Sonntagsblatt 4/2019 | Page 2

„Wirklich Weihnachten ist dann, wenn die Stille der Heili- gen Nacht auch in unser Herz gefunden hat.“ -Unbekannter Autor Mehr Zeit für Gott nehmen Pfarrer Robert Szauter aus Nadwar/Nemesnádudvar im SB-Gespräch Von Richard Guth Sonntagsmessen besucht. In jener Zeit wollte ich noch längst kein Pfarrer werden, doch das religiöse Leben, die traditionel- len christlichen Sitten und Bräuche, besonders die Wallfahrten, haben mich schon damals fasziniert. In der 8. Klasse wurde ich gefirmt und wie es üblich ist bei Jugendlichen, ich habe selber mit dem religiösen Leben Schluss gemacht. Der große Wandel kam erst als Gymnasiast. Spiritualität und Phi- losophie haben mich angezogen und demnach habe ich nach den großen Fragen des Lebens geforscht. Ich kaufte mir eine Bibel und fing an sie zu lesen. So hat mich die Religion immer mehr fasziniert und ich fing wieder an jeden Sonntag die Heilige Messe zu besuchen. Damals wurden sonntags in Hajosch noch zwei Messen zelebriert, eine auf Ungarisch und das Hochamt auf Deutsch. Da die deutsche Messe etwas später gelesen wurde und ich etwas ausschlafen wollte, so ging ich gerne zum deut- schen Amt. Besonders die deutschen Kirchenlieder haben mir sehr gefallen. SB: Sie sprechen ausgezeichnet Deutsch. Wo haben Sie die Sprache erlernt und welchen Anteil hatte daran Ihr Aufent- halt in Deutschland in einem Männerorden? Pfarrer Szauter SB: Herr Pfarrer, Sie sind in einer ungarndeutschen Gemein- de, in Hajosch, aufgewachsen. Welchen Einfluss hatte Ihr ungarndeutsches Elternhaus bei der Entscheidung Priester zu werden? RSZ: Meine Familie hat mich zu diesem Weg weder gezwungen noch davon abgeraten. Sie haben meine Entscheidung einfach angenommen und mich stets unterstützt, egal, wie ich mein Le- ben ausgerichtet haben wollte. Ich denke, das ist auch gut so. Ich rede nicht gerne über meine priesterliche Berufung, denn es ist ein Mysterium, also Geheimnis. Nicht weil es niemand wissen darf, sondern im Sinne, dass man es nicht ganz fassen kann. Wie könnte man einem Blinden sagen, wie die Farben ausse- hen? Und wie könnte man einem Tauben erzählen, was für eine Schönheit in der Musik steht. Wie könnte man also, besonders für Nichtgläubige, erklären, was es bedeutet von Gott berührt und von Ihm angezogen zu sein? Für Alltagsmenschen ist das schwierig zu verstehen. Für uns aber, die wir von Gott auserwählt und von Ihm berufen sind, ist das religiöse Leben ganz natürlich und wir verspüren in der Kirche, bei der Teilnahme an der Litur- gie, im Gebet oder im Dienst des Herrn das Gefühl geborgen und völlig glücklich zu sein. SB: Wie haben Sie das religiöse Leben als Jugendlicher in Ihrem Heimatdorf erlebt? Spielte dabei die deutsche Spra- che eine Rolle? RSZ: Ich denke, ich war ein Bub gleich wie die anderen. Als Säugling wurde ich getauft und habe von der ersten Klasse an – wie auch die Mehrheit unserer Klasse – am Religionsunterricht teilgenommen. Das hat mir auch nicht immer Spaß gemacht. Wie ich mich erinnere, bin ich nicht immer still und schön brav ge- wesen und deshalb ist es auch vorgekommen, dass ich unseren Pfarrer geärgert habe und als Folge mit Ohrenfeigen „belohnt“ wurde, die ich auch verdient habe. Während meiner Grundschulzeit haben sich vier oder sogar fünf Pfarrer abgelöst. Einige habe ich mehr gemocht, andere weni- ger, deshalb habe ich auch mit unterschiedlicher Intensität die 2 RSZ: Danke fürs Kompliment, aber wenn ich ehrlich sein will und warum auch nicht, dann muss ich gestehen, dass ein aus- gezeichnetes Deutsch bei mir nicht der Fall ist, denn ich spreche und schreibe mit mehr oder weniger schweren grammatischen Fehlern. Leider benutze ich die deutsche Sprache immer weni- ger und so wird man in der Sprache langsam schüchtern. Manch- mal mischt sich bei mir auch die Mundart hinein. Zu Hause haben meine Großeltern und überhaupt die ältere Leu- ten unter sich überwiegend schwäbisch geredet. Also die Mund- art habe ich von zu Hause aus mitbekommen. Hochdeutsch habe ich in der Schule gelernt. Als Seminarist wurde ich in einem Sommer nach Wien geschickt, wo ich an der Uni einen Deutsch- kurs besuchen konnte. Schließlich haben sich meine Deutsch- kenntnisse in Roggenburg verfeinert, wo ich bei den Prämons- tratensern ein halbes Jahr verbringen durfte. Aber wie gesagt, ich bin immer unsicherer in der deutschen Sprache, da ich mich wenig mit ihr beschäftigen kann. SB: Sie sind Pfarrer in Nadwar – wie sehen Sie die sprach- liche Situation der ungarndeutschen Katholiken in Nadwar und in anderen Dörfern des Landes? RSZ: Meiner Meinung nach ist es mit der deutschen Sprache in den ungarndeutschen Kirchengemeinden langsam aus. Viel- leicht dort, wo deutsche Touristen in größerer Zahl zu finden sind, wird in der Urlaubszeit eine deutsche Messe gefeiert. Als letzte Bastei steht unsere Kirchengemeinde im Komitat Batsch-Kleinkumanien da, wo noch regelmäßig deutsche Mes- sen und Andachten zelebriert und gehalten werden, aber leider mit immer weniger Besuchern. Es sind noch 4-5 Personen, die auf Deutsch bzw. in ihrer Nadwarer Mundart beichten wollen, und es kommt auch regelmäßig vor, dass bei der Krankenkommunion an den Herz-Jesu-Freitagen auf Deutsch gebetet wird. Das Einzige, was überall im Land gut funktioniert, sind die jähr- lich einmal gefeierten deutschen Messen in den unterschiedli- chen ungarndeutschen Gemeinden, meistens an Nationalitäten- tagen. Ich finde es gut, trotz der Tatsache, dass wahrscheinlich ein Großteil der Teilnehmer überhaupt keine Ahnung mehr hat, worum es eigentlich geht, denn sie sind entweder nicht religiös oder sie beherrschen das Deutsche nicht mehr so gut. Allerdings bin ich für die deutsche Messe, aber nur, wenn sie nicht als Kulturprogramm verstanden und verwendet wird. Uns Katholiken ist die Heilige Messe ein Gottesdienst, wo Gott ange- SoNNTAGSBLATT