Ein Erlebnis , das mich die ganze Zeit des Aufenthalts begleitet : Man hört fast nur Deutsch , auf der Straße , in den Geschäften , in den Kirchen , wobei an diesem Sonntagsvormittag auch Französisch nicht fehlen darf , nicht zuletzt dank der zahlreichen Tagestouristen aus anderen Teilen Belgiens oder bei dem Herrn nach der französischen Heiligen Messe , der mich so nett begrüßte , dass ich ihn mit Fragen löchern musste . Er lebt nach eigenen Angaben seit dreißig Jahren in Eupen – er kommt auch auf 80 - 90 % Deutschsprachige und die Erfahrung , dass viele Frankofone Deutsch sprächen . Er geht sogar noch weiter : „ Der Einfluss des Deutschen ist so groß , nicht zuletzt über den Schulunterricht , dass sich zuvor Frankofone sprachlich anpassen und auch im Alltag deutsch sprechen .” Bezüglich des Schulunterrichts erzählt er noch , dass man auch Französisch-Fremdsprachenunterricht habe , damit die Jugendlichen später die Möglichkeit hätten , in Lüttich oder Namur zu studieren . „ Dennoch gibt es eine Vereinbarung mit der Universität Aachen , die einige Studienplätze für die Deutschsprachigen in Belgien bereithält ”, so der Neueupener . Apropos Schulunterricht : Ich stehe auf dem Marktplatz und werfe einen Blick auf die Tageszeitung „ Grenzecho “, die am Verlagshaus in Vitrinen ausgelegt ist . Eines der Themen der Freitagsausgabe ist der vermeintliche Rückgang der Französischkenntnisse der Deutschsprachigen , was nach Maßnahmen verlange . Wiederum ein Eindruck , der von meinen flüchtigen Begegnungen ebenfalls differenziert wahrgenommen wird . In den Gesprächen fehlte der Hinweis auf die lange Zugehörigkeit zu zuletzt Preußen auch nicht sowie die geografische Nähe zu Deutschland , die den Spracherhalt fördere .
„ bis auf die großen Ketten am Stadtrand , da spricht man eher französisch ”. Wie sich herausstellt , kam der junge Mann mit fünf Jahren als Flüchtling nach Eupen und wuchs im deutschsprachigen Milieu auf .
Die große Verwunderung weicht allmählich einem Gefühl der Normalität . Denn wenn selbst Seine Majestät der König in seinen Ansprachen seine Untertanen neben Französisch und Flämisch auf Deutsch begrüßt , dann zeigt dies trotz langjähriger Gegensätze insbesondere zwischen Wallonen und Flamen die tiefe Verwurzelung der Idee der Mehrsprachigkeit und Autonomie .
Eine Autonomie , die trotz rasanter Veränderungen immer noch authentisch wirkt , wie meine letzte Gesprächspartnerin , eine betagte Ordensschwester , die mit fast zehn Geschwistern mit dem Eupener „ Platt ” aufgewachsenen ist und über sprachliche und sonstige Veränderungen nur schmunzele , auch bestätigt .
So auch von einem Mittzwanziger , fließend deutschsprachig : Nach seinen Erfahrungen sprechen Jugendliche beide Sprachen gleichermaßen , wobei im täglichen Kontakt Deutsch dominiere ,