimme ” - Fakt oder Fiktion ?
Laut Volkszählungen die größte bzw . zweite nationale Abstammungsgruppe unter den weißen US-Bürgern - trotzdem parteipolitisch nicht ausgenutzt ? Warum reden politische Aspiranten die deutschstämmige Gemeinschaft nicht mal an , wenn sie ein so vielversprechendes gesellschaftliches Potential tragen ? Wie ihre Zahlen uns vermuten lassen , hausen die Deutschamerikaner fast überall im Lande in unterschiedlichen Anteilen , deshalb bietet es sich nicht so einfach an , diese Bevölkerungsgruppe politiktechnisch zu erfassen . Von Maine bis Florida , von Montana bis Texas fanden die Nachfahren der ehemaligen Kolonisten für sich ein Heim und sie präsentieren sich auch in diversen sozialen Klassen . Auch wenn sie landesweit allgegenwärtig sind , kann man doch auf der US-Karte und in der Demographie typisch deutschamerikanische Gebiete , Bundesstaaten und daneben Gesellschaftsschichten kaum finden . In diesem Zusammenhang gilt vor allem die mittelwestliche Region ( Midwestern ) als der „ deutscheste ” Teil der USA , also die Bundesstaaten Nordund Süddakota , Minnesota , Wisconsin , Iowa , usw . Die „ Anrainerstaaten ” des mittelwestlichen Kerns weisen ebenfalls bedeutende deutsche / deutschstämmige Gemeinschaften auf , wenn man an Pennsylvania , Montana oder Texas denkt . In diesen deutsch-gefärbten Regionen zeichnen sich bestimmte soziale und finanzielle Tendenzen der Einheimischen ab , die uns gleichzeitig auch ihren politischen Entscheidungsfaktoren näherbringen .
Hier ist die sogenannte Farmer-Schicht ansässig mit den Nachfahren deutscher Vorväter , die ihre Felder seit mehreren Generationen kultivieren : Sie ticken bodenständig , religiös und ausgesprochen konservativ . Die Prosperität dieser „ Dutch ” ist der gut funktionierenden , lokalen und US-weiten Landwirtschaft zu verdanken . Die Güter von diesen Ranches sind für amerikanische Märkte gedacht . Aus diesem Grunde sehen sie sich als natürliche Widersacher der Globalisierung und des offenen Weltmarktes . Nicht nur die Bauern halten sich am Amerikanischen Traum fest , sondern auch die Familienunternehmen und Klein- oder Mittelbetriebe - also die Mittelständler . Ihrer Unternehmungslust verhalfen sie zum Unternehmerglück - aus der Gnade der starken amerikanischen Wirtschaft . In der letzten Zeit fasste eine fortgeschrittene Deindustrialisierung in den mittelwestlichen Städten Fuß - zulasten der alten kleineren Firmen der deutschstämmigen Familien . Das Eindringen der billigeren chinesischen Waren machte
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