Sonntagsblatt 4/2020 | Page 31

Leid-tragenden von damals und deren Nachkommen von größter Wichtigkeit wäre .
b ) Die Rehabilitation aller Personen und im Bedarfsfall eine Generalamnestie sollten sodann erfolgen . De facto beinhaltet eine Rehabilitation nach europäischem Recht bereits die Einsetzung in die bürgerlichen Rechte dieses Staates . Daraus ergibt sich die Notwendigkeit , für den verursachten Schaden eine entsprechende Wiedergutmachung zu leisten . In diesen Staaten wurden die Verbre ¬ chen , Vertreibungen und Morde von damals im Namen des jeweiligen Volkes verübt . Die Völker wurden dadurch zu Nutznießern dieses Unrechts . Daher schulden sie bis auf den heutigen Tag den Opfern von damals eine angemessene Wiedergutmachung .
c ) Diese Bestrebungen sollten in einem dritten Schritt die Ächtung von Kriegen und die Verurteilung aller Folgehandlungen von Kriegen wie Landnahme , Enteignung von Personen oder Personengruppen , Ermordung von Mitgliedern von Volksgruppen , sowie Vertreibung aus der angestammten Heimat etc . nach sich ziehen . Diese europäische Ergänzung zu den allgemeinen Menschenrechten würde Europa auf eine höhere Stufe des Zusammenlebens auf unserem Kontinent stellen .
Für den Verband der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich ( VLÖ ), Präsident Ing . Norbert Kapeller , Steingasse 25 , A-1030 Wien , Österreich . Ing . Norbert Kapeller eh .
Für Das Donautal Magazin , Hauptredakteur Dipl . -Ing . Oswald Hartmann , Postfach 1139 , D-74372 Sersheim , Bundesrepublik Deutschland Dipl . -Ing . Oswald Hartmann eh .
Josef Springer , Redakteur von „ India in Vergangenheit und Zukunft “ Durisolstraße 13 / 27 , A-4600 Wels , Österreich . Josef Springer eh .
Leserbriefe
Zu den „ Jungen Wilden ,“ da sollten wir alle hin ! - Zu einem erfrischenden Weckruf im Sonntagsblatt
Es ist eine überraschende und erfrischende Botschaft , die auf den ersten Seiten des Sonntagsblattes Nr . 3 / 2020 erschien und aufhorchen lässt . Man kann den „ Jungen Wilden “ nur wünschen , dass sie mit viel Mut , Ausdauer und vor allem mit neuen Ideen ihre Aufbruchsstimmung fortführen werden und wir Leser auf den Seiten des SB ihre Aktivitäten aufmerksam verfolgen und begleiten können . Viel Glück und auch Spaß dabei !
Es darf mitunter auch etwas „ wild “ zugehen im SB . Das könnte guttun . Mit Leisetreterei kommen wir nicht mehr weit . Zu viele unserer sogenannten Führungspersonen haben sich über viele Jahre und Jahrzehnte mit dem steten Versinken abgefunden und sich der jeweiligen politischen Hauptströmung angeschmiegt treiben lassen . Unser ethnischer Lockdown-Modus hat sich schon viel zu sehr verfestigt . Zu viele haben sich schon mit der Rolle einer „ Blaufärber verzierten Fußnote in der Geschichte “ abgefunden , die Armin Stein so entschieden und pointiert ablehnt . Blaufärberschürzen und Blasmusik als ungarndeutsche Kulturmarker bringen uns leider , seien sie noch so schön und ergreifend , keinen Schritt nach vorn . Unsere überbetonte kulturelle Vergangenheitsfixiertheit - so verständlich sie auch sein mag – führt genau dorthin , wo wir nicht landen wollen : zum Untergang . Wir müssten

SoNNTAGSBLATT s

„ wild “ und radikal umlenken . Hoffnung kann nur von der Jugend kommen , weil die Alten nur mehr in ihrer Erinnerungswelt leben .
Vielleicht ist es noch nicht zu spät , vielleicht lässt sich noch Einiges bewegen und zu retten . All das , was Armin Stein beschwört und aufzählt in seinem überraschenden Beitrag , der von der Schriftleitung zurecht als Leitartikel gesetzt wurde , wird notwendig sein , um aus dem Dämmerschlaf der verlorenen Jahrzehnte , in dem viel zu viele von uns schon versunken sind , zu erwachen .
Dr . Johann Till , Ofala
Zusammenhänge oder 70 Prozent Auftreten plus 30 Prozent junge Wilde
Eine Reaktion auf den Artikel von Matthäus Rauschenberger „ Schlüsselkompetenzen “, SB 3 / 2020 , S . 18-19
Als Einleitung
Im Falle von Zeitungsartikeln bin ich für eine verständliche , offene Sprache - für eine nicht unbedingt wissenschaftliche . Man kann gewisse stilistische Mittel wie zum Beispiel auch die Übertreibung verwenden – jedenfalls sollen klare Formulierungen beabsichtigt sein . Den Inhalt soll man nicht erst herausschälen müssen , denn alles andere ist , wie man es in meiner Mundart sagt , „ v ’ mimb ’ lt un v ’ mamb ’ lt ”. Das kleine Wortspiel deutet auf eine Absicht hin , etwas verschleiern oder verschmieren zu wollen .
Die Identität der Ungarndeutschen ist meiner Meinung nach nicht zu Tode diskutiert , sondern zu Tode geschwiegen worden . Man hat es versäumt , positive Beispiele zu modellieren und in den Mittelpunkt zu stellen . Nicht als ob man über die Identität nicht viel geschrieben hätte ! Aber dabei haben so die Annahmen wie auch die Schlussfolgerungen kaum etwas mit der realen Wirklichkeit zu tun gehabt , geschweige denn , dass sie zum Beispiel nach der Wende das Ergebnis breite Schichten erreichender Diskussionen gewesen wären . Das Ganze ist in meinen Augen wie eine Einschläferung statt ein Wachrütteln . Verstehen wir uns nicht falsch : Wenn jemand madjarisiert ist , ist er als Mensch weder besser noch schlechter als ein anderer , der dabei geblieben ist , wozu er von seiner Abstammung her die Entscheidung hat ( oder hätte ) sich zuzurechnen . Warum es überhaupt wichtig ist , sagen wir , die Sprache und die Kultur der Deutschen in Ungarn fortzuleben ? Weil man nur in der Kenntnis seiner eigenen Kultur dazu befähigt ist , die Kultur anderer Völker so zu akzeptieren , dass die empfundenen Sympathien einen dazu nicht bewegen , dazu nicht anregen , dass man die eigene Identität ablege , um in der Zukunft sich – sagen wir – als Ungar zu definieren ! Auch nichts gegen eine Doppelidentität : Jeder entscheidet für sich . Wenn der Betroffene dafür keine Zeit hat ( oder sich keine nimmt ) beziehungsweise wenn sein Charakter danach nicht verlangt , sich vor sich selbst und seinem Umfeld gegenüber eindeutig zu definieren , ist es seine Sache . Man kann ja sein Leben auch entlang solcher oder ähnlicher Prinzipien und Wertevorstellungen gut gestalten .
Die Ungarndeutschen zeichnet in meinen Augen nicht alleine eine bäuerlich-sachliche Kultur aus , sondern es gibt eine ( wohl schwieriger definierbare und in ihrer Komplexität noch viel schwerer erlebbare ) Geisteskultur von uns . Und wenn etwas zum Fortbestand auf festem Fuß beitragen kann , so ist es nicht alleine das gemeinsame Schweineschlachten , sondern zum Bei-
( Fortsetzung auf Seite 32 )
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