Sonntagsblatt 3/2023 | Page 27

bischen Familie , die es erbaut hatte , und das Fertigstellungsdatum zu finden sind . Diejenigen , die später das Elternhaus zurückgekauft haben , versuchten , das Wohngebäude in seiner ursprünglichen Form zu erhalten und zu renovieren .
Darüber hinaus ist das Gebäude der Fotosammlung , ein wunderschönes Bauernhaus , eine Privatsammlung . Im Ort , jedoch einzigartig im Landkreis , befindet sich ein Stallgebäude mit Fachwerkaufbau . Hierbei handelt es sich um einen originalen Schiffsbalken , den die auf der Donau ankommenden Schwaben nach dem Abbau der “ Ulmer Schachtel ” im Anbau einbauten . Bereits erwähnt wurden die Johann-Lux-Stallgalerie und das Gebäude der „ Heimatgeschichtlichen Sammlung “. Darüber hinaus ging das katholische Gebetshaus , das Eigentum der Familie Ochs war , später in den Besitz der sesshaften Bukowina-Szekler über . Das Dachgerüst des Gebäudes wurde sehr schön renoviert . Jetzt gibt es dort alle zwei Wochen eine katholische Messe . ( Über die schwäbischen Bauten von Gallaß konnte der Leser bereits in Ausgabe 4 / 2022 lesen .)
SB : Was hat das Dorf den Schwaben zu verdanken ? Welche Handwerke und Tätigkeiten gibt es , die von den schwäbischen Vorfahren eingebürgert wurden ?
MMK : Früher wurde hier viel Wein angebaut , es gab damals fast 200 Weinkeller , heute gibt es nur noch einen Weingarten für den privaten Weinbau . Leider sterben die alten Handwerke aus , wenn die Enkel sie nicht in der Familie weiterführen . Ich kenne nichts anderes als Weinbau .
SB : Wer besucht heutzutage das Dorf oder zieht hierher ?
MMK : Viele Menschen , die in dieser Saison das Dorf besuchen , kommen aus den Großstädten . Sie kaufen Immobilien und renovieren sie , belassen sie in ihrem ursprünglichen Stil und bleiben saisonal hier . Darüber hinaus verfügt die Gemeinde über ein Gästehaus , das wir vermieten , und wer sich entspannen möchte , kann hier übernachten . Es kommen auch Ausländer und Niederländer , die Immobilien kaufen und dauerhaft hierherziehen . Sie gehen in den Ruhestand und ziehen hierher . Oder sie kaufen das Grundstück , lassen dort alles renovieren , kehren erst nach Hause zurück und ziehen dann nach Gallaß , wenn sie älter werden . Über Gallas konnte man in der letzten Zeit in den Medien öfter hören und lesen , infolgedessen ist die Besucherzahl des Dorfes gestiegen .
SB : Vielen Dank für das Interview .
Das Interview führte Ibolya Lengyel-Rauh .

ZEHN FRAGEN ÜBER

GEGENWART UND ZUKUNFT

SB-LESER JOACHIM KLINGNER BEFRAGTE UNGARNDEUTSCHE ÜBER IHREN SPRACHGEBRAUCH
Aufgezeichnet von Richard Guth
Unser Leser Joachim Klingner , dem ich Ende August letzten Jahres einen Besuch abstattete , erzählte mir damals von einem besonderen Anliegen . Er wollte in seinem Umfeld den Sprachgebrauch der ungarndeutschen Freunde und Bekannten erforschen . Dazu befragte er Menschen zwischen 40 und über 80 Jahren „ verschiedener sozialer Herkunft ”, wie er sagt . Das Ergebnis überraschte ihn nach eigenen Angaben , da die Antworten fast wortgleich gewesen seien , als habe man eine Schablone verwendet .
Besonders kritisch betrachteten die Befragten nach Klingners Ergebnissen die Überlebenschancen der Dialekte : Diese würden nach Meinung aller befragten Personen mit dem Ableben der Generation 80 + unwiederbringlich verschwinden . Beim täglichen Sprachgebrauch ( Dialekt oder Hochsprache ) reiche die Spanne von ein , zwei Stunden bis gelegentlich - abhängig von der Häufigkeit des Kontakts mit Deutschsprachigen . Seine Ansprechpartner haben nach eigenem Bekunden die Sprache von den Eltern sowie Großeltern erlernt und hätten bis zum Kindergarten kein Ungarisch
SoNNTAGSBLATT gesprochen oder im täglichen Umgang benutzt . „ Was mich persönlich tief beeindruckt hat , war die Antwort auf die Frage Was ist Eure Muttersprache ?”, sagt Joachim Klingner und liefert gleich die Antwort der Befragten : „ Deutsch ”, was ihn verblüfft habe , denn manche würden Deutsch nicht sehr gut beherrschen .
Was die Zukunft anbetrifft , sähen die Befragten schwarz : Durch Assimilation und Mischehen dominiere bereits heute das Ungarische . Deutsch als „ Hochdeutsch ” spiele in der Schule als Fremdsprache zwar eine Rolle , aber stehe mit Englisch in Konkurrenz . „ Es fehlen auch Vorbilder in der Praxis , in der gerade junge Ungarndeutsche sich orientieren können ”, resümiert der gebürtige Ostdeutsche und nennt dabei den Auftritt des deutschen Abgeordneten Ende 2022 in Baaja : Emmerich Ritter habe lediglich die Begrüßung auf Deutsch gehalten , den Rest auf Ungarisch . Es gebe aber auch weitere ähnliche Beispiele , allen voran Veranstaltungen sowie Auftritte von Kulturgruppen , wo auf Ungarisch kommuniziert werde .
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