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kurzfristig helfen kann , wie etwa die Renovierung von Kindergärten und Schulen zeigt . Die ÖLM bietet neben den regelmäßigen Veranstaltungen und Ausflügen , die als „ Reisen mit Freunden “ bekannt sind , eine eigene Monatszeitschrift , den ECKART , so steht es in der Oktoberausgabe 2023 der Monatszeitschrift . Die Zeitung , deren Namensträger die literarische Figur des Getreuen Eckart ist , berichtet vor allem über politische sowie gesellschaftliche Themen - ihrem Wortlaut nach „ wertebewusst “.
Wie es schon oben beschrieben wurde , erstreckte sich der Arbeitsbereich des Deutschen Schulvereines anfangs nicht auf Ungarn . Erst am Ende der 1980er Jahre wurde dieses Territorium auf die Agenda der ÖLM gesetzt , als Oberst Kurt Althuber über das Land gereist war und die noch existenten deutschen Volksgruppen dokumentiert hatte . Die heute noch immer intensive Beziehung entstand unter anderem durch Oberschulrat Helmut Loicht , der als Mitbegründer des Bundes Ungarndeutscher Schulvereine ( BUSCH ) liebevoll als „ BUSCH- Vater “ bezeichnet wurde . Im Vorstand des Bundes Ungarndeutscher Schulvereine ( BUSCH ) ist die ÖLM als Vorstandsmitglied vertreten . Somit erhielt Ungarn einen eigenen Bereich in der Organisation der ÖLM neben den älteren Einheiten wie jener für Südtirol , Siebenbürgen , Schlesien oder Slowenien , erinnerte man sich in der „ Eckart “ -Festschrift von 2020 .
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SATHMAR
Herr Bathelt sieht die Ausrichtung der Landmannschaft nicht nur bei der Erhaltung und Förderung des kulturellen Erbes , sondern legt ein Hauptaugenmerk auch auf die Zukunft . Die stärkere Erreichung der jüngeren Generationen soll durch Praktikumsplätze für deutschsprachige Kindergärtner / innen und Mittelschullehrer / innen gefördert werden , wodurch die praxisbezogene Anwendung der deutschen Sprache zum Ausdruck kommen soll . Zusätzlich ist bereits zum zehnten Mal ein Österreich-Tag mit Unterstützung österreichischer Institutionen in Budapest geplant . Bei meinem Besuch im Hauptquartier der ÖLM waren die besorgniserregenden Zahlen der Volkszählung des Jahres 2022 schon veröffentlicht , die einen erheblichen Rückgang der deutschen Nationalität in Ungarn gezeigt haben . Der Leiter des ungarischen Bereiches sieht diese Nachricht als Warnsignal , das die ÖLM sowie die ungarischen Partner zu noch intensiverer Arbeit auffordere .
Die Österreichische Landsmannschaft hat einen langen Weg mit allen Höhen und Tiefen hinter sich . Geschichte im Nachhinein ändern sei nicht möglich , so der studierte Historiker Bathelt : Man könne nur die Gegenwart beeinflussen und sich auf die Zukunft vorbereiten . Aus dieser Hinsicht möchte sich die ÖLM ausschließlich an den Taten von heute messen lassen : Und in diesem Bereich leistet sie Einzigartiges für die Auslandsdeutschen und so auch für das Ungarndeutschtum .
Von Richard Guth
( August 2023 ) Die Obst- und Gemüsestände reihen sich aneinander wie Perlenketten . Dahinter erstreckt sich plattes Land , landwirtschaftlich rege genutzt . Das Jahr verspricht gute Ernte , ein Teil der Erntearbeiten ist bereits abgeschlossen , davon zeugen die gelb glänzenden Heuballen . Petrești / Mezőpetri / Petrifeld prangt auf dem dreisprachigen Ortsschild , unser Weg führt durch das Siedlungsgebiet der Sathmarer Schwaben .
An der Kirche biege ich rechts ab , ich will mir ein Bild von der Gemeinde mit dem größten sathmarerschwäbischen Bevölkerungsanteil des Landes machen . Eine Frau in ihren Sechzigern erblicke ich am Wegesrand - mit Gladiolen in der Hand . Als wäre die Vergangenheit lebendig geworden , denn auch meine Großtante machte sich regelmäßig auf den Weg , um die Grabstätte der Verwandten im Gemeindefriedhof mit bunten Gladiolen oder Lilien zu schmücken . Das ist nicht das Einzige , was mich an meine donauschwäbische Heimat nahe Budapest erinnert , aber dazu mehr .
„ Wie schwäbisch ist noch Petrifeld ?”, will ich von der Frau auf Deutsch wissen . Sie spricht fließend Deutsch , man hört aber heraus , dass sie ungarischer Muttersprache ist . „ Zur Hälfte ”, berichtet sie und erzählt von dem Jetzt und dem Vergangenen , als Petrifeld noch deutschsprachig war . Ihr Vater war für fünf Jahre zur „ kleinen Arbeit ” in der Sowjetunion , „ im Donbass ”, fügt sie auf die Ereignisse der Gegenwart hindeutend hinzu - und hielt es nach ihren Angaben für angebracht , nicht als Deutscher
26 aufzufallen ; so habe man zu Hause ungarisch gesprochen . Ohnehin dominiere Ungarisch seit jeher im Alltag - trotz der Versuche in der Vergangenheit seitens des Staates und später von Intellektuellen , die Sprache wiederzubeleben . Trotz des deutlichen Sprachverlusts bekenne sich ein Großteil der deutschstämmigen Bevölkerung zu ihrer Herkunft , was auch andere bestätigen . Die Deutschstämmigen pflegten auch die Bräuche , wird immer wieder betont : Es geht ja auch ohne Sprache .
Ich treffe die Frau noch ein zweites Mal , mitten im Friedhof . Die Grabmäler sind teils deutsch beschriftet , dennoch dominiert auch hier das Ungarische - natürlich neben dem Rumänischen . Auf einigen
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