Sonntagsblatt 4/2011 | Page 13

In unserer letzten Nummer haben wir über die sprachlich-kulturelle Lage im ( heute französischen ) Elsaß berichtet . Wie ist dies in einem demokratischen Staat möglich ? - muss man sich dabei die Frage stellen . Nun , die Wurzeln liegen tief . So Z . B . hier , - wie in einem Dokument von 1954 beschrieben ( Kopie des Originaldokuments ):
F ( 0 ) EDERALISTISCHE UNION DER EUROPÄISCHEN MINDERHEITEN UND REGIONEN Das Generalsekretariat - BULLETIN Nr . 3 , März 1954 Darauf Eingangsstempel : BUNDESKANZLERAMT BONN 6 . M ( ä ) rz 1954
ELSASS :
Die „ Voix d ’ Alsace ” („ Die Stimme des Eisass ”) beschäftigte sich in ihrer Ausgabe vom 15 . Januar ( 1954 - Red .) mit dem Oradour- Prozess und wies in dieser Verbindung auf die Gefährdung des elsässischen Volkstums hin . Wir zitieren :
„ Die IV . Republik , die seit Jahren dem französischen Volk und der ganzen Welt das traurige Beispiel der inneren Zerrissenheit und Disziplinlosigkeit liefert , weiß im Eisass nichts Gescheiteres zu tun , als eine fanatische und systematische Assimilation ( Aufsaugung ) durchzuführen .
Die Vorkämpfer der Laienschule in unserer Heimat haben eine andere Taktik gewählt , um zu ihrem Ziele zu gelangen . Sie haben erreicht , dass die systematische Verpflanzung elsässischer Beamter ins Innere beschleunigt wird , dass immer mehr DURANTs und DUPONTs hier die Stellen der Elsässer einnehmen , sodass der große Tag bald kommen dürfte , wo das unterhöhlte Schulstatut in Elsass-Lothringen von selbst zusammenbrechen wird .
Dann würde der Rest der Traditionen und Eigenarten , den wir noch besitzen , auf den Altar des Vaterlandes gelegt und im Sammelbecken der „ République une et indivisible ” verschwinden . Noch ist es Zeit , das Schlimmste zu verhindern . Noch sind wir 1,6 Millionen deutschsprachige Elsässer , die durch internationale Abkommen Recht auf Sprache und Volkstum haben .”
[ Redaktionelle Anmerkungen : Die Adresse der Föderalistischen Union der Europäischen Minderheiten und Regionen , die den Artikel aus der „ Voix d ’ Alsace ” in ihrem „ Bulletin ” veröffentlicht , wird in dem Dokument folgendermaßen angegeben : Generalsekretär der FUEMR , Rolighed ( evtl , auch Rolighel - Red .), Rungsted Kyst , Dänemark Adresse für deutsche Bezieher des Bulletins : Flans Ronald Jorgensen , Schleswig , Schubystrasse 128 , ( Deutschland - Red .)]
Die Folgen erleben wir heute :
Schrumpfkur für bilingualen Unterricht
Elsässische Behörde will Anteil der zweisprachigen Schulstunden in Modellklassen einschränken .
STRASSBURG . Das Ende für ein elsässisches Zukunftsmodell ? Mit Beginn des Schuljahrs 2012 will die Straßburger Schulbehörde in einzelnen bilingualen Klassen die Zahl der Deutschstunden in den Schulen beschränken . Seit den 90er Jahren wird in öffentlichen Schulen zweisprachiger Unterricht angeboten . 19 000 Kinder lernen auf diese Weise in den Grund- beziehungsweise Primarschulen beide Sprachen . Versuchsweise soll nun mancherorts der Anteil des zweisprachigen deutsch-französischen Unterrichtsangebots innerhalb des Modellprojekts von bislang zwölf Stunden auf acht zurückgefahren werden .
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Während bislang pro bilingualer Klasse zwei Muttersprachler eingesetzt wurden , soll in den Versuchsklassen nur noch eine Lehrkraft unterrichten . Indem man das Deutschpensum reduziere , so die Begründung der Behörde , soll der vor allem von Kindern aus bürgerlichen und wohlhabenden Familien besuchte Unterricht für mehr Schüler geöffnet werden . Sicherlich dürfte aber auch die Hoffnung auf Einsparpotenziale angesichts von 17 Millionen Euro jährlicher Kosten durch den zweisprachigen Unterricht eine Rolle spielen . „ Die neue Lemform wird der Vermittlung der deutschen Sprache einen Mehrwert bringen ”, so die Leiterin der Schulbehörde , Armande Le Pellec-Muller . Beim Übertritt in die weiterführende Schule schmilzt der Anteil des zweisprachigen Unterrichts von zehn auf vier Prozent zusammen .
Eltemverbände und Vereine zur Förderung der Zweisprachigkeit kritisieren den Plan als „ Offenbarungseid für den Fortbestand der Zweisprachigkeit im Eisass ”. Der Verein Culture et Bilinguisme klagt , durch das Vorhaben der staatlichen Behörde werde Deutsch wieder zur Fremdsprache gemacht .
Badische Zeitung 24 . Juni 2011 Autor : Bärbel Nückles
Otto von Habsburg
- gestorben am 4 . Juli 2011 in Pöcking ! BRD
in Österreich amtlich Otto Habsburg-Lothringen , kurz meist Otto Habsburg . - In Ungarn „ unser Otto ”.
Geboren am 20 . November 1912 in Reichenau an der Rax ; Er war ein österreichisch-deutscher Schriftsteller , Publizist und Politiker . Für die CSU der BRD war er Mitglied des Europäischen Parlaments . Er besaß die Staatsbürgerschaften von Österreich , Ungarn , Deutschland und nach eigenen Angaben von Kroatien . Von 1916 bis 1918 war Otto Kronprinz Österreich-Ungams , bis 1921 Kronprinz Ungarns . Mit allen Vornamen und voller Titulatur wurde er damals als „ Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit Franz Joseph Otto Robert Maria Anton Karl Max Heinrich Sixtus Xaver Felix Renatus Ludwig Gaetan Pius Ignatius , Kaiserlicher Prinz , Erzherzog von Österreich , Königlicher Prinz von Ungarn ” bezeichnet . Er war von 1922 bis 2006 Oberhaupt der Familien Habsburg-Lothringen . An der belgischen Universität Löwen war er seit 1929 als Otto Herzog von Bar immatrikuliert und wurde dort 1935 unter diesem Namen promoviert .
Otto beherrschte neben seiner Muttersprache Deutsch auch Ungarisch , Kroatisch , Englisch , Spanisch , Französisch und Latein fließend in Wort und Schrift . Seine Bücher schrieb er daher später nicht nur auf Deutsch , sondern auch in Ungarisch und Französisch .
Otto von Habsburg lebte mit seiner Familie von 1940 bis 1944 in
( Fortsetzung auf Seite 14 )
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