Als die beiden müde und hungrig in ihrem elenden Quartier beim freundlichen Bauern Kaspar W. eintrafen, wandte sich Pischti noch in der bäuerlichen Schwarzküche an seine Mutter: „ Muada, wos hams uns deinn heit guats kaucht?” „ Mei Bua, hots schwer orwedn miaßn?” „ Viel hob i be da Beirin Ei dauftreim keinna: es gibt heit a guadi Eibreinnsuppn und dazua Leckwar- Bugatschedl!” Ob diese Mitteilung bei den beiden „ Schwer- arbeitern” auf große Begeisterung stieß, konnte im Nachhinein nicht mehr herausgefunden werden.
Trotz der in den nächsten Tage zugeteilten Lebensmittelmarken sollten die nächsten zwei Jahre bis zur „ Währungsreform”( Juni 1948) von akutem Mangel, vor allem auf dem Nahrungs mit tel- sektor begleitet werden. Erst mit dem neuen Geld, der „ Deut- schen Mark” entwickelte sich das Warenangebot zum Positiven ….
Unter den Schorokscharern in Hüttlingen sprach sich dieser Erfolg bei der Arbeitssuche schnell herum, und in kürzester Zeit hatte die Fabrik ein Dutzend neue „ Ungarische Flüchtlinge” als Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit großem ungarndeutschem Fleiß und Engagement tausende Tonnen von Nägeln produzierten und damit einen sehr wichtigen Beitrag für den Neuaufbau Deutschlands leisteten.
❖ Gratulation unserem ewigjungen Josef!
JOSEF SCHNEIDER wurde am 28. Mai 1925 in Waschludt / Város- lôd( im ung. Buchenwald / Bakony, Kom. Wesprim) geboren und feierte vor einigen Wochen seinen 90. Geburtstag. Körperlich und geistig noch immer vollkommen frisch, – er könnte ruhig 20 Jahre von seinem Alter verleugnen. Diesem Umstand verdankend ist Josef auch immer noch sehr beweglich, als „ fliegender Donau schwabe” stets unterwegs zu seinen Bekannten und Freunden, zu den „ teitsche Leit”, auch in weiteren Entfernungen. Immer wieder dürfen wir ihn auch in Wudersch / Budaörs bei unserem allmonatlichen Stammtisch begrüßen. Doch ebenso besucht er laufend deutsche Organisationen, Feste und Feiern in Nah und Fern. „ Entfernung ist kein Hindernis” lautet seine Parole, denn als Rentner hat man Zeit und Verkehrsmittel stehen doch kostenlos zur Verfügung.
Immer schon war Josef ein „ Vorreiter” als Handwerker, als Sän- ger, als Kämpfer für das Ungarndeutschtum. Man kennt und ehrt ihn beinah im ganzen Land. Als Redner sehr begabt ergreift er bei jeder passenden Gelegenheit das Wort und lässt seine Meinung hören.
Zur Biographie: Die Eltern waren mittelständische Bauern, von den sechs Kindern zwei Mädchen und vier Buben, Josef als Ältester wurde Zimmermann.
Wir wünschen dem Jubilar noch viele Jahre in Glück und Gesundheit!
EINLADUNG zur Historikertagung „ Budaörs und das Ofner Bergland vor 70 Jahren am Ende des 2. Weltkrieges” am 17. Oktober 2015( Samstag) um 10 Uhr im Rathaus von Budaörs / Wudersch) zweisprachig( deutsch – ungarisch) von der Deutschen Kulturgemeinschaft Budaörs veranstaltet.
Sommerlager für Budaörser Kinder im Jakob Bleyer Heimatmuseum
Ein interessantes Ereignis stellte das Ortskundliche Sommerlager im Budaörser Jakob Bleyer Heimatmuseum dar, dessen Prog- ramm ungarndeutsche Pädagogen und die Mitarbeiter des Hei- matmuseums gestalteten. Das Ferienlager – mitten in der Som- merzeit, vom 20. bis zum 24. Juli 2015 – hat nicht nur Grund- schulkinder( im Alter von 6 bis 12 Jahren) aus Budaörs angelockt, es kamen auch einige Kinder aus dem Kindergarten. Die Organisatoren wollten mit ihrem bunten Programm alle Kinder ermuntern, die Möglichkeit zu nutzen, die Sitten und Traditionen ihrer Ahnen kennenzulernen und sich zusammen mit den anderen Kindern – vor allem in deutscher Sprache – zu amüsieren! Wäh- rend der fünf Tage konnten die TeilnehmerInnen über die Ge- schichte von Budaörs lernen, denn sie verbrachten jeden Tag eine Stunde im Museumsgebäude, wo sie über das Thema des Tages gesprochen und den betroffenen Teil der Ausstellung angeschaut haben( Gegenstände, Fotos, Dokumente). Es wurden die örtlichen Gebräuche durch traditionelles und modernes Handwerk, Backen, Tanzen, Singen usw. wachgerufen. Nachmittags konnten die Kinder an kürzeren Ausflügen teilnehmen, wodurch sie die Sehenswürdigkeiten der Gegend kennenlernten. Auswahl gab es reichlich: am 20. Juli, Montag „ verliebten sich” – vor allem die Mädchen – in die Budaörser Trachtenkleider durch Nähen( Pup- pe) und Blaudruck-Technik, am nächsten Tag besuchte die ganze Gruppe – anhand der thematischen Ausstellung( Land wirtschaft, Weinbau) – nachmittag ein echtes Budaörser Presshaus, wo die Budaörser Frau Luntz(„ Magdi néni”) den Kindern interessante Geschichten über die alten Zeiten, über die Arbeit auf dem Wein- berg erzählte. Mittwoch, am 22. Juli, haben die Kinder die schwäbische Küche kennengelernt und selbst Kuchen gebacken( und gegessen...), am Nachmittag fuhren sie mit einem Kleinbus auf den Schwabenberg. Am 23. Juli spielten sie Kinderspiele von früher und wegen der beinahe unerträglichen Hitze( 37 Grad!) blieben sie nach dem Mittagessen im kühlen Raum des Heimatmu- seums, wo sie einen deutschsprachigen Kinderfilm angeguckt haben. Freitag hörten sie viel von den berühmten Budaörser Kirchenfesten,( vor allem von dem Budaörser Blumenteppich) und freuten sich über einen alten, wertvollen, schwarz – weißen – und sehr amüsanten – Film über Budaörs aus dem Jahre 1919! Das Ziel der Organisatoren war, die Kinder mit ungarndeutschen Kultur und Traditionen in Budaörs bekannt zu machen, damit sie sich diesem Thema hingezogen fühlen und später aktiv an dieser Kultupflege teilnehmen. Aus der Projektförderung durch das Bundesministerium des Innern im Bereich der Hilfen für deutsche Minderheiten in den MOE-Staaten – mit Hilfe der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen – und aus Eigen- mit teln des Heimatmuseums konnte dieses Sommerlager, vor allem die Verpflegung der TeilnehmerInnen und die Fahrtkosten finanziert werden. Die Kinder fühlten sich ganz wohl – wie „ zu Hause”: sie erfuhren schon bei den Volkskundestunden – im Kindergarten Zippel-Zappel und in der Schule Jakob Bleyer – bzw. im Heimatmuseum viele interessante Fakten über das Ungarndeutschtum, die dann im diesjährigen Sommerlager im Jakob Bleyer Heimatmuseum im Juli 2015 hoffentlich erweitert wurden.
Dr. Kathi Gajdos-Frank PhD
30