Sonntagsblatt 4/2011

Volkszählung 2011
MOTTO _________________________________________________________________ Mahatma Gandhi ( 1869-1948 ), indischer Politiker : „ Wer Unrecht duldet , ohne sich dagegen zu wehren , macht sich mitschuldig !”

Volkszählung 2011

Was du ererbt von deinen Vätern hast , erwirb es , um es zu besitzen . ( Goethe : Faust )

Deutsche Sprache , deutsche Art ... haben treu wir uns bewahrt

wieder nach der Muttersprache und nach der Nationalität gefragt werden . Woher komme ich ? Wer bin ich ? Wo gehöre ich hin ? Fragen , die uns stets , bei Volkszählungen besonders bewegen , die unmittelbar mit unseren Wurzeln , unserer Identität , mit unserem Ich Zusammenhängen . Wichtig sind sie nicht nur für uns Volksgruppenzugehörige , sondern auch für Parlament , Regierung und andere offizielle Stellen . Ihre Entscheidungen werden sich zunehmend nach den Angaben der Volkszählung richten . Auch wenn keine Pflicht besteht , diese Fragen zu beantworten . Auch das Mutterland wird anders auf uns blicken , wenn es unser Wollen , unsere Vitalität sieht .
Die Datenaufnahme wird formell anders als bisher verlaufen . Ein jeder kann den im Voraus verschickten , acht Seiten umfassenden und auch ins Internet gestellten Fragebogen selber ausfüllen oder die insgesamt 42 Fragen mit Hilfe des Internets bzw . des ins Haus kommenden Zählers beantworten .
Ist es wirklich so ?
Bei der Niederschrift dieser Zeilen kommt mir immer wieder unsere Volkshymne in den Sinn . Wir singen sie oft und auch gern . Ein gutes Lied soll man ja auch oft singen . „ Wir sind eines Volkes Söhne . Deutsche Sprache , deutsche Art , die die Väter hochgehalten , haben treu wir uns bewahrt ”. Das

Es winkt ein spannendes , ein wichtiges Ereignis : eine neuerliche das feierliche Versprechen der heutigen

sind hehre Worte . Sie bergen , meine ich ,
Volkszählung . Beim nächsten Deutschen in Ungarn , es auch zu tun .
Zensus im Oktober 2011 wird auch Bei den alljährigen deutschen Neujahrsfesten im noblen Budapester Kongresszentrum wird unsere Hymne von vielen Hunderten begeistert und lautstark gesungen . Dabei wird es einem immer richtig warm ums Herz . Man sagt sich - im Stillen : Die Versammelten besingen die Verantwortung und die Pflicht , diese Werte zu wahren und zu pflegen . Es kommt Zuversicht auf . Die Volksgruppe lässt Selbstbewusstsein , Entschlossenheit und Stärke erkennen . Was für eine lebendige Volksgruppe !
In einem Atem fragt man sich dann auch freilich : Ist es wirklich so ? Erweist sich alles das auch im Alltag als wahr ? Das Hochhalten und das treue Bewahren unserer wichtigsten Völksgruppenwerte ?
Und was wird die nächste Volkszählung zeigen ? Werden viele weitere auf den Zug der Volksgruppe aufspringen ? Nur schön auf dem Boden bleiben und nicht abheben . Nur keinem Wunschdenken verfallen . Die Angaben der Volkszählung werden zeigen , wie viele Ungamdeutsche das Hymne- Versprechen wirklich ernst nehmen .
Steckt eine weitere Verdoppelung drin ?
Bei der Volkszählung 2001 bekannten sich 33 792 Personen zur deutschen Muttersprache . 1990 waren es noch 37 511 . Also : Tendenz fallend . Leider . Ist doch die Sprache das wichtigste Merkmal einer Volksgruppe und auch die Grundlage einer lebendigen muttersprachlichen Kultur . Zur Erinnerung : Bei der ominösen Volkszählung 1941 gaben 475 491 ungarische Staatsbürger Deutsch als Muttersprache an . Bei früheren Volkszählungen ist nur nach der Muttersprache gefragt worden . Was das Bekenntnis zur deutschen Nationalität betrifft , zeigte 2001 die Zahlenkurve steil nach oben . Da hat die Volksgruppe kräftig aufgeholt . Zur deutschen Nationalität zählten sich vor 20 Jahren 30 824 Bürger Ungarns . Vor zehn Jahren 62 233 . Eine erfreulich steigende Tendenz , hat sich doch die Zahl eben verdoppelt . Nicht wenige machten da große Augen .
Weil keine Pflicht bestand , haben 2001 viele diese Fragen einfach nicht beantwortet . Diese Regel gilt auch für den Zensus 2011 . Sie bezieht sich auch auf die Verbundenheit mit der Kultur und den Traditionen der Volksgruppe , den Gebrauch der Muttersprache sowie auf die Religion . Keine Antwort ist freilich auch eine Antwort . Sie lässt zumindest Gleichgültigkeit erkennen . Manch Ältere werden wohl aus Erinnerung an frühere Heimsuchungen mit der Antwort , mit dem Bekenntnis zurückgehalten haben .
88 416 Bürger fühlten sich 2001 der deutschen Kultur , den deutschen Traditionen verbunden . Diese Zahlen geben Kunde von der „ singenden , tanzenden deutschen Volksgruppe ”, wie wir oft bezeichnet werden . 53 040 Personen teilten vor zehn Jahren mit , im alltäglichen Sprachumgang , im Familien- und Freundeskreis sich der deutschen Sprache zu bedienen .
Der Gebrauch der deutschen Sprache - wie vieles andere - ist nicht näher definiert , kann beliebig ausgelegt werden . Nach Umfang und Häufigkeit ist nicht gefragt worden . Auch Nicht-Deutsche können natürlich über solide Deutschkenntnisse verfügen und oft und gern deutsch sprechen .
Eindeutig und maßgebend sind allerdings die Angaben über die Muttersprache und die Nationalität . Man fragt sich : Warum sollte die steigende Tendenz bezüglich
( Fonsetzung auf Seite 2 )