Nach einem ausführlichen statistischen Vortrag vom Vorstandsmitglied Patrik Schwarcz-Kiefer zu den Bevölkerungsveränderungen in der Branau ( siehe Beitrag „ Num vere conummatum est “ in diesem Heft ) wurde im Kreise der Teilnehmer der Veranstaltung eine offene Diskussionsrunde unter der Leitung des Sonntagsblatt-Redakteurs Stefan Pleyer eröffnet . Beim regen Dialog machte die Mehrheit der Gäste aktiv mit . Als Auftakt des gemeinsamen Mitdenkens provozierte Pleyer mit einem Verdikt von Richard Guth , das er in einem SB-Artikel zur Volkszählung formulierte : „ Ist die demografische Lage des Ungarndeutschtums wirklich als Sinkflug zu betrachten ?” Die Mitdiskutanten waren sich darüber einig , dass die Gründe des zahlenmäßigen Rückgangs einerseits auf natürliche Tendenzen zurückzuführen seien , aber andere Stimmen machten gleichzeitig auch auf die mangelnde Deutschsprachigkeit der Nationalitätenangehörigen aufmerksam , denn lediglich die wiederbelebten Sprachkenntnisse als Sauerteig des Identitätserhalts dienen könnten - daneben wurde auch Kritik gegenüber dem ungarndeutschen Schulsystem zur Sprache gebracht , wonach die Deutschlehrer an den Nationalitätenschulen Deutsch als eine Fremdsprache unterrichteten und der Pausenhof auch weiterhin ungarischsprachig bliebe .
Tendenzen hin , wonach die deutsche Identität in Ungarn in einer Krise steckt . Sie wird nicht vererbt , wird nicht weitergegeben , scheint nicht attraktiv zu sein . Wären einsprachige Schulen die Lösung ? Wo auch außerhalb des Klassenzimmers Deutsch gesprochen wird . So könnte ein sekundärer Sozialisationsraum geschaffen werden , der den Kindern eine authentische Identität vermittelt . Wäre das eine reale Zukunft ? Oder wird das derzeitige Schulsystem dem Bedarf gerecht ? Ist eine Zukunft ohne Deutsch vorstellbar ? Immerhin sind fast drei Viertel der Menschen , die sich erklärten , sich mit der Gemeinschaft verbunden zu fühlen , nicht deutscher Muttersprache .
In einem Vortrag stellte Dr . Beate Márkus den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung zum Ungarndeutschtum vor . Sie hat einen Überblick über den institutionellen Rahmen gegeben und über Probleme wie fehlender Nachwuchs oder die Priorisierung der englischen Sprache in der Wissenschaftswelt gesprochen . Im Bereich Geschichte sei die aktuelle Lage relativ positiv - nach den bahnbrechenden Werken von Ágnes Tóth und Gerhard Seewann erschienen in den letzten Jahren zahlreiche wichtige Monographien zur Lokal- und Regionalgeschichte . Beate Márkus äußerte ferner ihren Wunsch , eine internationale , interdisziplinäre Plattform für Wissenschaftler mit Themen zum Ungarndeutschtum zu gründen .
SoNNTAGSBLATT
In der Diskussion kam die polnische Volkszählung 2021 ebenfalls zur Sprache , wobei die deutsche Gemeinschaft in Polen zwischen 2011 und 2021 ( bei den letzten zwei Volkszählungen ) „ nur “ 15.000 Nationalitätenangehörige verlor , trotz des Umstands , dass ein großer Teil der deutschen Schlesier und Posener über eine polnisch-deutsche doppelte Staatsbürgerschaft verfügt . In der Zukunft würden sich in Polen gesammelte Praxiserfahrungen sicherlich auszahlen , wie die von Bernard Gaida angeführte deutsche Minderheit ihren demografischen Status quo bewahren konnte und kann . Im Weiteren stellten die Anwesenden das Thema in einen größeren Kontext , als sie die allgemeine Lage der deutschen Sprache in der wissenschaftlichen Welt untersuchten : Das Englische sei im unaufhaltbaren Vormarsch zulasten anderer Sprachen , daher sei ein deutschsprachiges Akademikertum vonnöten , wenn wir die althergebrachte Reputation der deutschen Bildungssprache am Leben halten wollen . Andere meinten , dass die Anglizisierung nicht vom Teufel sei , und man solle eine vernünftige Koexistenz zwischen dem Deutschen und dem Englischen schaffen .
In der Diskussion nach den Vorträgen wurde auch die Frage aufgeworfen : Wer gilt als Ungarndeutscher ? Jemand , der in einer schwäbischen Familie aufgewachsen ist und Deutsch spricht ? Jeder , der sich als Ungarndeutscher bezeichnet , egal wo auf der Welt ? Oder kann man nur in Ungarn Ungarndeutscher sein ? Diese Fragen im Kreise der deutschen Minderheit immer wieder zu diskutieren , wäre eine wichtige Aufgabe , denn dies könnte eine Basis schaffen , auf der eine Zukunft aufgebaut werden kann .
In der Diskussion nach den Vorträgen wurde auch die Frage aufgeworfen : Wer gilt als Ungarndeutscher ? Jemand , der in einer schwäbischen Familie aufgewachsen ist und Deutsch spricht ? Jeder , der sich als Ungarndeutscher bezeichnet , egal wo auf der Welt ? Oder kann man nur in Ungarn Ungarndeutscher sein ? Diese Fragen im Kreise der deutschen Minderheit immer wieder zu diskutieren , wäre eine wichtige Aufgabe , denn dies könnte eine Basis schaffen , auf der eine Zukunft aufgebaut werden kann .
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