JUBILAUM
UNANGENEHME FRAGEN
30-Jahr-Feier der JBG im Zeichen der Volkszählungsergebnisse
Vom Sonntagsblatt-Redaktionsteam
Das Jubiläum zum 30-jährigen Bestehen der Jakob Bleyer Gemeinschaft fand am 18 . November 2023 in der imposanten Zentrale der Ungarischen Akademie der Wissenschaften ( MTA ) in Fünfkirchen statt . Im Mittelpunkt der Vorträge standen die Gegenwart der Ungarndeutschen und mögliche Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft .
Vereinsvorsitzender Dr . -Ing . Georg Kramm erinnerte eingangs an die Verdienste des Gründungsvorsitzenden und langjährigen SB-Schriftleiters Georg Krix , der im Oktober seinen 95 . Geburtstag feierte . Kramm blickte in seiner Ansprache auf seinen eigenen Lebensweg und die Umstände seines Beitritts zur JBG zurück : „ Ich bin in Deutschbohl / Bóly geboren und dort aufgewachsen . Die Grundschule in Bohl und dann das Maschinenbautechnikum in Fünfkirchen waren einsprachig ungarische Bildungsorte . Erst bei meinen Studien an der TU Budapest fiel mir auf , dass meine Heimat Ungarn ein interessantes Gebilde ist . Ehemals Vielvölkerstaat mit dem Ziel alles gleichzuschalten , d . h . die Nichtmadjaren zu assimilieren . Ich stellte mir die Frage : Warum kann man hier nicht als Schwabe leben ? Was könnte man für unseren Fortbestand tun ? Dabei identifizierte er nach eigenem Bekunden schnell die Sprache als Schlüsselelement bei der Bewahrung der Identität . Kramm formulierte in seiner Ansprache drei Punkte , die gleichzeitig mit programmatischen Forderungen nach einer Stärkung der deutschen Sprache verbunden sind : „ 1 . Ohne eigene deutsche Kindergärten , ohne Nationalitätengrundschulen , wo außer der Landessprache und anderer Fremdsprachen alle Fächer in der Muttersprache unterrichtet werden , kann die Muttersprache nicht erlernt werden . 2 . Ohne die Sprache kann die Kultur nicht gepflegt und somit die Identität bewahrt werden : Und die Minderheit wird zwangsläufig assimiliert . 3 . Ohne Sprache gibt es keine Nationalitätenintelligenz ( ebenso auch umgekehrt : ohne eigene Intelligenz keine Muttersprache ), die die Minderheit leiten und die Kultur dieser Minderheit tragen könnte . D . h ., diejenigen , die die Sprache nicht beherrschen , können die Volksgruppe weder vertreten noch deren Identitätsbewahrung fördern .” Große Ziele auf der Gemeinschaftsebene , wozu jeder in „ seiner Mikroumgebung ” beitragen könne , indem man „ mit jedem deutsch redet , der Deutsch beherrscht ”, so der Vereinsvorsitzende .
Die deutsche Sprache wurde also als Motor und Träger der deutschen Identität in Ungarn diskutiert . In diesem Zusammenhang wurde auch die Rolle der Nationalitätenschulen in den Blickwinkel genommen . Sind diese Schulen in der Lage , die Grundlagen für eine gut funktionierende und vor allem lebendige Gemeinschaft zu schaffen ? Oder stärken die heranwachsenden Jugendlichen nur den Arbeitsmarkt im deutschsprachigen Ausland ? Dieses globale Problem ist natürlich nicht nur auf die deutsche Minderheit beschränkt , sondern betrifft die gesamte Bevölkerung Ungarns . Leider gelingt es nicht , die Ungarndeutschen in Ungarn zu halten , wie die jüngsten Volkszählungsergebnisse zeigen . Diese deuten gleichzeitig auch auf
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