Sonntagsblatt 4/2013 | Page 14

• Jubiläen - Geschichte *

• Jubiläen - Geschichte *

Vor 180 Jahren geboren :

Karl Keleti ( 1833-1892 )

Von Pest über die Margarethenbrücke nach Ofen kommend begegnet man schon nach ca . 300 Meter dem Mechwart-Platz an welchem die Keleti Károly-Strafie vorbeizieht ...
Die Gebrüder Keleti , Karl und Gustav , denen in der Entwicklung der ungarischen Kultur bedeutende Plätze zukommen , hießen ursprünglich Klette und ließen ihren Namen unter Zahl UK . 12286 / 62 im Jahre 1862 madjarisieren . Karl wurde am 18 . Juli 1833 in Preßburg geboren und am Hofe des Palatins , des Erzherzog Josef , zu Alcsut erzogen , wo sein Vater Erzieher war . In den Revolutionsjahren 1848 / 49 war der junge Mann Honvéd , hielt sich nach der Waffenstreckung bei Világos eine Zeitlang versteckt und wurde dann Finanzbeamter . 1859 kehrte er in die Hauptstadt zurück , redigierte die Zeitung des Baron J . Eötvös und 1866 fand er eine Stelle bei der Ungarischen Bodenkreditanstalt . Im Jahre 1867 wurde er Leiter des Statistischen Amtes und blieb es bis zu seinem Tode . 1875 wurde er ordentliches Mitglied , 1890 Direktionsmitglied der Akademie der Wissenschaften . Besonders große Verdienste erwarb er sich durch die Bearbeitung der Daten der Volkszählung von 1880 und durch die Organisierung der amtlichen Volkszählungen . Seine wichtigeren Werke sind : „ Handbuch der politischen Ökonomie ”, Pest 1863 ; „ Grundsteuer und Kataster ” Pest 1868 ; „ Ungarn und sein Volk ”, 1871 ( das erste systematische statistische Werk über Ungarn ); „ Die amtliche Statistik Ungarns und die Notwendigkeit ihrer Weiterentwicklung ”, Budapest 1873 , „ Ungarns Nationalitätenverhältnisse auf Grund der Volkszählung von 1880 ”, Budapest 1881 ; „ Zur Statistik der Hypothekarschulden in Ungarn ”, 1885 ( erschien in deutscher Sprache ). Im Aufträge der Akademie redigierte er seit 1867 zusammen mit Hunfalvy ( Hundsdorfer ) die Statistischen und Landwirtschaftlichen Mitteilungen ( ungarisch ). Karl Keleti starb am 29 . Mai 1892 in Budapest .
Aus : Die verlorenen Söhne von Johann Weidlein
Zur Kirchengeschichte der Donauschwaben :
Die katholischen Donauschwaben in der Habsburgermonarchie vom Beginn ihrer Ansiedlung
bis zum Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn 1683-1867
Der vom St . Gerhardswerk Stuttgart 2013 herausgegebene Teilband 1 bearbeitet die katholische Kirchengeschichte von der Batschka , der Schwäbischen Türkei , Sathmar und der Westbanat im Zeitalter des Absolutismus und der Aufklärung , von Beginn der Ansiedlung der Donauschwaben in diesen Regionen bis zum Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn . Der erste Teil des mächtigen Vorhabens , die Kirchengeschichte aller von Donauschwaben bewohnten Siedlungsgebiete zu bearbeiten , beginnt mit dem Grußwort von Erzbischof Zollitsch :
„ Indem wir uns mit unserer Geschichte beschäftigen , werden die vergangenen Ereignisse wieder lebendig . Geschichte ist nicht einfach nur neutrales Faktenwissen über längst vergangene Ereignisse . Geschichte ist die konkrete Lebensgeschichte unserer
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Ahnen , unserer Großeltern und unserer Eltern . Sie haben den Grundstein gelegt für unsere kulturellen und religiösen Traditionen , in denen wir aufgewachsen sind . In den historischen Zeugnissen wie auch in Familienerzählungen erfahren wir etwas über ihr Denken , ihr Handeln und ihr Schicksal . Im Erinnern an unsere Vorfahren werden sie und ihre Lebenswelt in uns lebendig und gegenwärtig . Ihre Geschichte wird so zu einem Teil unseres eigenen Lebens und unserer Identität ."
Der Herausgeber , Dipl . Ing . Johannes Weißbarth , Vorsitzender des St . Gerhardswerk Stuttgart im Geleitwort spricht nennt den neulich veröffentlichten Band „(...) einen weiteren Baustein zur Wahrung und Pflege unseres Erbes und Selbstverständnisses als Donauschwaben und Katholiken . Waren doch bei uns Donauschwaben Volkstum und Religion , Kultur und Glaubensleben aufs engste verflochten .”
Der Vorsitzende bekennt sich zunächst zu Werten , die nicht erst im heutigen Europa entdeckt worden sind : „ Unsere Kirchengeschichte lässt nicht nur unseren Gottesbezug sichtbar werden und bildet nicht nur einen wesentlichen Bestandteil unserer Identität , sondern sie gehört als gestaltendes Element auch zum toleranten Zusammenspiel der multiethnischen Minderheitenkulturen in der ehemaligen Donaumonarchie und später in den Nachfolgestaaten .”
In der Einführung des 632 Seiten umfangenden Nachschlagewerkes spricht Stefan P . Teppert davon , dass die Donauschwaben im Gegensatz zu den Siebenbürger Sachsen und Serben , um von den Ungarn zu schweigen , bis heute weitgehend der unerlässlichen Quellen- und Urkundensammlung entbehren . Er begründet auch , warum die thematisierte Erfassung aller donauschwäbischen Siedlungsgebiete wichtig ist : „ So sehr sich die einzelnen donauschwäbischen Siedlungsgebiete landschaftlich und politisch voneinander unterscheiden mögen , erscheint es dennoch berechtig , von der übergreifenden Einheit einer donauschwäbischen Kirchengeschichte zu sprechen . Dies zeigen die Beiträge des jetzt veröffentlichten Teilbandes , die in ihrem thematischen Spektrum (...) Aufschluss über den Zustand des Landes , die Herkunft und Art der deutschen Einwanderer , die Nöte der Ansiedlung , die Anlage der Siedlungshäuser , der Dörfer und Städte , mitgebrachte Lebensformen und Anpassung der Kolonisten an die neue Umgebung , die Einrichtung der Seelsorge , die Tätigkeit der Orden , das Zusammenwirken der Grundherrschaften mit den Siedlern beim Bau von Kirchen , Baupläne und Baumeister , die Errichtung von Pfarrhäusern , Schul- und Seminargebäuden , die Bildung und Schulung der Geistlichen und des Volkes , Liturgie , Christenlehrer , Kirchenkunst und Kirchenmusik , die Versorgung mit Gebet- und Gesangbüchern , Kalendern , Zeitungen und religiöser Literatur , die Ausstattung der Pfarreien und das Inventar der Gotteshäuser , das kirchliche Brauchtum im Jahreslauf , Wallfahrten , das religiöse und politische Verhalten der Kleriker und des Kirchenvolkes , verdienstvolle Bischöfe , Laien im katholischen Dienst , Seminarleiter , Schulmeister , Kantorlehrer , Organisten und Studierte , die Erfolge von Sonntagspredigten , Hirtenbriefen , Visitationen und Völksmissionen , schließlich den religiösen Lebensstil insgesamt . Urkunden und Statistiken ergänzen das Bild .”
Durch die detaillierte Schilderung des bearbeiteten Forschungsstoffes ist ein hoher Maßstab vor Verfasser des nächsten Teilbandes gesetzt , „(...) dem es Vorbehalten bleibt , die noch fehlenden Siedlungsgebiete im gleichen Zeitraum zwischen Einwanderung und Ausgleich zu behandeln . Dort müssten Syrmien und Slawonien , das ungarische Schildgebirge , das Ofner Bergland , die Diözesen Gran , Stuhlweißenburg , Waitzen und Wesprim sowie Belgrad und die deutschen Siedlungen in Bosnien zur Darstellung kommen . Erst dann würde ein vollständiges Werk verwirklicht sein . Ob jemals ein zweiter
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