Sonntagsblatt 4/2015 | Page 30

Als die beiden müde und hungrig in ihrem elenden Quartier beim freundlichen Bauern Kaspar W . eintrafen , wandte sich Pischti noch in der bäuerlichen Schwarzküche an seine Mutter : „ Muada , wos hams uns deinn heit guats kaucht ?” „ Mei Bua , hots schwer orwedn miaßn ?” „ Viel hob i be da Beirin Ei dauftreim keinna : es gibt heit a guadi Eibreinnsuppn und dazua Leckwar- Bugatschedl !” Ob diese Mitteilung bei den beiden „ Schwer - arbeitern ” auf große Begeisterung stieß , konnte im Nachhinein nicht mehr herausgefunden werden .
Trotz der in den nächsten Tage zugeteilten Lebensmittelmarken sollten die nächsten zwei Jahre bis zur „ Währungsreform ” ( Juni 1948 ) von akutem Mangel , vor allem auf dem Nahrungs mit tel - sektor begleitet werden . Erst mit dem neuen Geld , der „ Deut - schen Mark ” entwickelte sich das Warenangebot zum Positiven ….
Unter den Schorokscharern in Hüttlingen sprach sich dieser Erfolg bei der Arbeitssuche schnell herum , und in kürzester Zeit hatte die Fabrik ein Dutzend neue „ Ungarische Flüchtlinge ” als Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern , die mit großem ungarndeutschem Fleiß und Engagement tausende Tonnen von Nägeln produzierten und damit einen sehr wichtigen Beitrag für den Neuaufbau Deutschlands leisteten .
❖ Gratulation unserem ewigjungen Josef !
JOSEF SCHNEIDER wurde am 28 . Mai 1925 in Waschludt / Város - lôd ( im ung . Buchenwald / Bakony , Kom . Wesprim ) geboren und feierte vor einigen Wochen seinen 90 . Geburtstag . Körperlich und geistig noch immer vollkommen frisch , – er könnte ruhig 20 Jahre von seinem Alter verleugnen . Diesem Umstand verdankend ist Josef auch immer noch sehr beweglich , als „ fliegender Donau schwabe ” stets unterwegs zu seinen Bekannten und Freunden , zu den „ teitsche Leit ”, auch in weiteren Entfernungen . Immer wieder dürfen wir ihn auch in Wudersch / Budaörs bei unserem allmonatlichen Stammtisch begrüßen . Doch ebenso besucht er laufend deutsche Organisationen , Feste und Feiern in Nah und Fern . „ Entfernung ist kein Hindernis ” lautet seine Parole , denn als Rentner hat man Zeit und Verkehrsmittel stehen doch kostenlos zur Verfügung .
Immer schon war Josef ein „ Vorreiter ” als Handwerker , als Sän - ger , als Kämpfer für das Ungarndeutschtum . Man kennt und ehrt ihn beinah im ganzen Land . Als Redner sehr begabt ergreift er bei jeder passenden Gelegenheit das Wort und lässt seine Meinung hören .
Zur Biographie : Die Eltern waren mittelständische Bauern , von den sechs Kindern zwei Mädchen und vier Buben , Josef als Ältester wurde Zimmermann .
Wir wünschen dem Jubilar noch viele Jahre in Glück und Gesundheit !

EINLADUNG zur Historikertagung „ Budaörs und das Ofner Bergland vor 70 Jahren am Ende des 2 . Weltkrieges ” am 17 . Oktober 2015 ( Samstag ) um 10 Uhr im Rathaus von Budaörs / Wudersch ) zweisprachig ( deutsch – ungarisch ) von der Deutschen Kulturgemeinschaft Budaörs veranstaltet .

Sommerlager für Budaörser Kinder im Jakob Bleyer Heimatmuseum
Ein interessantes Ereignis stellte das Ortskundliche Sommerlager im Budaörser Jakob Bleyer Heimatmuseum dar , dessen Prog - ramm ungarndeutsche Pädagogen und die Mitarbeiter des Hei - matmuseums gestalteten . Das Ferienlager – mitten in der Som - merzeit , vom 20 . bis zum 24 . Juli 2015 – hat nicht nur Grund - schulkinder ( im Alter von 6 bis 12 Jahren ) aus Budaörs angelockt , es kamen auch einige Kinder aus dem Kindergarten . Die Organisatoren wollten mit ihrem bunten Programm alle Kinder ermuntern , die Möglichkeit zu nutzen , die Sitten und Traditionen ihrer Ahnen kennenzulernen und sich zusammen mit den anderen Kindern – vor allem in deutscher Sprache – zu amüsieren ! Wäh - rend der fünf Tage konnten die TeilnehmerInnen über die Ge - schichte von Budaörs lernen , denn sie verbrachten jeden Tag eine Stunde im Museumsgebäude , wo sie über das Thema des Tages gesprochen und den betroffenen Teil der Ausstellung angeschaut haben ( Gegenstände , Fotos , Dokumente ). Es wurden die örtlichen Gebräuche durch traditionelles und modernes Handwerk , Backen , Tanzen , Singen usw . wachgerufen . Nachmittags konnten die Kinder an kürzeren Ausflügen teilnehmen , wodurch sie die Sehenswürdigkeiten der Gegend kennenlernten . Auswahl gab es reichlich : am 20 . Juli , Montag „ verliebten sich ” – vor allem die Mädchen – in die Budaörser Trachtenkleider durch Nähen ( Pup - pe ) und Blaudruck-Technik , am nächsten Tag besuchte die ganze Gruppe – anhand der thematischen Ausstellung ( Land wirtschaft , Weinbau ) – nachmittag ein echtes Budaörser Presshaus , wo die Budaörser Frau Luntz („ Magdi néni ”) den Kindern interessante Geschichten über die alten Zeiten , über die Arbeit auf dem Wein - berg erzählte . Mittwoch , am 22 . Juli , haben die Kinder die schwäbische Küche kennengelernt und selbst Kuchen gebacken ( und gegessen ...), am Nachmittag fuhren sie mit einem Kleinbus auf den Schwabenberg . Am 23 . Juli spielten sie Kinderspiele von früher und wegen der beinahe unerträglichen Hitze ( 37 Grad !) blieben sie nach dem Mittagessen im kühlen Raum des Heimatmu - seums , wo sie einen deutschsprachigen Kinderfilm angeguckt haben . Freitag hörten sie viel von den berühmten Budaörser Kirchenfesten , ( vor allem von dem Budaörser Blumenteppich ) und freuten sich über einen alten , wertvollen , schwarz – weißen – und sehr amüsanten – Film über Budaörs aus dem Jahre 1919 ! Das Ziel der Organisatoren war , die Kinder mit ungarndeutschen Kultur und Traditionen in Budaörs bekannt zu machen , damit sie sich diesem Thema hingezogen fühlen und später aktiv an dieser Kultupflege teilnehmen . Aus der Projektförderung durch das Bundesministerium des Innern im Bereich der Hilfen für deutsche Minderheiten in den MOE-Staaten – mit Hilfe der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen – und aus Eigen - mit teln des Heimatmuseums konnte dieses Sommerlager , vor allem die Verpflegung der TeilnehmerInnen und die Fahrtkosten finanziert werden . Die Kinder fühlten sich ganz wohl – wie „ zu Hause ”: sie erfuhren schon bei den Volkskundestunden – im Kindergarten Zippel-Zappel und in der Schule Jakob Bleyer – bzw . im Heimatmuseum viele interessante Fakten über das Ungarndeutschtum , die dann im diesjährigen Sommerlager im Jakob Bleyer Heimatmuseum im Juli 2015 hoffentlich erweitert wurden .
Dr . Kathi Gajdos-Frank PhD
30