Sonntagsblatt 4/2020 | Page 14

verwaltungen lehrreich , denn es wurde gleich mit vielen Befürchtungen und Vermutungen aufgeräumt : Das Sonntagsblatt kommt an und wird gelesen …” Da sehe ich meine seit Jahrzehnten oftmals wiederholte Meinung / Mahnung als bestätigt : In Sachen Jakob Bleyer Gemeinschaft und Sonntagsblatt kommen wir nur vorwärts , wenn wir landesweit ( und auch darüber hinaus ) gute persönliche Kontakte ausbauen und pflegen . Unsere Landsleute , die Alten und leider sogar auch die Nachkommen in der bereits vierten Generation , tragen in ihren Genen immer noch die Auswirkungen der Schrecken und Leiden der Nachkriegsgeschehnisse , als die Parole galt : Nur nicht denken und nicht reden , Maul halten , roboten und brav dienen …
Guth hat es also gut gemacht . Er hat die Personen der uns ( der Redaktion ) bekannten Namen kontaktiert . Dies kann nun Ausgangspunkt einer arbeitsreichen Fortsetzung sein , d . h . „ am Mann bleiben ”. Wer am Telefon sich getraute eine Meinung zu äußern , ob Lob oder Kritik , möge in Zukunft sich auch Mut nehmen ein paar Zeilen für das Sonntagsblatt zu schreiben und damit weitere Landsleute zum Reagieren anregen . Ob diese Landsleute damit eine Multiplikatorrolle einnehmen ? Jedenfalls zeigen sie Beispiel . Und gute Beispiele werden gerne nachgeahmt . Die besten Beispiele könnte man natürlich von Amtsträgern unseres Vereins und überhaupt der Vereine erwarten . Wir wollen dabei nicht vergessen , dass es auch ungarndeutsche Bildungseinrichtungen gibt , mit wohlbekannten und sogar hochdekorierten Führungskräften , von welchen man erwarten dürfte , dass sie ihr Wissen und Können auch außerhalb der Amtsräume zum Wohle der gesamten Volksgrupe einsetzen mögen , mit anderen Worten , dass sie „ zur Feder greifen ” und ihre ermutigende / lehrreiche oder kritische Stimme in den ach so kärglichen ungarndeutschen Medien erschallen lassen .
Ich nehme an , Herr Guth hat sich seine Gesprächspartner bei seinem telefonischen Landesausflug gut gemerkt und könnte einige davon wieder mal aufsuchen / ansprechen . Ja , man könnte , eigentlich man müsste redebegabte , am und für das Ungarndeutschtum interessierte Menschen zu einem Meinungsaustausch , einem „ Rundtischgespräch ” einladen . Ich höre schon „ aber das bedeutet Kosten ”. Ja , alles in diesem Leben ist mit Kosten verbunden . Aber es gibt auch das Wort „ Opfer ”. Opfer für eine gute Sache . Unsere ( geizigen ?) Schwaben haben vor dem Krieg kein Opfer gescheut , wenn es um die deutsche Sache ging . Dazu kann ich unzählige Beispiele nennen . Reisespesen , Verköstigung , Geschenke , Spenden , Frontpakete u . a . aus eigener Tasche ! Heute kann nur dann etwas geschehen , wenn Vater Staat dazu Geld hergibt . Dafür gibt es auch ein Sprichwort : Was mich selber nichts kostet , ist auch nur so viel wert . Aber Vater Staat gibt ja auch Geld . Freilich nie genug . Wofür ? Und das Ergebnis ? – Na , darüber ein anderes Mal .
x Was mich selber angeht . Ich hatte und habe immer eine Meinung und schreibe diese oftmals nieder . Nur so für mich . Warum ? Denn umsonst bringe ich die eine oder andere Meinung als Kommentar im Sonntagsblatt , es folgt keine Reaktion darauf . So wird man der Sache müde . Nicht so auf Facebook . Da kriegt man eher eins aufs Brot gschmiert – nur – leider – oft zu primitiv .
x Unlängst gabs auf Sonntagsblatt / Facebook den Beitrag von Jenő Kaltenbach „ Identitäten ”. Dazu habe ich mir nur Folgendes notiert : Warum gibt es keinen Kommentar zu obigem Beitrag ? Eine Antwort / Erklärung gibt darauf der Autor des Beitrags , Herr Kaltenbach , selber : „… Es gibt tagtäglich eine ganze Reihe von Themen , die auch für die Ungarndeutschen diskussionswürdig wären , dazu fehlt es aber an Sachwissen , Organisation , Interesse , Wille usw ., obwohl selbst die sich anbietenden Möglichkeiten nicht genutzt werden .” Meine Zugabe : Parteipolitik , Liberalismus , Illiberalismus , Orbán u . dgl . m . ist Sache jedes Einzelnen ( Ungarndeutschen ), damit sollen sich nicht Landesselbstverwaltung , Herr Ritter , Sonntagsblatt , NZ etc . befassen . Allgemein schreibt
Herr Kaltenbach ja über Probleme der ungarndeutschen Nationalität oder eben der Nationalitäten allgemein . Dazu verfügt er über gutes Basiswissen und eine gute Übersicht . Da kann ich ihn gut verstehen und registriere volle Hochachtung . Diesmal bin ich in Verlegenheit . Schon mit der Überschrift „ Identitäten ” weiß ich nichts anzufangen bzw . wie und wo ich diese im Beitrag wiederfinde .
Es irritiert mich obiger Beitrag von Herrn Sawa , der auch in SB 2 / 2020 gedruckt erschienen ist : Suchen wir nach der Realität – oder holt sie uns ein ? Da hat Herr Sawa die Latte hoch gestellt . Ich fühle mich überfordert , wage also nicht den Sprung . Naja , bei der Hitze ! Denn , man könnte da wahrscheinlich noch allerhand ergänzen , aber vorerst ist mir unklar , wie es mit der Realität gemeint ist . Warum sollen wir sie suchen , wir leben sie doch . Ich verstehe unter Realität das Vorhandene , das Gelebte . Warum soll sie uns einholen ? – oder gar überholen ? Schließlich sind doch wir selber Gestalter , Verwirklicher der Realität . Oder irre ich ? Da hatte ich schon so manche Debatte mit ungarndeutschen Würdenträgern , wenn sie mir auf meine Kritik - z . B . warum geschieht die Korrespondenz an und unter ungarndeutschen Selbstverwaltungen / Organisationen in ungarischer Sprache ? – mit der Antwort kamen , ’ weil es die Realität so erfordert ’. Ja , ist das wirklich realistisch , wenn wir als ( Ungarn ) Deutsche von einer Wiederbelebung der deutschen Muttersprache reden und dabei ungarisch korrespondieren ( und auch konversieren )? Da könnte ich jetzt sagen , dass die von Herrn Sawa erwähnten Schilderungen des Kuttenmannes Winkler , betreffend die Lebensführung der ungarländischen Schwaben , realistisch sind , d . h . vor 200 Jahren ( als diese niedergeschrieben wurden ) der damaligen Realität entsprachen . Als z . B . auch mein Urgroßvater 15 Kinder in die Welt setzte . Und die Realitäten nach dem Zweiten Weltkrieg ? – da könnte ich auch ein Lied über die Gaunereien der Kleinlandwirtepartei – für die sich einst unsere Familie persönlich eingesetzt hatte – singen . Zutreffend und hart klingen die letzten Zeilen des Beitrags : „ Ich muss sagen , ich sah in der Wende eine Chance gekommen , richtig neu zu beginnen und uns mitsamt unserer Organisationen neu zu definieren , uns endlich landesweit in Sprache und Kultur als Interessengefüge zusammenzuhalten . Diese Gemeinschaft ist aber nicht entstanden . Stattdessen sind wir diszipliniert und wohlerzogen . Taktisch aufgefahren und lassen uns immer nach Sinn und Zweck in Szene bringen . Historisch gesehen , denke ich , dass diese Situation , in die wir uns einmünden ließen , keine genießbaren Früchte mehr tragen wird . Jedenfalls nicht für uns …“ Hm , traurig aber war . Dazu kann ich mit Kaiser und König Franz Josef nur ( etwas abgeändert ) sagen : Das parteineutrale SONNTAGSBLATT LESEN UND WEI- TER DIENEN - wenigstens offen ( pateineutrale ) Meinung sagen ! ( Bemerkung : Kaiser und König Franz Josef soll gesagt haben : Maul halten und weiter dienen ! In der Nachkriegszeit hat man diese Aussage abgeändert auf : Maul halten und weiter verdienen . Also : IMMER REALITÄT , DER ZEIT ANGEPASST ).
Zum Schluß will ich mich noch von der Insel unseres Daseins ( oder eben Nicht-Daseins ?) melden . Denn , Herr Kaltenbach hat uns unlängst ( im Sonntagsblatt ) ein Inseldasein vorgeworfen . Er wollte damit zum Ausdruck bringen , dass in ungarndeutschen Medien „ nicht politisiert “ wird und somit unsere Leute , die Ungarndeutschen , nicht informiert sind / werden , was sich in der Welt- und Landespolitik – natürlich mit parteipolitischen Augen gesehen – zuträgt . Ja , die Parteipolitik , parteipolitische Stellungnahme (!) fehlt ihm , was ja aus einigen seiner im Artikel dargebotenen Bemerkungen hervorgeht . So z . B . meint er : „… Es ist auch relevant für uns , ob die Politik unseres Landes einen demokratisch gewählten Präsidenten des mächtigsten Landes der Welt unterstützt oder seinen Vorgänger , einen Berufslügner , Fake News-Verbreiter , dessen Regierungszeit einiges in der Welt verbrochen hat , die Einheit der westlichen Demokratien untergraben hat …” oder : „… wo das Land sich zur Familie der westlichen Demokratien , zu Werten der EU bekennt oder sich Schritt für
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