gepflegt wird . Was wir nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Ende der homogenen deutschsprachigen Dorfgemeinschaften und mit der mobilen , globalisierten Welt auch hier in unserer Region verloren haben , kann diese Institution in vielerlei Hinsicht wenn auch nicht ersetzen , so doch zumindest teilweise beheben ”. Dabei sei es früher kein Vorteil gewesen Ungarndeutscher zu sein , wohingegen heute Stolz verbreite , zum Ungarndeutschtum zu gehören , die Sprache zu beherrschen und aktiv auch in der Kirche zu nutzen . Dennoch erlebt der erfahrene Seelsorger nach eigenen Angaben einen Rückgang bei der Nachfrage nach deutschsprachiger Seelsorge , die auch Hochzeiten , Taufen und Beerdigungen beinhalte . Diese Erfahrungen decken sich mit denen von Pfarrer Szauter , der vor fünf Jahren in einem Weihnachtsinterview dem Sonntagsblatt Rede und Antwort stand ( Mehr Zeit für Gott nehmen , SB 04 / 2019 ). Problematisch findet Matthias Schindler auch den Umstand , dass Priester , die deutsche Messen anböten , die Sprache nicht auf muttersprachlichem Niveau beherrschten , aber ergänzt gleichzeitig , dass deren Bereitschaft immerhin ein positives Zeichen sei . Auf die jüngsten Volkszählungsergebnisse angesprochen , die einen deutlichen Rückgang bei den bekennenden Katholiken zeigen , mahnen beide Geistliche zur Vorsicht : „ Die Zahlen lügen zwar nicht , aber sie können uns täuschen ”, so Pfarrer Szauter . Einem Großteil der Menschen sei es nicht mehr wichtig zu erwähnen , welcher Religion oder Nationalität sie angehörten . Robert Szauter sieht darin in erster Linie eine starke Identitätskrise : „ Bei der Frage „ Wer bin ich eigentlich ?“ spielt heutzutage sowohl die Nationalität als auch die Religion nur noch eine winzige Nebenrolle . Bei den früheren Generationen waren sie noch wichtige Grundelemente , worauf sie ihr ganzes Leben aufgebaut haben … aber diese Zeiten sind langsam vorbei . Dennoch : Jene Krise und Tendenz ist nur mit starkem Selbstbewusstsein und Treue zu unseren Wurzeln zu überwinden .“ Pfarrer Schindler teilt die Einschätzung seiner Bruders im Priesteramt : „ Zu einer Kirchengemeinschaft zu gehören ist für den Durchschnittsmenschen von heute bei uns keine Selbstverständlichkeit mehr . Damals - auch noch im Sozialismus- war die Kirche vor allem in den Dörfern , aber vielleicht in vielen Hinsichten auch in den Städten noch für viele der wichtigste Treffpunkt und Kristallisationspunkt , der auch für die „ kleinen Leute ” ein Fest schuf und sie auf ein Podest erhob . Die Welt von heute - Unglück oder Gott sei Dank ? - ist eine Welt des Wettbewerbs geworden und die Kirchen sind daher zu natürlichen und gleichberechtigten Akteuren in der Marktwelt dieses Wettbewerbs geworden .” Schindler kritisiert ferner , dass man in einer Welt lebe , wo es an Solidarität mangele und man die Mitmenschen nur oberflächlich wahrnehme . „ Wir leben oft nur in der Welt der Profanität , die die Welt entsakralisiere - mit den Worten von Max Weber : „ Wir haben die Welt „ entzaubert ”. Sie wurde durch eine Denk- und Lebensweise entzaubert , die meiner Meinung nach nur die Profanität voraussetzt . Viele glauben nicht mehr an den Himmel , wollen ihn aber selbst erschaffen ”, mahnt der Geistliche . Aber gerade heute könnte der urchristliche Gedanke moderner und inspirierender denn je sein , weil es so nicht weitergehen könne .
Der Blick in die Zukunft gilt auch der Frage , wie lange noch deutschsprachige Seelsorge betrieben wird . Auch in dieser Frage zeigen sich die Geistlichen einhellig : „ Mit all unseren Schwierigkeiten wird die Seelsorge auf Deutsch noch lange relevant bleiben - so lange wie es in Ungarn noch Menschen gibt , die sich zu einer deutschen Identität bekennen ”, so Pfarrer Schindler . Pfarrer Szauter äußert sich hierzu wie folgt : „ Solange es nur noch eine einzige Familie gibt , bei denen das Vaterunser täglich auf Deutsch gebetet wird , ist sowohl das Christentum als auch das Deutschtum gerettet .“ Dabei nennt er im Gespräch konkrete Beispiele : jede Woche deutschsprachiger Gottesdienst , deutsche Litanei im Mai , Rosenkranzgebet im Oktober sowie ältere Gemeindemitglieder , die auf Deutsch oder in der Mundart beichten wollen . So wird Nadwar zu den „ letzten Bastionen ungarndeutscher Volksfrömmigkeit “ gehören . „ Die Realität über die Zahl der Kirchgänger und über den Gebrauch der deutschen / schwäbischen Sprache im Alltag lässt uns nicht im Märchentraum . Es ist eindeutig , dass die deutsche Liturgie immer mehr in den Hintergrund geraten ist , doch als Verkünder der Botschaft unseres Herrn drängt es uns irgendwie dazu zu sagen :„ Halten bis zum letzten Mann ““…