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Literatur
und treib das Unglück weit zurück
und laß euch lange Jahre leben,
endlich in den Himmel schweben,
das ist mein Wunsch vom neuchen Jahr,
was Jesus sagt ist alles wahr.
Hans Dama
Pußtawam/Pusztavám
In HEILIGER Nacht
Im Flockenwirbel es schon dunkelt,
heran pirscht sich die hehre Nacht;
ein weisend Sternlein einsam funkelt,
hält unverdrossen heil’ge Wacht
Die Welt, uns Menschen, nun verbündet,
die Frohgeburt unseres Herrn:
Erlöserbotschaft still verkündet
den Darbenden von nah und fern.
Erwartung stets in bangem Leiden
ums Erdendasein uns zermürbt;
doch die Geburt werde entscheiden
ob Hoffnung leben will, nicht stirbt.
Ab dieser Nacht sich vieles wandelt,
im Glauben wie im Sein zugleich.
Und wer an dem Geschehen zweifelt,
wird bald in seinem Denken weich
und zugetan dem Kind sich wähnen,
gestärkt im Glauben fürderhin,
den Namen Jesu fromm erwähnen,
in unauslöschbar heil‘gem Sinn.
Wien, am 12. Oktober 2019
Neujahrwünsche
bei den Deutschen in Ungarn -
DAMALS!
Zur Verfügung gestellt von Georg Krix
Ich wünsch, ich wünsch, ich weiß nicht was,
hinterm Ofen hockt a Has,
Basl, gebt mir a was.
Atschau/Vértesacsa
Hinter der Tür steht ein kleinerMann,
der nicht viel wünschen kann,
laßt mich nicht lange stehn,
ich will noch um a Haus weiter gehn.
Gieck/Kéty
Glück, Gesundheit, langes Leben,
soll der Schöpfer Ihnen geben,
das ist mein Wunsch zum neuen Jahr,
das bring ich kindlich Ihnen dar.
Jeina/Budajenő
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Ich wünsch alles aus Herzensgrund,
ein neuches Jahr zu dieser Stund,
ein neuches Jahr zu Wonn und Freud,
Glück und auch Glückseligkeit.
Gott gebt euch Glück zu jeder Stück
Heint is neichs Johr,
hint und vorn a neichs Tor,
in da Mittn a goldena Tisch,
auf an jedn Eck a bochana Fisch,
in da Mitt a Glasl Wein,
daß Herr und Frau solln lustig sein.
Ich hör a Glöcklein läuten,
ich was net, wos solls bedeiten,
endlich fällts mir ein,
daß heint neichs Johr soll sein.
Schambeck/Zsámbék
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Nachruf
Nachruf auf Franz Wesner
(1927 – 2019)
Von Dr. Johann Till
Am 14. September verstarb unser Freund und Mitstreiter Franz
Wesner im Alter von 92 Jahren. Ich habe mit Franz noch eine
Woche vor seinem plötzlichen Tod telefoniert. Sein Denk- und
Sprachvermögen waren immer noch erstaunlich gut, ebenso
seine Schrift, die er allerdings vor einigen Jahren (wegen des
Wackelbildes) auf Druckbuchstaben umstellte. Wie ihr vielleicht
wisst, ließ er sich nicht mehr überreden, auf die digitale Schreib-
weise umzustellen. Da er zeitlebens alleinstehend lebte und
keine näheren Angehörigen mehr hatte, verfügte er, seine Ein-
äscherung und Beerdigung ohne Feier anonym zu vollziehen.
Ich wurde danach seitens seiner Betreuungsbeamtin des zustän-
digen Amtsgerichts benachrichtigt.
Franz wurde in der Tolnauer Marktgemeinde Hedjeß/Hőgyész
geboren und erlebte unsere ungarndeutsche schwäbische Welt
bis zu seinem 15. Lebensjahr ebendort. Sein Vater war ein auf
den Hochofenbau spezialisierter Fachmann und als solcher in
den Stahl- und Gusswerken oft auch im Ausland gefragt. Dank
dieses essentiellen Berufes des Vaters wurde die Familie von der
Vertreibung zwar verschont, nicht jedoch von der Verschleppung
der Kinder zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion. Mit 17 Jahren
kam Franz – ebenso wie seine damals 18 Jahre alte Schwes-
ter – in ein Arbeitslager der Donbass-Region in der Ost-Ukraine.
Seine Schwester – von deren Verschleppung und ihrem Aufent-
haltsort er damals nichts wusste – verstarb nur wenige Wochen
nach ihrer Entlassung an den Folgen der Torturen. Franz hatte
das „Glück“, als Lagerjüngster im Beerdigungskommando einge-
teilt gewesen zu sein, wo die Aufsicht nicht so streng und Arbeit
leichter war. Durch diese Tätigkeit kam er auch öfters außerhalb
des streng bewachten Lagers und traf dort auf eine gutgesinnte
ukrainische Frau, die von ihrem für den Krieg gegen Deutschland
eingezogenen Sohn damals noch keine Lebensnachricht erhal-
ten hatte. Wie mir Franz erzählte, war die gelegentliche warme
Gemüsesuppe, die er in der Küche dieser einfachen und mit-
fühlenden Mutter verbotenerweise bekam, seine Lebensrettung.
Als er nach drei Jahren Lager in elendigem Zustand mit den ers-
ten Krankentransporten nach Hedjeß zurückkam, erfuhr er vom
gleichen Schicksal seiner Schwester Resi, die nur zwei Wochen
vor seiner Ankunft mit 21 Jahren an den Folgen der Arbeitshaft
verstorben war.
SoNNTAGSBLATT